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Seehaie

Seehaie

Titel: Seehaie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: emons Verlag
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Baustelle? Fahren Sie
rein, bis Sie an den Eingang zur neuen Tiefgarage kommen. Sie können es nicht
verfehlen, es stehen Streifenwagen davor. Dort gehen Sie runter zur unteren
Ebene. Und bringen Sie Ihren Fotoapparat mit. So gegen acht, schaffen Sie das?«
    »Ich werde da sein. Danke!«
    Er hatte kaum aufgelegt, da stand Jo vor seinem
Schreibtisch. »Interessiert Sie, was die Ploc mir erzählt hat, Chef?«
    »Immer. Aber nicht hier. Pack deine Siebensachen
zusammen, wir fahren zu Ludger. Wenn du mir versprichst, wie ein normaler
Mensch zu fahren, setze ich mich sogar in deinen Kugelporsche. Unterwegs können
wir dann reden.«
    »Warum so skeptisch? Bei mir sind Sie sicher wie in
Abrahams Schoß. Ich warte unten auf Sie.«
    Fünf Minuten später fuhren sie vom Hof.
    »Wie wir immer vermutet haben«, begann Jo, als sie am
See entlang Richtung Meersburg fuhren, »hat die Ploc inoffiziell ziemlich genau
gewusst, was bei der Arbeit ihres Mannes läuft. Nicht dass er zu Hause sehr
gesprächig gewesen wäre, aber hier ein Wort und da ein Wort, den Rest hat sie
sich zusammengereimt. Wahrscheinlich hat ihr Stani wegen der Giftmülltransporte
Muffensausen bekommen und wollte Schluss machen. Sein Schweigen wollte er sich
teuer bezahlen lassen, doch wer immer da zur Kasse gebeten wurde, hat die
Möglichkeit eines Selbstmordes der Notwendigkeit von Schweigegeld vorgezogen.«
    »So weit, so gut. Allerdings war da immer noch seine
Frau – möglicherweise eine Mitwisserin, die man unter allen Umständen
ruhigstellen musste!«, spann Wolf den Faden weiter.
    »Korrekt. Die hatte dann plötzlich einen Umschlag mit
zehntausend Euro im Postkasten … na ja, den Rest kennen wir.«
    »Weißt du, Jo, was mich immer wieder maßlos
erschüttert? Diese grenzenlose Gier aller Beteiligten. Alle sind geil aufs
Geld. Und im Zweifel bereit, jede Untat dafür zu begehen, so kriminell und
menschenverachtend sie auch sein mag. Geld, Geld, immer nur Geld … einfach zum
Kotzen!«
    Je
näher sie der Baustelle kamen, desto bedrückender fand Wolf ihre Situation.
Wenn sich in dem Fass tatsächlich Giftmüll befand, hatte das unabsehbare
Konsequenzen für alle Beteiligten. Wie konnte man das Zeug ohne einen
Totalabriss herausholen? Wer kam für den immensen wirtschaftlichen Schaden auf – falls der Bauträger diese Zäsur überhaupt überlebte? Zudem wäre es naiv,
anzunehmen, nur die Tiefgarage sei betroffen. Wolf ging jede Wette ein, dass
nicht nur weitere Gebäude des Tourismuscenters als Giftmüll-Endlager
missbraucht worden waren, sondern auch andere Bauobjekte in der Region.
    Ihre Ankunft vor der Tiefgarage riss ihn jäh aus
seinen Überlegungen. Obwohl erst Viertel vor acht, war die Fläche vor dem
Gebäude komplett zugeparkt. Erst in einiger Entfernung vom Eingang fand sich
eine Lücke für Jos Käfer. Wolf sah sich beim Aussteigen suchend um. Nirgends
ein blauer Sportwagen, also war Karin Winter noch nicht da.
    Je tiefer sie in die Garage hinabstiegen, desto
staubgeschwängerter wurde die Luft. Die untere Parkebene zeigte sich seit dem
Vorabend völlig verändert. Von der schlechten Sicht einmal abgesehen, fielen
Wolf vor allem die zahlreichen Menschen auf. Während sich die Betonspezialisten
mit übernächtigten Gesichtern hinter einen Berg von Betonbrocken verzogen
hatten und sich aus einem am Boden stehenden Kasten Bier bedienten, huschten
die Leute des Chemischen Untersuchungsamtes und der Kriminaltechnik um ein
großes Loch herum, aus dem ein blau lackiertes Fass geborgen worden war. Hinter
dem Fass schälten sich undeutlich die Umrisse von Kalfass und Kronberger aus
dem Staubschleier. Zusammen mit einem der Chemiker waren sie in die Hocke
gegangen und schienen über die Aufschriften auf dem Fass zu rätseln. Außerdem
erkannte Wolf drei Uniformierte und einen Fotografen, der vermutlich zur
Kriminaltechnik gehörte und dessen Gesicht praktisch ständig von der Kamera
verdeckt wurde.
    Wolf und Jo traten zu den drei Männern am Fass. Nach
der Begrüßung gab Kalfass einen kurzen Abriss.
    »Die Leute haben gearbeitet bis zum Umfallen. Um
sieben hatten sie das Fass endlich freigelegt.«
    »Unbeschädigt?«, fragte Wolf dazwischen.
    »Selbstverständlich, deshalb hat es ja so lange
gedauert. Es ist noch verschlossen, also konnten auch noch keine Proben
entnommen werden.«
    »Wir werden das Fass mitnehmen und im Labor öffnen«,
meldete sich der Chemiker zu Wort. »Das ist sicherer, zumal uns die Aufschrift
keinerlei Anhaltspunkte über die

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