Seekers 03: Auf dem Rauchberg
erklärte er bestimmt. »Irgendwo werden wir den Fluss überqueren müssen, um dorthin zu kommen, und Qopuk meinte, dies sei die einzige Stelle, wo das möglich ist.«
Toklo starrte auf das unergründlich schwarze Wasser. »Es muss doch einen einfacheren Weg geben«, brummte er.
»Es bleibt uns nichts anderes übrig, als uns auf Qopuk zu verlassen«, erwiderte Ujurak mit einer eigentümlich hohen und quäkenden Stimme. Als Toklo sich umdrehte, sah er graue und weiße Federn durch Ujuraks Fell sprießen. Seine Gliedmaßen schrumpften in den Rumpf zurück, und während seine Schnauze sich in einen Schnabel verwandelte, wuchsen ihm Flügel.
»Wolltest du nicht versuchen, dich nicht mehr zu verwandeln?«, knurrte Toklo ärgerlich.
»Ich geh kundschaften«, konnte Ujurak noch krächzen, bevor der Bär vollständig verschwunden war. Eine dürre, schmuddelige Seemöwe stand jetzt neben ihnen auf dem sandigen Uferstreifen. Mit heftigem Flügelschlagen erhob sich Ujurak in die Lüfte und schwebte über dem Fluss davon.
»Meine Güte«, stieß Kallik hervor und blickte Ujurak sehnsüchtig hinterher. »Ich wünschte, wir alle könnten das tun!«
»Es wäre jedenfalls viel leichter, als zu schwimmen!«, stimmte Lusa ihm zu.
Toklo war sich da nicht so sicher. Seinem Eindruck nach war das Fliegen keine übermäßig sichere Angelegenheit. Er hätte es jederzeit vorgezogen, mit allen vier Tatzen auf dem Boden zu bleiben.
Sie warteten mit Unbehagen am ungeschützten Flussufer. Toklo ließ den Blick hin und her schweifen, zuckte beim kleinsten Geräusch zusammen. Es gab hier keine Möglichkeit, sich zu verstecken. Im Falle einer Bedrohung konnten sie nirgendshin, es sei denn zu den Höhlen zurück oder direkt in den Fluss.
Normalerweise fühlte Toklo sich in der Nähe von Flüssen wohl. Ihm gefielen das Rauschen des Wassers und die glatten Flusssteine unter den Tatzen. Und das Fischefangen – das Fischefressen nicht zu vergessen! – liebte er mehr als alles andere. Vielleicht würde er morgen mal einen Fisch fangen, während sie dem Fluss zum Meer folgten. Allerdings machte dieser Fluss, oder jedenfalls dieser Teil davon, einen seltsamen, unfreundlichen Eindruck auf ihn. Statt des Murmelns der Bärenseelen hörte er hier nur das Schmatzen des Wassers am Ufer. Es hatte einen rußigen, metallischen Geruch, überhaupt nicht frisch, sauber und fischig, wie es sein sollte.
Eine gräuliche Gestalt tauchte plötzlich am Himmel auf und wurde beim Näherkommen schnell größer. Vorübergehend verlor Toklo sie aus den Augen, als sie in den Schatten des Rauchberges eintauchte, aber kurz darauf war sie wieder da und landete als Ujurak-Möwe direkt neben ihm. Die Federn zitterten, während sie sich braun färbten und zu einem Bärenfell verwandelten. Ujurak öffnete dauernd die nachwachsende Schnauze, er hatte offensichtlich etwas mitzuteilen.
»Qopuk hatte recht«, platzte es aus ihm heraus, sobald er wieder sprechen konnte. »Diese Stelle ist anders als der übrige Fluss. Ich bin weit geflogen, um zu schauen, ob es noch eine andere Möglichkeit gibt. Aber das hier ist eindeutig die richtige Stelle.« Er streckte die steifen Vorderbeine. »Fliegen ist anstrengend.«
»Woher weißt du, dass dies der richtige Ort ist?«, fragte Toklo.
»Weil es von hier bis zum anderen Ufer lauter kleine Inseln gibt.« Ujurak deutete mit der Schnauze auf den Fluss hinaus.
»Im Ernst?« Lusa versuchte, sie in der Dunkelheit zu erspähen. »Gibt es da auch Flachgesichterhöhlen? Oder Feuerbiester?«
»Nein, sie sind leer. Es gibt nur ein paar Flachgesichterdinge aus Metall, aber die tun nichts. Wir können die Inseln nutzen, um uns zwischendurch auszuruhen, und müssen daher nicht den ganzen Weg in einem Stück zurücklegen«, erklärte Ujurak.
»Hmmmpf«, grummelte Toklo. »Kommt mir trotzdem immer noch reichlich idiotisch vor.«
»Wir können es schaffen«, meinte Kallik. »Ich bin eine gute Schwimmerin. Ich bleibe immer in Lusas Nähe und pass auf, dass sie nicht abgetrieben wird.«
»Du solltest dich wieder in eine Möwe verwandeln und rüberfliegen«, wandte sich Toklo unwirsch an Ujurak. Sosehr er die Verwandlungen seines Freundes verabscheute, wollte er doch sicher sein, dass ihm nichts passierte. »Dann kannst du die Augen offenhalten und uns warnen, falls jemand von der Strömung erfasst wird.«
»Gute Idee.« Ujurak neigte den Kopf. »Werdet ihr zurechtkommen?«
»Jawohl«, beruhigte ihn Lusa. »Stimmt’s, Toklo? Lasst uns ins Wasser
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