Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Seekers 03: Auf dem Rauchberg

Seekers 03: Auf dem Rauchberg

Titel: Seekers 03: Auf dem Rauchberg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Hunter
Vom Netzwerk:
Flachgesichter von der Strömung erfasst worden, während es versucht hatte, sich in Sicherheit zu bringen. Jetzt klammerte es sich an einen dahintreibenden Baumstamm. Warum schwamm es nicht einfach ans Ufer? Konnten Flachgesichter nicht schwimmen?
    Sie schob sich auf einen Felsen und suchte das Flussufer in beide Richtungen mit den Augen ab. Das Herz schlug ihr bis zum Hals, als sie zwei der anderen Flachgesichter erspähte. Sie lagen auf dem Rücken im Schlamm, nur wenige Bärenlängen entfernt. Ihre Augen waren geschlossen, aber Lusa konnte erkennen, dass sich ihr Brustkorb hob und senkte. Also lebten sie noch. Sie taten aber nichts, um ihrem Freund zu Hilfe zu eilen. Vielleicht konnten sie es nicht.
    Lusa blickte zurück zu dem Flachgesicht im Wasser. Seine Tatzen waren ganz weiß, so angestrengt umklammerte es die Äste des Baums. Es konnte jederzeit den Halt verlieren und weggeschwemmt werden. Mit dem Fell an seinem Kinn erinnerte es Lusa an einen der Fütterer aus dem Bärengehege – ein Flachgesicht, das ihr Beeren gebracht und manchmal den Rücken gekratzt hatte.
    Ein Teil von ihr hasste das Flachgesicht im Fluss noch immer, schließlich hatte er sie gejagt, hatte Toklo gefangen und ihn beinahe getötet. Aber ein anderer Teil von ihr konnte ihn nicht einfach sterben lassen. Bären waren nicht dafür gemacht, Flachgesichter zu töten, und wenn Lusa ihn ertrinken ließ, ohne dass sie ihm zu helfen versuchte, wäre sie mitverantwortlich für seinen Tod.
    »Lusa, wo willst du hin?«, rief Kallik, als Lusa in den Fluss watete.
    »Ich werde ihm helfen.« Lusa sprang ins Wasser und paddelte los, bevor die anderen sie aufhalten konnten.
    »Lusa, du bist verrückt!«, rief Toklo. »Komm zurück.«
    Lusa schwamm um das Feuerbiest herum und musste aufpassen, von der starken Strömung nicht abgetrieben zu werden. Wasser schwappte ihr über die Schnauze und sie musste niesen.
    Das Flachgesicht bemerkte sie, als sie nur noch wenige Tatzenlängen von ihm entfernt war. Vor Schreck stieß er einen gellenden Schrei aus und hätte beinahe den Baumstamm, an dem er sich festhielt, losgelassen. Sie tauchte unter und sah, dass seine Hintertatzen zwischen zwei dicken Ästen feststeckten, die am Grund des Flusses lagen. Das musste passiert sein, als die Strömung ihn flussabwärts gezerrt hatte. Deswegen also konnte er nicht einfach ans Ufer schwimmen.
    Sie packte einen der Äste mit den Vordertatzen und zog sich heran. Es war ein komisches Gefühl, so, als würde man unter Wasser auf einen Baum klettern. Als sie nach der eingeklemmten Tatze griff, um sie zu befreien, begann das Flachgesicht zu zappeln und zu spritzen, als glaubte er, sie wolle ihn auffressen. Das sollte ich eigentlich tun, dachte sie. Es würde dir ganz recht geschehen!
    Da sie offensichtlich seine Tatze nicht berühren konnte, ohne einen Tritt an den Kopf zu bekommen, konzentrierte Lusa ihre Aufmerksamkeit auf die Äste, zwischen denen sie eingeklemmt war. Sie rüttelte mit der Vordertatze an dem dünneren von beiden, dann nahm sie ihn zwischen die Zähne und warf den Kopf zur Seite. Der Ast brach ab und fast wäre sie von der Strömung fortgerissen worden.
    Als sie zurück an die Wasseroberfläche kam, sah sie, wie das Flachgesicht mit weit ausholenden, spritzenden Bewegungen fortschwamm. Am Ufer stand jetzt eines der anderen Flachgesichter und blickte sich hektisch um. Auf Lusa zeigend rief er seinen Freunden etwas zu. Sein aufgeregtes Verhalten ließ vermuten, dass er nach einem Feuerstock Ausschau hielt. Waren die Flachgesichter wirklich zu dumm, zu verstehen, dass sie ihrem Kameraden soeben das Leben gerettet hatte?
    Es wurde Zeit, sich davonzumachen.

29. KAPITEL
    Kallik
    Trotz schmerzender Tatzen und blutender Wunden gönnten die Jungbären sich keine Rast, bis sie wieder im Tal waren. Als sie schließlich den Kiefernhain erreicht hatten und erschöpft niedersanken, leckte Kallik erst einmal den langen Riss an Lusas Schulter. Die Todeskugel hatte sie nur gestreift, aber die Wunde blutete stark. Kallik hielt ihren offenen Mund in den strömenden Regen, um den heißen klebrigen Geschmack wegzuspülen. Lusa lehnte sich dösend neben sie. Zwar humpelte sie ein wenig, aber immerhin steckte die Kugel nicht fest. Kallik konnte immer noch nicht fassen, was Lusa mit einer solchen Verletzung alles auf sich genommen hatte, um Toklo zu retten.
    »Ohne das Feuerbiest werden sie uns nicht einholen können«, sagte Ujurak zu Toklo, der am Rande des Wäldchens stand und

Weitere Kostenlose Bücher