Seekers - Die Letzte Große Wildnis: Band 4 (German Edition)
gut für die Jagd. Auf die Lichtung kommen vielleicht sogar Bergziegen.
Toklo entschied sich gegen die Bäume am unteren Ende des Abhangs, weil er wusste, dass der Bach bei starkem Regen anschwellen und seine Höhle überfluten konnte. Weiter oben stand ein dicker Baum, dessen Wurzeln jedoch so verzweigt waren, dass er keine tiefe Höhle würde graben können. Ganz oben am Abhang fand er endlich den geeigneten Platz unter einem Baum, dessen unterste Äste fast den Boden berührten und daher zusätzlichen Schutz boten. Er ging um die Kiefer herum, bis er wusste, wo er vor Wind geschützt wäre und wo die Sonne ihm die meiste Wärme spendete.
Noch immer unter dem forschenden Blick des Spechtes begann Toklo zu graben. Er war überrascht, wie schwer es war, mit den Krallen durch die Wurzeln der Gräser und die harte Erde zu dringen. Bei Oka hatte es so leicht ausgesehen, mit ihren riesigen Tatzen und den scharfen Krallen.
Meine Krallen sind stumpf, dachte Toklo bekümmert, als er eine Pause machte und seine Tatzen betrachtete. Oka hat ihre Krallen immer an einem Baum geschärft, dessen Rinde von den Hirschen abgeschält worden war. Das mache ich besser auch.
Wieder ging er auf die Suche. Er musste viele Bärenlängen tiefer in den Wald, ehe er einen Baum fand, unter dessen abgeschälter Rinde der graue Stamm zum Vorschein kam. Toklo reckte sich, so hoch er konnte, und kratzte und kratzte, bis seine Tatzen wund waren und seine Krallen schmerzten.
»Das dürfte reichen«, keuchte er.
Als er den Stamm hinaufblickte, vergaß er plötzlich seine pochenden Tatzen. Ich habe einen Baum markiert! Das ist jetzt mein neues Revier. Stolz erfüllte ihn, als er die Kratzer untersuchte: Die Höhe zeigte an, wie groß er war, die Tiefe der Kratzspuren ließ auf starke, scharfe Krallen schließen. Kein Bär wird sich mit mir anlegen!
Auf dem Rückweg zu seiner Höhle markierte Toklo weitere Bäume. Der Specht folgte ihm, verärgert vor sich hinrufend, als gefielen ihm Toklos Kratzspuren nicht.
»Pech gehabt!«, erklärte Toklo. »Das ist jetzt mein Revier und das sind meine Bäume.«
An dem Baum angekommen, den er sich ausgesucht hatte, grub er weiter. Er arbeitete jetzt schneller, musste sich aber nach wie vor abmühen. Die Beine taten ihm weh und seine Krallen spürte er schon fast nicht mehr.
Schließlich merkte Toklo, dass sich das Licht im Wald rötlich verfärbte. Die Sonne ging unter. Seine Höhle war noch immer nicht mehr als eine Delle im Boden.
Ich bin am Verhungern!, dachte er. Ich muss eine Pause einlegen und Beute finden.
Als er die wunden Tatzen auf den Boden setzte, zuckte er vor Schmerz zusammen. Er trottete den Abhang hinunter zum Bach und hüpfte darin von Stein zu Stein, bis er ein kleines Becken fand. Da sprang er hinein und ließ sich das kühle Wasser über den Pelz laufen. Winzige silberne Gestalten zuckten um ihn herum. Toklo machte einen Satz und patschte mit der Tatze auf einen Fisch, der unter seinen Krallen zappelte. Er stieß die Schnauze in den Bach, biss in den Fisch und schluckte ihn hinunter. Der Fisch war winzig, hinterließ aber einen leckeren Nachgeschmack im Maul. Toklo watete tiefer ins Wasser und fing noch mehr von den Fischchen, bis die restlichen Tiere alle in für ihn unerreichbare Spalten geflohen waren.
Als sich Toklo aus dem Bach erhob, war er zu müde, um noch weiterzujagen. Er trottete zu seiner Höhle und zwängte sich in den unfertigen Bau. Zufriedenheit überkam ihn. Es war ihm egal, dass die Höhle nicht fertig geworden war. Sie gehörte ihm. Er war in seinem Revier und hatte Beute gefressen, die er selbst gefangen hatte.
Die Höhle kam ihm ohne Kallik, Lusa und Ujurak kalt vor, doch Toklo kuschelte sich gegen den kühlen Nachtwind tiefer in das Loch und ließ sich von den vertrauten Düften der Erde, der Bäume und der halb im Boden verborgenen Wurzeln trösten. Bald fielen ihm die Augen zu und er schlief ein.
Als Toklo am nächsten Morgen aus seiner Höhle kroch, entschlossen, gleich weiterzugraben, waren seine Tatzen wund, und die Muskeln seiner Beine fühlten sich an, als stünden sie in Flammen. Er begann zwar, in der Erde zu scharren, musste aber feststellen, dass er kaum vorankam. Ständig stieß er auf Wurzeln und musste mit der Schnauze in das Loch stoßen, um sie durchzubeißen.
Ich kann nicht mehr!, dachte er, als er mit den Zähnen eine lange knorrige Wurzel aus seiner Höhle zog. Er spuckte sie aus und langte mit der Tatze ins Maul, um den Schmutz
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