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Seekers - Die Letzte Große Wildnis: Band 4 (German Edition)

Seekers - Die Letzte Große Wildnis: Band 4 (German Edition)

Titel: Seekers - Die Letzte Große Wildnis: Band 4 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Hunter
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blinkten.
    Ujurak hörte tief aus dem Bauch des Vogels ein Knurren und von oben das rhythmische Schlagen der Flügel. Er war schon als Seemöwe, als Gans und sogar als Adler unterwegs gewesen, doch dieses Gefühl hier war völlig neu. Er spürte keinen Wind um sich, musste nicht mit den Flügeln schlagen, nicht gleiten und keine Luftströmungen finden, die ihn in die Höhe trugen. Stattdessen war um ihn herum alles völlig unbewegt.
    Er versuchte sich vorzustellen, wie der Schwirrvogel hoch durch die Luft flog, über die Berge und vielleicht sogar über das Meer. Zwar wusste er, dass der Vogel eine Art Feuerbiest war, das nicht wirklich lebte, doch er hatte noch nie ein Feuerbiest gesehen, das sich vom Schwarzpfad in die Lüfte erhob.
    Wo bringen sie mich nur hin?
    Der Senator beugte sich vor und sprach mit den beiden Flachgesichtern vor ihm. »Geben Sie bitte im Krankenhaus Bescheid, dass wir unterwegs sind.«
    Einer der Flachgesichter drehte sich um und nickte. Dann begann er zu sprechen, zu leise, als dass Ujurak ihn hätte verstehen können. Eine andere Stimme, die knackte und weit weg zu sein schien, antwortete ihm.
    Ujurak beugte sich vor, um zu sehen, ob sich im Vorderteil des Schwirrvogels jemand versteckte. Doch da war niemand. Obwohl die Stimme aus dem Nichts kam, schienen sich die anderen nicht darüber zu wundern.
    Der Senator sah ihn an und lächelte. »Wie heißt du, mein Sohn?«, fragte er.
    »Ujurak.«
    »Und woher kommst du?«
    Ujurak schwieg. Er hatte auf die Frage keine Antwort, die der Senator verstanden hätte. Sein Gegenüber schaute ihn verwirrt an.
    »Wo sind deine Leute? Deine Familie? Deine Mutter und dein Vater?«, wollte er wissen.
    Zumindest diese Frage verstand Ujurak, obwohl er auch darauf keine Antwort hatte. »Ich glaube, sie sind tot.«
    »Du hast keine Mutter?« Der Senator kratzte sich am Kopf. »Bist du Amerikaner?«, fragte er. »Du klingst nicht wie ein Amerikaner.«
    Das war schon wieder so eine Frage, die Ujurak nicht verstand. Er verfiel in Schweigen.
    Der Senator schüttelte lächelnd den Kopf. »Du bist ein echtes Rätsel, junger Mann«, sagte er. »Du bist krank, du hast keine Familie, aber du hast auch keine Angst, nicht wahr? Kein bisschen.« Wieder schüttelte er den Kopf und wandte den Blick von Ujurak ab. »Ein merkwürdiges Kind«, murmelte er.
    In diesem Augenblick spürte Ujurak, dass der Schwirrvogel sank. Auch sein Knurren veränderte sich.
    »Wo komme ich hin?«, krächzte er.
    »Wir kümmern uns darum, dass du wieder gesund wirst«, erklärte ihm der Senator freundlich.
    Das ist keine Antwort, dachte Ujurak. Während der Schwirrvogel sank, tauchten vor dem Fenster große, weiße Bauten auf, und als er auf dem Boden aufsetzte, spürte Ujurak einen Ruck.
    Jetzt sind wir angekommen. Wo immer das sein mag.

20. Kapitel
    Toklo
    Der Wind rauschte über Toklo durch die Wipfel der Bäume. In der Ferne hörte er das Gurgeln eines Baches. Er atmete die frischen Düfte des Waldes ein und seufzte zufrieden.
    Das ist der richtige Ort für einen Bären.
    Er wanderte ohne bestimmte Richtung in dem guten Gefühl, allein zu sein. Er musste sich Lusas Geschnatter nicht mehr anhören, brauchte nicht mehr auf Ujurak zu warten, während dieser einen Stein untersuchte, der ihm vielleicht verriet, wo es hinging, und er musste in Kalliks Augen nicht mehr die harten, leeren Eiswüsten sehen, nach denen sie sich so sehnte.
    Stattdessen wollte sich Toklo sein Revier sichern. Er suchte nach Kratzspuren an den Bäumen, die auf andere Grizzlys hindeuteten, konnte aber keine entdecken. Schon bald, dachte er, während er ein paar Beeren von einem Strauch abstreifte, sobald ich die richtige Gegend gefunden habe, hinterlasse ich meine eigenen Kratzspuren.
    Auf seinem Weg immer tiefer in den Wald hatte er nicht das Gefühl, die Gegend erforschen zu müssen, denn sie war ihm merkwürdig vertraut. Das ist es!, dachte er und blieb überrascht stehen. Es ist, als käme ich nach Hause.
    »Flaum im Hirn, oder was?«, murmelte er zu sich selbst, noch während ihn ein warmes Gefühl der Sicherheit durchströmte, von der Schnauze bis zum Stummelschwanz. Er war mit seiner Mutter und Tobi so viel umhergewandert, dass er sich noch nie irgendwo zu Hause gefühlt hatte. Immer waren sie weitergezogen, rastlos, von Höhle zu Höhle, immer hatten sie nach einem Ort gesucht, an dem sie nicht von größeren Bären verjagt wurden. Die Gegend hier war Toklo vertrauter, wirkte beruhigender auf ihn als jeder Ort, an

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