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Seekers - Die Suche beginnt - Hunter, E: Seekers - Die Suche beginnt

Seekers - Die Suche beginnt - Hunter, E: Seekers - Die Suche beginnt

Titel: Seekers - Die Suche beginnt - Hunter, E: Seekers - Die Suche beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Hunter
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ganzen Tag hierbleiben? Würden sie nicht weiterziehen auf die andere Seite des Berges?
    Viel Zeit verging und noch immer rührte Oka sich nicht. Als die Sonne ungefähr halbhoch am Himmel stand, näherte Toklo sich seiner Mutter ein paar Schritte. »Mutter?«, fragte er vorsichtig. Sie antwortete nicht und gab auch nicht zu erkennen, dass sie ihn gehört hatte. »Mutter?«, versuchte er es noch einmal. »Wann gehen wir weiter zum Fluss?«
    Oka hob langsam den Kopf, drehte sich zu ihm um und legte das Kinn auf die Tatzen. »Tobi wird den Fluss niemals finden«, murmelte sie. »Er hätte nicht hier sterben dürfen.«
    Toklo wartete einen Moment. Da sie nichts weiter sagte, fragte er dann: »Aber was ist mit uns?«
    Die Stimme seiner Mutter war leise und rau. »Wir waren zu langsam«, knurrte sie. »Es ist unsere Schuld, dass er tot ist, und es ist unsere Schuld, dass die Wassergeister ihn nicht finden werden.«

7. KAPITEL
    Kallik
    Als die Nacht anbrach, legte sich der Sturm und Kallik war in eine stille, leere Welt geworfen. Die Dunkelheit, die sich über ihr erstreckte, war mit glitzernden Eistupfen gesprenkelt, und das Eis, auf dem sie lag, fühlte sich dünn und hohl an, als würde das Wasser zu ihr hindurchzudringen versuchen.
    Sie hatte ihre Mutter verloren. Noch immer konnte sie es nicht fassen. Wie konnte Nisa nur tot sein?
    Allmählich spürte Kallik ihre Tatzen und sie konnte die Beine bewegen, trotzdem blieb sie weiter auf dem Eis liegen. Es gab keinen Grund, sich zu erheben. Wo sollte sie denn hin? So ganz allein?
    Oben am Nachthimmel konnte sie neben dem Wegweiserstern den Umriss von Silaluk erkennen. Vielleicht waren Rotkehlchen, Meise und Unglückshäher in Wirklichkeit gar keine Vögel, sondern Orcas, die Silaluk jagten und einkreisten, um sie zu verschlingen und bis auf die Knochen abzunagen? Erneut wurde Kallik von Trauer überwältigt und sie presste ihre Schnauze aufs Eis. War die Seele ihrer Mutter irgendwo dort unten und schwamm zwischen all den Eisschatten?
    Sie wusste nicht, wie lange sie schon so dalag. Sie fühlte, dass ihr Herzschlag langsamer und ihr Körper immer kälter wurde. Erst nach und nach registrierte sie, dass der Wind Schnee übers Eis fegte, der sich an ihrem Rücken ansammelte. Wenn sie lange genug daläge, würde der Schnee sie vielleicht irgendwann ganz und gar bedecken. Dann wäre da nur noch eine weiße Verwehung und sie würde für immer verschwinden, wie ihre Mutter.
    Durch das Tosen des Windes hindurch hörte sie das Wasser in der Nähe plätschern und das Eis unter ihr knacken. » Rrrrraaahhh «, flüsterte es leise. » Errriiiee. Oouuurrrouuu .« Vielleicht trauerten auch die Eisgeister um ihre Mutter.
    » Uurrrrrsss «, flüsterte das Eis. » Taqqiiiiqqqq  …«
    Kallik spitzte die Ohren.
    » Taaaaaa … qqiiiiiq … « , flüsterte das Eis noch einmal.
    Kallik hob den Kopf und versuchte ins Eis hineinzuspähen. Es klang wie die Stimme ihrer Mutter. Die Schatten trieben Blasen und drehten sich im Kreis und langsam zeichnete sich ein Umriss unter dem Eis ab. Für einen Moment war Kallik überzeugt, das Gesicht ihrer Mutter zu sehen, das ihr entgegenblickte, aber dann verschwand es wieder zwischen den Blasen, die im Mondlicht schimmerten.
    Taqqiq . Jetzt fiel Kallik wieder ein, dass er in den Nebel hineingelaufen war. Er war immer noch am Leben irgendwo dort draußen … und ganz allein, genau wie sie. Nur dass Taqqiq sogar noch verlassener war als sie, weil er glauben musste, dass sie auch tot war. Nach dem Tod ihrer Mutter war Taqqiq das Einzige, was Kallik auf der Welt noch hatte. Sie musste am Leben bleiben, um ihn zu finden. Er brauchte sie – und sie brauchte ihn.
    Sie rappelte sich auf und schüttelte die Schneedecke ab. Noch immer spürte sie alle ihre Knochen, und besonders eins ihrer Hinterbeine schmerzte, seit sie von der Schwanzflosse des Orcas übers Eis geschleudert worden war. Aber ihr Kopf war wieder klar. Sie stapfte zum Rand der Scholle und blickte in das kalte, dunkle Wasser. Lauerten die Killerwale noch immer dort unter der Oberfläche, in der Hoffnung auf eine weitere, noch leichter zu erlangende Beute?
    Sie legte sich auf den Bauch und wartete auf die Dämmerung. Mehrmals schlief sie ein und schreckte doch immer wieder hoch, heimgesucht von Albträumen, in denen es von scharfen Zähnen wimmelte, blitzschnell zuschlagenden Schwanzflossen und Wasser, das ihr Fell rötlich färbte.
    Schließlich krochen die ersten Sonnenstrahlen übers Eis und

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