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Seekers - Die Suche beginnt - Hunter, E: Seekers - Die Suche beginnt

Seekers - Die Suche beginnt - Hunter, E: Seekers - Die Suche beginnt

Titel: Seekers - Die Suche beginnt - Hunter, E: Seekers - Die Suche beginnt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Hunter
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erweckten die Schneelandschaft zu glitzerndem Leben. Kallik wunderte sich darüber, wie viel Wasser sie ringsum sehen konnte. Das Eis schmolz so rasch, wie Nisa es vorhergesagt hatte. Die Scholle, auf der sie ihren Bruder zurückgelassen hatten, war jedoch immer noch da, auf der anderen Seite der Wasserfläche, die sich als so tückisch erwiesen hatte. Wenn sie Taqqiq finden wollte, würde sie noch einmal hindurchschwimmen müssen.
    Kallik suchte das Wasser sorgfältig nach Orcaflossen ab und holte mehrmals tief Luft. Sie wollte sich absolut sicher sein, dass keine Wale in Sicht waren.
    »Geister des Eises«, flüsterte sie. »Bitte helft mir.«
    Die Wellen schwappten über den Rand und umspielten ihre Tatzen. Im sanften Plätschern des Wassers glaubte sie erneut die murmelnde Stimme ihrer Mutter zu hören.
    » Für Taqqiq «, dachte sie, kniff die Augen zusammen und sprang ins Wasser. Kalt schlug es über ihrer Schnauze zusammen, sodass sie heftig prustete. Sie paddelte wild mit allen vieren, um die Strecke so schnell wie möglich hinter sich zu bringen. Endlich schlugen ihre Vordertatzen gegen Eis, und sie mühte sich, mit den Krallen Halt zu finden. Panik durchschoss sie, als sie sich daran erinnerte, dass sie bisher noch nie aus eigener Kraft aus dem Wasser gekommen war. Jedes Mal hatte sie die Hilfe von Nisa oder Taqqiq benötigt. Wenn sie es nun nicht schaffte, aufs Eis zu klettern – was dann?
    Sie zappelte mit den Hinterbeinen. Bestimmt leuchtete ihr weißes Fell im Wasser so hell wie der Mond, die Killerwale mussten sie meilenweit sehen können. Vielleicht kamen sie in diesem Moment schon auf sie zugeschossen? Während sie hilflos an der Schollenkante hing, halb auf dem Eis, halb noch im Wasser, waren ihre Mäuler vielleicht schon aufgesperrt und die scharfen Zähne bereit, sie zu packen und nach unten zu ziehen.
    »Mutter!«, schrie sie. »Hilf mir!«
    Sie warf sich nach vorn, und es gelang ihr, ihre Krallen ins Eis zu bohren. Mit aller Kraft hievte sie sich dann so weit hoch, dass sie sich mit einer halben Drehung auf die Eisscholle rollen konnte.
    Keuchend blieb sie eine Weile liegen. Würde es jedes Mal so schwer sein? Wie sollte sie es dann bloß bis zum Festland schaffen? Wenn doch nur ein anderer Bär da wäre, der ihr helfen konnte … jemand wie Taqqiq. Die Sorge um ihren Bruder trieb sie weiter. Unterwegs überlegte sie, wohin Taqqiq wohl gehen und wie er für sich sorgen würde. Er war immer so verspielt und leicht abzulenken gewesen. Sie fragte sich, ob er sich überhaupt noch an irgendetwas von dem erinnerte, was Nisa ihnen beigebracht hatte. Es gab immer noch so viel, was sie nicht wussten. Es war einfach zu früh für sie beide, auf sich allein gestellt zu sein. In ihrem verzweifelten Wunsch, ihn zu finden, zwang sie sich, schneller zu gehen. Zu zweit wäre ihre Chance zu überleben wenigstens ein bisschen größer.
    Die Sonne stand noch nicht sehr hoch am Himmel, als Kallik das andere Ende der Scholle erreichte. Um von hier aus weiterzukommen, musste ihr Bruder geschwommen sein.
    Diesmal fiel es ihr noch schwerer, ins Meer zu springen, da ihr bewusst war, welcher Kampf ihr wieder beim Heraussteigen auf der anderen Seite bevorstand. Einmal im Wasser, schien ihr die Strömung noch stärker zu sein als beim letzten Mal, doch Furcht und Entschlossenheit trieben sie voran. Als sie die nächste Scholle glücklich erklettert hatte, fühlte sie sich ziemlich erschöpft, trotzdem setzte sie sogleich, nachdem sie sich das Wasser aus dem Fell geschüttelt hatte, ihren Weg fort.
    Es war ein langer Tag voller Schrecken. Ständig bewegte sich das Eis unter ihr, und manchmal brach es genau an der Stelle, an der sie sich gerade befand, sodass sie in das kalte Wasser stürzte und damit rechnen musste, von großen Eisbrocken gerammt zu werden. Oft blieb ihr nichts anderes übrig, als ein Stück Treibeis zu erklimmen, das kaum größer war als der Rücken ihrer Mutter und auf dem sie sich nur kurze Zeit halten konnte, bevor sie wieder herunterspringen musste, um zum nächsten Stück Eis zu schwimmen.
    Wenn sie Glück hatte, trieben die Eisschollen so dicht beieinander, dass sie von einer zur anderen hüpfen konnte, häufiger aber war sie gezwungen, sich ins Wasser zu begeben. Ihr war klar, dass sie viel Zeit verlor, wenn sie jedes Mal erst nach Orcaflossen Ausschau hielt, bevor sie losschwamm, aber die Schreie ihrer Mutter hallten noch immer in ihren Ohren. Sie war alles, was Taqqiq noch hatte. Sie musste am

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