Seekers - Die Suche beginnt - Hunter, E: Seekers - Die Suche beginnt
Fische«, – sie begann sich an ihn heranzupirschen –, »manchmal … ganz schön … glitschig sind!« Urplötzlich schlug sie zu, entriss ihm den Ast und jagte mit ihm davon.
»He!«, japste Toklo. Er sprang hinterher und landete auf ihrem Rücken, sodass sie zur Seite fiel. Sie wälzten sich im Schnee, jeder darum bemüht, den Lachsast zu erobern. Ein heißes Gefühl der Freude durchströmte Toklo und breitete sich bis in die Spitzen seiner Ohren und in die Krallen seiner Hintertatzen aus. Seine Mutter nahm sich fast nie die Zeit, mit ihm zu spielen. Er liebte es, sich von ihrem Fell in der Nase kitzeln zu lassen und von ihren starken Tatzen hin- und hergestoßen zu werden. Er wusste, dass sie sich zurückhielt, um ihm nicht wehzutun, und das gab ihm ein beruhigendes Gefühl von Schutz und Sicherheit.
»Ha!«, rief er triumphierend, als es ihm gelang, ihr den Ast zu entwinden. »Er gehört mir! Ich hab gewonnen!«
»Das glaub ich kaum«, knurrte sie und jagte ihm nach.
»Mutter!«, begann da Tobi zu jammern, der auf einem schneefreien Felsabschnitt kauerte. »Mutter, mir geht es nicht gut.«
Oka kam rutschend zum Stehen und warf dabei Schnee auf, der Toklo ins Gesicht spritzte. Sie eilte zurück zu Tobi, um ihn besorgt zu beschnuppern. Sich missmutig den Schnee aus den Ohren schüttelnd, folgte ihr Toklo. Tobi wollte doch garantiert nur die Aufmerksamkeit auf sich lenken. Wann ging es Tobi denn einmal gut? Konnte er nicht einfach mal eine Weile sitzen bleiben und Toklo ein bisschen Spaß gönnen?
»Wir müssen weiter«, sagte Oka. Sie klang jetzt verändert – angespannt, erschrocken, wütend. »Wir müssen den Berg überqueren, bevor es dunkel wird. Kommt.«
Sie drängte Tobi zum Aufstehen und hing an ihm wie ein Schatten, während er sich über Eis und Felsen mühte. Toklo bemerkte, dass Tobi seltsam roch. Ein scharfer, fauliger Geruch ging von seinem Fell aus und seine Augen blickten trübe und verwirrt. Toklo schnupperte noch einmal und hielt dann Abstand.
»Ich kann nicht mehr.« Tobi sackte jammernd zusammen und blieb ohne einen Muckser liegen.
»Du schaffst es, Tobi«, versuchte Oka ihm Mut zuzusprechen. Ihre Stimme war wieder ganz sanft, so wie sie immer mit Tobi sprach. »Nur noch ein bisschen weiter. Komm, steh auf und mach einen Schritt. Einen nach dem anderen, dann kommst du ans Ziel. So eine Wanderung ist nichts anderes als ein Fluss von Schritten. Einen Schritt kannst du doch machen, nicht wahr?«
»Neeeiiiin«, stöhnte Tobi.
Toklo seufzte. So kamen sie garantiert nicht weiter. Seine Ohren richteten sich auf. Nun, wenn sie hier sowieso noch eine Weile festsaßen … Er lief zu dem liegengebliebenen Aststück, packte es mit den Zähnen und rannte zu seiner Mutter zurück.
»Auweia!«, rief er. »Er entkommt mir!« Er warf den Kopf zurück und schleuderte den Ast in die Luft. Polternd landete er genau vor den Tatzen seiner Mutter.
»Nicht jetzt, Toklo«, wies Oka ihn zurecht. »Wir haben sowieso schon zu viel Zeit mit Spielen vergeudet. Wir müssen möglichst schnell den Berg hinunter und vor Anbruch der Nacht zum Fluss kommen.«
Toklo standen die Haare zu Berge vor Enttäuschung. Jetzt war seine Mutter böse mit ihm. Wieder einmal hatte Tobi ihm den ganzen Spaß verdorben.
»Honigtätzchen«, säuselte Oka auf Tobi ein. »Sei tapfer, mein Kleiner, mir zuliebe. Komm, kletter auf meinen Rücken, ich trage dich den Rest des Weges.«
»N-na gut«, willigte Tobi mit matter Stimme ein. Er stemmte sich hoch und kletterte auf Okas Rücken. Dort hing er schlaff wie ein verwelktes Blatt.
Toklo schnaubte. Er fragte sich, ob er wohl auch huckepack reisen dürfte, wenn er die ganze Zeit herumstöhnte. Bestimmt nicht. Schließlich war er ja nicht der kostbare Tobi.
Oka schlug ein flottes Tempo an, und Toklo mühte sich, Schritt zu halten, wahrte jedoch ein wenig Abstand, um die liebevollen Worte nicht hören zu müssen, die seine Mutter Tobi ständig ins Ohr flüsterte.
Das Klettern machte plötzlich auch nicht mehr so viel Spaß. Der Wind war nicht länger voller warmer, aufregender Gerüche, stattdessen wehte er Kälte, Dunkelheit und Schneegestöber heran. Die Sonne versank am Rande des Himmels, die Schatten wurden länger und schienen die Krallen nach Toklo auszustrecken wie bösartige Wassergeister. Seine Tatzen waren kalt und schmerzten, nachdem sie den ganzen Tag über Felsgestein gelaufen waren. Sogar seine kräftigen Schultermuskeln taten ihm weh, aber seine Mutter drängte
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