Seekers - Feuer im Himmel - Band 5
gähnen.
»Es muss toll sein, so weit schwimmen zu können«, meinte Kallik sehnsüchtig. »Und so lange unter Wasser zu bleiben. Ich wette, du hast alles Mögliche gesehen, was Bären nie zu Gesicht bekommen!«
»Ich bin lieber ein Bär«, erwiderte Ujurak.
Während die anderen ihn mit Fragen löcherten, ließ sich Lusa wieder in den Schlaf sinken. Es war so gemütlich … so warm und bequem … und sie war so müde …
»LUSA!«, brüllte Toklo.
Lusa schreckte hoch. Ihre Freunde waren weg und sie lag allein in der Höhle. Toklo steckte mürrisch den Kopf durch den Eingang.
»Was ist nur los mit dir?«, knurrte er. »Komm schon, die Sonne weckt dich bestimmt auf. Komm raus da.«
Mit einem ausgedehnten Gähnen hievte sich Lusa auf die Tatzen und folgte Toklo aus der Höhle. Sie war überrascht, wie hoch die Sonne am Himmel stand. Sie hatte schon mindestens den halben Weg zum Höchststand zurückgelegt. Als sie sich nach Ujurak umsah, entdeckte sie ihn unweit der Spalte im Eis. Er hatte den Kopf gesenkt, und einen Augenblick fürchtete sie, er könnte wieder in das dunkle Wasser springen.
»Er will nicht sagen, ob er Robben gesehen hat«, grummelte Toklo. »Oder ob es hier welche gibt, die wir jagen könnten. Keine große Hilfe.«
»Das macht nichts.« Kallik schnupperte in die Luft. »Ich wittere Beute!«
»Nun komm schon, Ujurak!«, rief Toklo. »Wir kommen nie da hin, wo du hinwillst, wenn wir hier herumstehen und das Wasser anstarren.«
Lusa gluckste vergnügt, doch Ujurak blinzelte nur, drehte sich dann um und machte sich mit gesenktem Blick auf den Weg zu seinen Freunden. Seine Tatzen knirschten auf dem Eis und die Schneehügel warfen ihre Schatten auf sein braunes Fell.
»Kopf hoch, du Walhirn«, brummte Toklo und knuffte Ujurak in die Seite.
»Am Walhirn gibt es nichts auszusetzen«, gab Ujurak zurück. Er schüttelte den Kopf. »Ich meine, natürlich ist es nicht so gut wie das eines Bären.«
»Ja, natürlich!« Toklo sprang hinter Kallik her, die bereits mitten auf einem lang gezogenen Anstieg war, der Witterung der Beute folgend. Ujurak und Lusa trotteten etwas langsamer hinterher.
Die strahlende Sonne wärmte Lusas Pelz und es ging ihr schon besser. Trotzdem hätte sie immer noch auf der Stelle einschlafen können. Ihre Tatzen sanken tief in den Schnee, und es war mühsam, mit den anderen Schritt zu halten. Vorne wurde Kallik immer schneller. Offenbar wusste sie genau, wo sie hinwollte. Lusa roch überhaupt nichts, doch sie war ohnehin damit beschäftigt, sich wach zu halten.
Während unter ihren Tatzen Schnee und Eis knirschten, hallte in ihrem Kopf Toklos Frage wider. Was war nur mit ihr los? Am liebsten würde sie sich zusammenrollen und schlafen. So schlapp war sie noch nie gewesen, dabei waren sie in der Vergangenheit schon viel weiter marschiert, über Berge und endlose Ebenen.
Sie konnte es den anderen nicht sagen. Wenn sie krank war, wäre die Suche zu Ende. Wie sollte sie die Wildnis retten, wenn sie kaum eine Tatze vor die andere setzen konnte? Lusa biss die Zähne zusammen. Sie würde weitergehen, komme, was wolle. Sie hatte den ganzen weiten Weg bis hierher geschafft und würde sich jetzt nicht von ein bisschen Müdigkeit aufhalten lassen. Sie musste einfach weitergehen und hoffen, dass ihre Freunde nichts bemerkten.
Unmittelbar vor ihr marschierte Toklo, der viel langsamer war als am Tag zuvor. Alle paar Schritte untersuchte er das Eis, um sicherzugehen, dass es ihn trug. Offenbar verspürte er kein Verlangen danach, die Führung zu übernehmen. Das, dachte Lusa, würde sich schnell ändern, falls Kallik nicht bald Beute machte.
Die Sonne sank tiefer und warf immer längere Schatten über die Schneelandschaft. Lusa beobachtete ein paar Wolken, die von einem Himmelsrand zum anderen wanderten. Ihre Tatzen begannen zu schmerzen, und die Augen brannten in der gleißenden Sonne, deren Strahlen sich im Schnee brachen. Sie waren schon Ewigkeiten unterwegs. Lusa konnte sich kaum vorstellen, dass Kallik auf diese Entfernung etwas gewittert hatte. Ihr Magen knurrte immer lauter. Sie hatte sich so gewünscht, dass ihre Freundin diesmal recht hatte.
»Hier!«, rief Kallik plötzlich. »Seht mal, was ich gefunden habe!«
Lusa trabte los und erklomm einen kleinen Schneehügel. Auf der anderen Seite rutschte sie hinunter und krachte fast in Ujurak, der mit erhobenem Kopf dastand und den Horizont anstarrte. Direkt neben Kalliks Tatzen klaffte ein Atemloch – und daneben lag der halb
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