Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Seekers - Feuer im Himmel - Band 5

Seekers - Feuer im Himmel - Band 5

Titel: Seekers - Feuer im Himmel - Band 5 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Hunter
Vom Netzwerk:
würden es auch gern können. Kann ich alles sein? Kann ich auch ein Vogel sein?«
    »Du kannst alles sein, was du sein möchtest«, erklärte seine Mutter. »Aber du musst begreifen, dass du dich manchmal völlig anders fühlst als die anderen Bären. Denk immer dran, dass du etwas Besonderes bist, und ärgere dich nicht darüber.«
    Ihre Worte hallten in Ujuraks Kopf wider, als er sich in der sternenhellen Leere an die Beine seiner Mutter lehnte. Ja, er hatte sich den Bären manchmal fremd gefühlt. … Wenn er sich doch nur früher an ihre Worte erinnert hätte.
    »Ich wünschte, wir könnten zusammenbleiben«, sagte er traurig.
    »Ich auch, kleiner Bär«, erwiderte sie. »Aber nicht immer können wir uns unseren Weg aussuchen.«
    Liebevoll schnäuzelte sie Ujurak. Ihm fielen die Flachgesichter ein, die ihn und seine Mutter mit Feuerstöcken gejagt hatten. Er hörte wieder das laute Krachen, nachdem seine Mutter zu Boden gefallen war. Sie hatte ihm zugerufen, er solle davonrennen. Obwohl er das Bellen der Hunde hinter sich schon hörte, hatte er sie nicht zurücklassen wollen. Doch dann waren gegen seinen Willen aus seinen Beinen Schwingen geworden, Federn sprossen ihm aus dem Fell und eine Luftströmung hob ihn empor, in Sicherheit und in Freiheit. Er wollte zu ihr zurückfliegen, doch obwohl er stundenlang seine Kreise zog, fand er sie nicht mehr.
    »Ich habe dich so vermisst«, sagte er. »Ich habe Beeren und Insekten gefressen und alles, was ich fangen konnte. Manchmal habe ich mich in andere Tiere verwandelt, um ihre Nahrung zu fressen, wenn sie einfacher zu finden war. War das falsch?«
    »Du hast überlebt«, murmelte seine Mutter. »Das ist das Wichtigste.«
    »Und dann habe ich in meinem Kopf eine Stimme gehört.« Ujurak hob das Kinn und sah in ihre schwarzen Sternenaugen. »Ich dachte – ich dachte, dass du das vielleicht warst. Die Stimme hat mir aufgetragen, die Berge und meine Heimat zu verlassen. Ich dachte, ich könnte deine Stimme nur dort hören, wo sie mich hinführte, und wollte dich nicht verlieren und wieder allein sein. Aber die Stimme hat mir gesagt, dass ich andere Bären finden würde, die mit mir wandern würden.«
    Er neigte den Kopf. »Ich wollte trotzdem nicht gehen. Erst als die Flachgesichterjäger kamen, da hat mir ein kleiner Grizzly das Leben gerettet. Mir wurde klar, dass er der Erste war, der mich auf meiner Reise begleiten würde. So hat alles angefangen.«
    Er drehte sich zu seinen Freunden um. Toklo, der ihm mehr als einmal das Leben gerettet hatte. Lusa, deren Geist wie der hellste Stern am Himmel leuchtete. Und Kallik, deren Mut und Treue auf diesem letzten Teil ihrer Suche unerschütterlich waren. Sie hatten so viel für ihn getan …
    »Wofür ist das alles?«, fragte Ujurak seine Mutter. »Wo gehen wir hin?«
    Sie legte das Kinn auf seinen Kopf. »Sei tapfer, kleiner Bär. Denke nur daran, was du tun musst.«
    »Aber daran erinnere ich mich nicht. Wenn ich darüber nachdenke, kommt es mir vor, als wäre mein Kopf voller Schnee. Ich weiß nicht, wo wir hingehen, warum wir es tun und was wir machen müssen, wenn wir da sind.«
    »Folge weiter der aufgehenden Sonne«, flüsterte sie. »Ich warte auf dich.« Sie schnäuzelte sein Ohr. »Alles wird gut. Ich verspreche es dir.«
    Sie stupste ihn, damit er sich wieder an seine Freunde kuschelte, legte sich dann neben ihn und schützte mit ihrem riesigen Körper alle vier Bären vor dem Schneesturm. Warme, ruhige Luft legte sich über sie.
    »Schlaf«, murmelte sie, und Ujurak schloss die Augen.
    Viel später – ihm kam es vor, als wären viele Monde vergangen – hörte er sie wieder flüstern. »Ich muss dich jetzt verlassen. Aber wir sehen uns bald wieder.« Als er protestierte, drückte sie ihm die Nase in die Flanke. »Sei mutig, mein kostbarer Sohn.«
    Ujurak öffnete die Augen und sah ihr nach. Sie ging durch eine verschneite, nun aber völlig ruhige Landschaft, ohne dass ihre Tatzen Spuren im Schnee hinterließen. Ihre Sternenkontur verschwamm mit dem heller werdenden Himmel und war bald völlig verschwunden.
    Blinzelnd setzte sich Ujurak auf. Der Sturm war vorüber, doch er hatte die Welt verwandelt. Statt flacher, formloser Schneewehen umgaben die Bären nun merkwürdig verdrehte Wirbel aus glitzerndem blauem Eis. Einige sahen aus wie riesenhafte Wellen, die eingefroren waren, ehe sie sich am Strand brachen.
    »Wahnsinn«, sagte Ujurak leise.
    Nun rührten sich auch die anderen drei Bären. Kallik, die als

Weitere Kostenlose Bücher