Seekers - Feuer im Himmel - Band 5
Ich glaube, das ist ein Schwarzbärenjunges.«
Lusa stupste seine Pfote mit der Nase an. Sie wollte, dass es sie wieder streichelte, statt ihr, warum auch immer, die Ohren zu tätscheln.
»So weit draußen auf dem Eis?« Die Stimme der Flachgesichtigen stieg in immer schwindelerregendere Höhen. Die sanften Berührungen in ihrem Fell waren beruhigend, und Lusa kam sich fast wieder vor wie ein Bärenbaby, das von seiner Mutter und seinen Höhlengenossen liebkost wird. Es war warm in der Höhle, vermutlich sogar sicher, und sie musste wenigstens nicht schwimmen oder wegrennen oder sich Sorgen machen um …
Toklo!
Mit einem Schlag war sie wieder hellwach. Es war unglaublich, dass sie ihren Freund auch nur einen Herzschlag lang hatte vergessen können. War er mit ihr in der Höhle? War er in einem der Käfige? Hatten die Flachgesichter ihn auch gefangen? Oder war er noch da draußen und schwamm durch das giftige schwarze Wasser?
Doch sosehr sie sich auch bemühte, die Augen offen zu halten – der mächtige Sog der Erschöpfung gewann die Oberhand. Ehe sich die Dunkelheit über sie senkte, hallte eine Frage in ihrem Kopf wider.
Wo ist Toklo?
25. KAPITEL
Toklo
Als Toklo die Augen öffnete, war es schon Vormittag. Die Sonne kletterte am Himmel empor und vertrieb die letzten grauen Wolken.
Toklo gähnte und streckte die steifen, kalten Beine. Über die Schneehügel hinweg betrachtete er die flatternden Wände der Höhle. Flachgesichter schwärmten darum herum, gingen ein und aus und donnerten in Feuerbiestern davon. Es war viel zu viel los, um auch nur in die Nähe der Höhle zu gelangen. Verärgert ließ sich Toklo nieder und überlegte, wie er vorgehen sollte. Er musste sich bei Nacht nähern, wenn es ruhiger war. Und diesmal würde er sich so leise anschleichen, dass sie ihn nicht hörten.
Es war ein langer, kalter Tag. Toklos Sorge um Lusa wuchs, je länger er die Flachgesichter beobachtete. Sie bewegten sich so schnell und schnatterten so laut. Was machten sie da drin mit ihr? Hatte sie etwas zu fressen? Und wenn sie einschlief und die Flachgesichter sie nicht weckten? Toklo malte sich schon aus, wie er in die Höhle stürzte und sie im Langen Schlaf vorfand. Ein Schauer jagte ihm durchs Fell.
Sein Magen schmerzte vor Hunger, doch er konnte sich nicht von seinem Posten losreißen, um nach Beute zu suchen. Stattdessen wartete er ab, während die Sonne langsam über den Himmel wanderte. Wenigstens wurde es sehr früh dunkel, auch wenn die Flachgesichter es kaum zu bemerken schienen. Sie zauberten Licht aus Stöcken, die sie in den Händen hielten, und wuselten weiter durch die Gegend.
Endlich sah es so aus, als seien die meisten Feuerbiester eingeschlafen; nur ein oder zwei waren noch vor der Höhle zu sehen. Toklo stand auf und trottete los. Sein Fell kribbelte vor Ungeduld, und es juckte ihn in den Krallen, etwas zu zerschlitzen. Er war bereit, den Kampf mit den Flachgesichtern aufzunehmen, wenn sie wieder versuchten, ihn in die Flucht zu schlagen.
Er hatte erst den halben Weg zurückgelegt, als ein riesenhaftes Feuerbiest mit glühenden Augen direkt auf die Höhle zudonnerte und davor stehen blieb. Mehrere große Flachgesichter, die einen schwarzen Pelz und Fell am Kinn trugen, sprangen ab. Sie schrien etwas und fuchtelten mit den Armen. Weitere Flachgesichter stürzten aus der Höhle. Auch sie riefen wild durcheinander. Toklo kam schlitternd zum Stehen. Verärgert beobachtete er, wie sich die Flachgesichter stritten. Mehrere von ihnen deuteten auf den dunklen Turm. Sie klangen sehr wütend.
Toklo setzte sich hin, um erst einmal abzuwarten. Er sah eins der Flachgesichter hineinrennen und mit einem kleinen Käfig wieder herauskommen. Ein Seevogel hing schlaff an dem silbernen Geflecht der Gitterstäbe. Das Flachgesicht deutete auf den Vogel und schrie noch lauter, doch die Neuankömmlinge in dem riesenhaften Feuerbiest schien der Vogel nicht zu interessieren. Sie schnaubten nur und fuchtelten mit den Armen.
Für Toklo dagegen war der Anblick des Vogels sehr aufschlussreich. Ihm wurde klar, dass auch Lusa in einem Käfig eingesperrt sein musste. Er kam sich ziemlich dumm vor, weil er nicht früher daran gedacht hatte. Natürlich ließen die Flachgesichter die Tiere in der Höhle nicht einfach frei herumlaufen. Wenn es so wäre, wäre Lusa schon längst nach draußen gekommen, um nach Toklo zu suchen. So viel war sicher.
Wenn sie aber in einem Käfig steckte, musste er für Lusas Befreiung viel mehr
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