Seekers - Feuer im Himmel - Band 5
seinen Krallen nach ihnen schlagen konnte. Sein Fell war mit klebrigem schwarzem Öl verschmiert, obwohl Lusa vermutete, dass die Flachgesichter wie bei ihr bereits einen Teil davon weggewaschen hatten.
Sie beschnupperte ihren Pelz. Er fühlte sich schon viel sauberer an als am Vortag, als man sie aus dem Wasser gezogen hatte. Sie roch das Öl zwar noch, doch da der Geruch ohnehin schwer in der Luft hing, war sie nicht sicher, ob er aus ihrem Fell kam.
Ein Klappern aus einem Käfig in ihrer Nähe ließ sie aufhorchen. Lusa beobachtete, dass ein Flachgesicht eine glänzende Schale in den Käfig einer Robbe schob. Sie wurden gefüttert! Das bedeutete, dass auch sie etwas bekommen würde. Sie wollte sich auf die Hinterbeine stellen, um besser zu sehen, schlug sich jedoch an der Käfigdecke den Kopf an.
Über sich hörte sie eine Flachgesichterstimme besänftigende Worte murmeln, die Lusa nicht verstand. Ein junges Flachgesichterweibchen schob ihr mit einem Stock durch eine Lücke in der Käfigwand etwas zu fressen zu.
Lusa stürzte sich gierig darauf, aber als sie die Nase darin vergrub, musste sie zu ihrer großen Enttäuschung feststellen, dass es fettiges braunes Fleisch war, das ihr überhaupt nicht schmeckte. Lusa kaute auf dem Fleisch herum, doch es schmeckte so eklig, dass sich ihr der Magen umdrehte, ehe sie überhaupt das erste Stück heruntergeschluckt hatte. Sie stieß die Schale mit der Nase von sich und sah das Flachgesicht traurig an.
Das Flachgesicht machte ein Geräusch, das nach »Hmm« klang, und rief dann ein anderes Flachgesicht herbei. Die beiden deuteten auf das Fleisch und schnatterten kurz miteinander. Das zweite Flachgesicht nickte und ging weg.
Nach einer Weile schwand Lusas Hoffnung. Vielleicht beobachteten die Flachgesichter sie bloß. Vielleicht waren sie nur neugierig. Vielleicht begriffen sie nicht, dass Lusa kein Fleisch mochte, oder es war ihnen egal.
Als es klapperte, fuhr Lusa herum. Das zweite Flachgesicht war mit einer neuen Schale zurückgekehrt. Die Frau duckte sich und schob sie durch die Lücke zu Lusa hin. Erwartungsvoll schnupperte Lusa. Was war das?
Es war Obst! Echtes Obst, wenn auch nicht das frische, das sie im Bärengehege bekommen hatte. Es schmeckte wie das, das sie mit Toklo in den silbernen Behältern auf dem riesigen schwimmenden Feuerbiest gefunden hatte. Aber es war besser als gar kein Obst und viel besser als Fleisch! Lusa schlang es hinunter und leckte den Saft aus der Schale. Sie fuhr sich mit der Zunge übers Maul und sah die Flachgesichter hoffnungsvoll an.
Die jüngere Frau lachte und sagte etwas. Die zweite nickte und ging davon. Ob sie wohl noch mehr Obst holte? Lusas Instinkt, der ihr gesagt hatte, dass die Flachgesichter hier ihr nichts Böses wollten, hatte sie nicht getrogen. Sie reinigten die ölverschmierten Tiere und gaben Lusa Obst zu fressen, das war alles sehr freundlich.
Andererseits war sie in einem Käfig gefangen. Sie tigerte auf und ab und schnüffelte besorgt an den Gittern. Bestimmt würde man sie nicht lange hier einsperren. Oder doch?
Aber … was genau hatten sie mit ihr vor?
27. KAPITEL
Kallik
Kallik wusste nicht, ob sie erleichtert oder erschrocken sein sollte, als sie erfuhr, dass Lusa in der Höhle der Flachgesichter eingesperrt war. Lusa steckte in Schwierigkeiten, aber zumindest war sie wohl noch am Leben. Kallik reckte die Nase in den Wind.
»Ich kann sie noch riechen«, sagte sie. »Aber die Witterung ist schwach und vermischt mit vielen anderen Gerüchen.«
Die Sonne warf ihre langen Strahlen über den Schnee, wärmte Kallik den Pelz und färbte Ujuraks und Toklos braunes Fell golden. Kallik konnte die Höhle, von der Toklo erzählt hatte, in der Ferne deutlich erkennen.
»Ich habe versucht hineinzugelangen«, erklärte Toklo, »aber die Flachgesichter wollen keine Bären in der Nähe haben. Es sei denn, sie haben sie selbst gefangen.«
»Das wäre es doch!« Kallik stellte sich auf die Hinterbeine. Es juckte sie in den Tatzen, endlich etwas zu tun. Lusa brauchte ihre Hilfe! Die verzweifelten Rufe in ihrem Traum hallten ihr noch in den Ohren wider. »Wie wäre es, wenn wir uns einfangen lassen? Dann können wir von da drinnen aus Lusa befreien.«
Toklo blickte sie missmutig an. »Ich will nicht, dass Flachgesichter mich anfassen«, brummte er.
»Aber anders kommen wir nicht hinein«, widersprach Kallik.
Sie sah, wie Ujurak den Kopf schüttelte. »So kommen wir vielleicht hinein, aber dann nicht mehr hinaus.
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