Seekers - Feuer im Himmel - Band 5
Schwung ist im Anmarsch!«
Sofort brachten die anderen die Tiere, die sie sauber gemacht hatten, zurück in ihre Käfige und wischten die Tische sauber. Schon kamen Leute mit Netzen und Käfigen ins Zelt. Ujurak fühlte sich elend, als er den erbärmlichen Zustand der armen Lebewesen sah. Öl tropfte ihnen aus Federn und Fell und die meisten rührten sich nicht. Ujurak konnte sich nicht vorstellen, dass ein Tier, das so viel Gift auf der Haut hatte, überhaupt eine Überlebenschance hatte.
»Komm mit! Jetzt kannst du wirklich helfen!« Sally führte ihn zum nächsten Tisch und gab ihm ein Paar Handschuhe. Ujurak zog sie gerade an, als Sally ihm Erica vorstellte, die dunkelhaarige Frau, die die Ankunft der Tiere angekündigt hatte. Sanft befreite sie einen langhalsigen Vogel aus einem der Netze und legte ihn auf den Tisch. Ujurak sah, dass sie einen winzigen Pfeil aus seinem Rumpf zog.
»Er wurde betäubt«, erklärte Sally, als sie seinen überraschten Blick bemerkte. »Damit er nicht in Panik gerät.«
Ujurak war erleichtert, dass der Vogel nicht tot war. Erica zeigte ihm, wie man das Öl aus den Federn entfernte und mit einer weichen, schaumigen Flüssigkeit Schnabel, Augen und Schwimmhäute reinigte.
Als Erica zum nächsten Tisch weiterging, arbeiteten Ujurak und Sally eine Weile schweigend nebeneinander. Jedes Mal, wenn er aufsah, lächelte Sally ihn an.
»Ist das nicht toll?«, flüsterte sie. »Hier können wir richtig helfen! Ich bin so froh, dass mir meine Eltern erlaubt haben herzukommen.«
Ujurak fand die Arbeit auch großartig. Das Reinigen der Federn zeigte sofort Wirkung. Er fühlte sich den anderen im Zelt nah, weil alle dasselbe machten wie er. Dass so viele Flachgesichter ihre Zeit dafür opferten, Tieren zu helfen, überraschte ihn.
Natürlich, die Flachgesichter hatten den Schaden selbst angerichtet, aber wahrscheinlich hatte Lusa recht. Nicht alle Flachgesichter waren böse und einige von ihnen setzten sich wirklich für die Wildnis ein. Wenn Ujurak nicht zu seinen Freunden und in sein Leben als Bär hätte zurückkehren wollen, hätte er sich gut vorstellen können, den Rest seines Lebens so eine Arbeit zu verrichten.
Er sah zu Lusas Käfig. Sie hatte den Blick auf ihn gerichtet und den Kopf merkwürdig zur Seite geneigt. Er lächelte sie an und sie blinzelte.
Keine Sorge, Lusa, versprach er im Stillen. Diesmal vergesse ich euch nicht. Ich weiß, wer ich bin und warum ich hier bin. Und ich hole dich hier raus, ganz bestimmt.
29. KAPITEL
Lusa
Es war Ujurak, da war sich Lusa mittlerweile sicher. Die Art, wie der Flachgesichterjunge sie anlächelte, gab ihr das warme, sichere Gefühl, das sie bei Ujurak hatte.
Schon als er das erste Mal ins Zelt spaziert war, hatte sie sich gefragt, warum er ihr so bekannt vorkam. Eine Weile hatte sie ihn beobachtet und sich überlegt, ob sie ihn vom Bärengehege her kannte. Er sah anders aus als der Junge, in den sich Ujurak das letzte Mal verwandelt hatte. Diesmal war er größer, sein Haar war etwas heller, und er bewegte sich mit einer Sicherheit, die vermuten ließ, dass er sich in der Gestalt eines Flachgesichtes wohler fühlte. Sogar sein Geschnatter klang tiefer und verständiger. Vielleicht konnte er sich mittlerweile besser ausdrücken und wusste mehr über die Flachgesichter.
Auch sein Geruch erinnerte Lusa an Ujurak. Er musste es sein. Er war gekommen, um sie zu befreien! Hoffentlich war auch Kallik hier und wartete draußen vor der Höhle auf sie. Lusa konnte es gar nicht erwarten, wieder mit den dreien vereint zu sein. Hoffentlich haben sie Toklo gefunden. Hoffentlich geht es ihm gut.
Sie spähte durch die Gitterstäbe zu Ujurak, der neben dem dunkelhaarigen Mädchen stand und arbeitete. Die beiden unterhielten sich und lachten miteinander, als würden sie sich schon lange kennen. Gerade hatten sie eine elend aussehende Robbe vor sich. Ob Ujurak bei ihrem Anblick der Magen knurrte? Während Lusa sich überhaupt nicht für Robbenfleisch interessierte, fanden Toklo und Kallik das Fleisch ganz lecker.
Ujurak säuberte mit seinen zarten Flachgesichterpfoten das Fell der Robbe, indem er es mit einem weißen Schaum einrieb und dann alles sorgfältig abwischte. Er wirkte nicht weniger freundlich und geschickt als die Flachgesichter, die Lusa nach ihrer Ankunft gereinigt hatten. Die Arbeit schien ihm Spaß zu machen. Lusa konnte sich nicht erinnern, ihn je so glücklich gesehen zu haben, jedenfalls nicht, seit sie aufs Eis gegangen waren. Er
Weitere Kostenlose Bücher