Seekers. Sternengeister: Band 6 (German Edition)
dich nicht vom Fleck, bis ich komme und dich hole. Hast du verstanden?«
Kissimi ließ ein leises Brummen hören, dann kauerte er sich hin und blickte mit großen Augen zu Kallik auf.
»So ist es gut«. Sie stupste ihn sanft mit der Nase. »Okay«, wandte sie sich an die anderen. »Gehen wir.«
»Die Eisbären müssten gleich auf der anderen Seite von diesem Höhenkamm sein«, erklärte Toklo. »Da kamen sie jedenfalls her, als ich Aga getroffen habe.«
Als sie den Kamm überquerten, bemerkte Ujurak einen Eisbären, der offensichtlich Wache hielt. Sein Pelz hatte eine rötliche Färbung, und Ujurak glaubte in ihm den Bären zu erkennen, der sie bereits bei ihrer Ankunft auf der Insel beobachtet hatte.
Der Bär kam ihnen, als sie sich näherten, ein Stück entgegen, wobei er Kallik und Lusa zum Zeichen des Wiedererkennens zunickte. »Seid ihr gekommen, um uns zu sagen, dass wir auch keine Hasen mehr fressen sollen?«, fragte er.
Er macht eigentlich einen ganz freundlichen Eindruck, dachte Ujurak angenehm überrascht. »Wir müssen dringend mit Aga sprechen«, erklärte er.
Der Bär zögerte einen Moment, dann winkte er ihnen mit einer Tatze. »In Ordnung. Folgt mir. Ich heiße übrigens Yakone«, fügte er hinzu, wobei er Kallik ansah.
»Ich bin Kallik«, antwortete die Bärin. »Das hier ist Lusa, und die Braunbären heißen Toklo und Ujurak.«
Yakone kniff die Augen zusammen und musterte Kallik interessiert. Er führte die Freunde den Hang hinab bis zu einer weiten, schneebedeckten Ebene, auf der eine Reihe von kleinen Hügeln die darunter befindlichen Höhlen erkennen ließen. Mehrere mager und zottig wirkende Eisbären bewegten sich dazwischen umher.
Ujurak entdeckte ein paar Bären, die ausgestreckt auf dem Boden lagen. »Was ist denn mit denen los?«, fragte er Yakone. »Sind die krank?«
»Nichts Schlimmes«, erwiderte Yakone. »Nur Bauchschmerzen.«
Die Nase in die Luft haltend, konnte Ujurak schon von Weitem riechen, dass es sich um etwas Ernsteres handelte. Denkt Yakone das wirklich, oder belügt er uns, damit wir nicht merken, wie geschwächt diese Bären sind?
»Wir haben nicht die Absicht, euch anzugreifen«, verkündete er.
Yakone drehte sich zu ihm um, halb überrascht, halb belustigt. »Ihr vier gegen uns alle?«, fragte er verwundert. »Nein, das glaube ich auch nicht.«
Yakone führte sie zu einer Höhle, vor der zwei Bären saßen. Die Jüngere war Illa. Weitere Bären kamen jetzt zusammen und sahen den Neuankömmlingen neugierig entgegen.
Sobald Illa Ujurak und die anderen erblickte, richtete sie sich auf und reckte den Hals zum Eingang der Höhle. »Aga, du kriegst Besuch. Shesh und Tungulria sind da.«
Als Aga ins Freie trat, bekam Ujurak einen Schreck. Die hochbetagte Bärin wirkte dünner und älter denn je, obwohl es erst einen Tag her war, seit sie sie zuletzt gesehen hatten.
»Ich habe gehört, was bei den Höhlen der Krallenlosen vorgefallen ist«, sagte sie und neigte grüßend den Kopf.
Lusa trat vor, um das Moos, das sie im Maul getragen hatte, vor Aga abzulegen. Ujurak musste ihren Mut bewundern. Vor Furcht und Beklommenheit zitterte sie am ganzen Körper, doch ihre Stimme war fest.
»Bitte, ihr müsst uns anhören. Wir wollen euch eure Beute nicht wegnehmen. Wir wollen nur helfen.«
Aga musterte Lusa mit einem langen, nachdenklichen Blick. »Also gut, Tungulria«, sagte sie schließlich. »Ich höre.«
Ujurak stellte sich neben die Gefährtin. »Wir wissen, warum ihr Eisbären krank geworden seid«, erklärte er. »Dort, wo ihr Robben jagt, gibt es eine Stelle, an der etwas heraussickert, das die Robben vergiftet. Wenn dann die Bären diese Robben fressen, werden sie auch vergiftet.«
»Woher wisst ihr das?«, fragte Aga. Ihr Ton war zurückhaltend, so als wüsste sie nicht, ob sie ihren Worten Glauben schenken wollte.
»Ich habe das Gift gefunden!«, rief Lusa und hüpfte vor Aufregung von einem Bein aufs andere. »Kallik und ich zusammen.«
Und dann sprudelte die Geschichte nur so aus ihr heraus. Wie sie und Kallik, auf der Flucht vor Unalaq und den anderen, sich in die kleine Bucht gerettet hatten und dort auf das stinkende Zeug gestoßen waren.
Sie übertreibt ein bisschen!, dachte Ujurak, der sich noch recht gut daran erinnerte, wie Lusa ihm und Toklo von ihrer Entdeckung berichtet hatte. Sie stellt es so dar, als würden riesige Mengen von dieser schwarzen Brühe ins Meer fließen!
Schließlich unterbrach Toklo ihren Redeschwall mit einem scharfen
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