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Seelen der Nacht

Seelen der Nacht

Titel: Seelen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Harkness
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schlief ich ein und träumte von Rittern, Bronzesiegeln und endlosen Rechnungsbüchern.
    Eine kalte Hand legte sich auf meine Schulter und riss mich aus dem Schlaf.

    »Matthew?« Ich schoss hoch.
    Ysabeaus bleiches Gesicht leuchtete aus dem Dunkel. »Für Sie.« Sie reichte mir ihr rotes Handy und verschwand aus dem Zimmer.
    »Sarah?« Ich hatte schreckliche Angst, dass meinen Tanten etwas zugestoßen war.
    »Keine Angst, Diana.«
    Matthew.
    »Was ist passiert?« Meine Stimme zitterte. »Hast du dich mit Knox geeinigt?«
    »Nein, ich komme bei ihm nicht weiter. Für mich gibt es in Oxford nichts mehr zu tun. Ich will nach Hause, zu dir, und ich müsste in ein paar Stunden da sein.« Seine Stimme klang ungewohnt und belegt.
    »Träume ich?«
    »Du träumst nicht«, versicherte mir Matthew. »Und, Diana?« Er zögerte. »Ich liebe dich.«
    Nichts hatte ich mir so gewünscht wie diese Worte. Die lang vergessene Kette in mir begann leise im Dunkel zu singen.
    »Komm her, und sag mir das noch mal«, flüsterte ich mit Tränen in den Augen.
    »Du hast es dir nicht anders überlegt?«
    »Keine Sekunde lang«, beteuerte ich bewegt.
    »Du bringst dich damit in Gefahr und deine ganze Familie dazu. Bist du wirklich bereit, meinetwegen dieses Risiko einzugehen?«
    »Ich habe mich entschieden.«
    Wir verabschiedeten uns und legten dann zögerlich auf, weil sich jeder vor dem Schweigen fürchtete, das einsetzen würde, nachdem so viel gesagt worden war.
    Seit er abgereist war, hatte ich an einem Kreuzweg gestanden, aber keinen Weg erkennen können.
    Meine Mutter war für ihre seherischen Fähigkeiten berühmt gewesen. Hätten ihre Kräfte ausgereicht, um zu erkennen, was uns erwartete, sobald wir den ersten Schritt in eine gemeinsame Zukunft wagten?

26
    S eit ich den kleinen roten Knopf gedrückt hatte, hatte ich Ysabeaus winziges Handy nicht mehr aus den Augen gelassen  – und gleichzeitig immerzu auf das Knirschen der Reifen auf dem Kies gelauscht.
    Als ich mit dem Handy in der Hand aus dem Bad kam, warteten eine frische Kanne Tee und Frühstücksbrötchen auf mich. Ich ließ das Essen stehen, schlüpfte in die erstbesten Sachen, die ich in die Finger bekam, und stürmte mit nassen Haaren die Treppe hinunter. Matthew würde erst in Stunden ankommen, doch ich war fest entschlossen, ihn zu erwarten, wenn der Wagen in den Hof rollte.
    Erst wartete ich im Salon auf dem Sofa am Kamin, wo ich grübelte, was in Oxford wohl vorgefallen war und wieso Matthew seine Meinung geändert hatte. Marthe brachte mir ein Handtuch und rubbelte mir, als ich keine Anstalten machte, es zu benutzen, die Haare trocken.
    Als die Ankunftszeit näher rückte, hielt ich es im Salon nicht mehr aus und begann in der Halle auf und ab zu gehen. Ysabeau erschien und beobachtete mich, die Hände in die Hüften gestemmt. Trotz ihrer vorwurfsvollen Miene patrouillierte ich weiter, bis Marthe einen Holzstuhl an die Eingangstür stellte. Sie redete mir gut zu, bis ich mich schließlich darauf niederließ, obwohl die Schnitzereien im Holz eindeutig dazu gedacht waren, dem Sitzenden höllische Schmerzen zuzufügen.
    Als der Range Rover in den Hof rollte, flog ich ihm entgegen. Zum ersten Mal in unserer kurzen Beziehung war Matthew nicht vor mir an der Tür. Er streckte noch die langen Beine durch, als ich schon, auf Zehenspitzen stehend, die Arme um seinen Hals schlang.
    »Mach das nicht noch einmal«, flüsterte ich und schloss die Augen gegen die einschießenden Tränen. »Mach das nie wieder.«

    Matthews Arme umschlangen mich, und er verbarg sein Gesicht in meiner Halsbeuge. Wortlos hielten wir uns umklammert. Schließlich hob Matthew eine Hand, löste meine Finger und stellte mich behutsam wieder auf die Füße. Seine Hände schmiegten sich um mein Gesicht, und die vertrauten Schnee- und Eisflocken schmolzen auf meiner Haut. Ich prägte mir neue Details seines Gesichtes ein, darunter die winzigen Fältchen in seinen Augenwinkeln und den präzisen Schwung des Grübchens unter seiner vollen Unterlippe.
    »Dieu «, flüsterte er erstaunt, »ich habe mich geirrt.«
    »Geirrt?« Ich hörte die Panik in meiner Stimme.
    »Ich dachte, ich wüsste, wie sehr ich dich brauche. Aber ich hatte keine Ahnung.«
    »Dann erzähl es mir.« Ich wollte noch einmal die Worte hören, die er am Vorabend am Telefon gesagt hatte.
    »Ich liebe dich, Diana. Gott helfe mir, ich habe wirklich versucht, es nicht zu tun.«
    Mein Gesicht schmiegte sich in seine Hände. »Ich liebe dich

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