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Seelen der Nacht

Seelen der Nacht

Titel: Seelen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Harkness
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Bescheid weiß.«
    Er nickte.
    »Also, sie werden nicht viel gefunden haben. Nicht in meinem Apartment.« Als Matthew mich verdutzt ansah, erklärte ich ihm: »Meine Mutter hat mir eingebläut, jeden Morgen die Haarbürste zu
reinigen, bevor ich zur Schule gehe. Das ist mir zur zweiten Natur geworden. Sie achtete darauf, dass ich alle Haare in die Toilette spüle  – und meine abgeschnittenen Fingernägel ebenfalls.«
    Jetzt sah Matthew fassungslos aus. Ysabeau hingegen wirkte ganz und gar nicht überrascht.
    »Deine Mutter klingt mehr und mehr wie jemand, den ich gern kennengelernt hätte«, sagte sie leise.
    »Weißt du noch, was sie dir damals gesagt hat?«, fragte Matthew.
    »Nicht genau.« Ich erinnerte mich schwach, dass ich auf dem Badewannenrand gesessen hatte, während meine Mutter mir ihre morgendliche und abendliche Routine erklärte, aber kaum an mehr. Ich zog konzentriert die Stirn in Falten, bis die aufflackernden Erinnerungsfetzen deutlicher wurden. »Ich weiß noch, dass ich bis zwanzig gezählt habe. Irgendwann habe ich mich dabei im Kreis gedreht und etwas gesagt.«
    »Wieso hat sie wohl so großen Wert darauf gelegt?«, überlegte Matthew laut. »Aus Haaren und Fingernägeln lassen sich viele genetische Informationen gewinnen.«
    »Wer weiß? Meine Mutter war berühmt für ihre Vorahnungen. Andererseits hat sie vielleicht nur gedacht wie eine typische Bishop. Wir sind kein besonders zurechnungsfähiger Haufen.«
    »Deine Mutter war nicht verrückt, Diana, und nicht alles lässt sich durch moderne Wissenschaft erklären, Matthew. Hexen glauben schon seit Jahrhunderten, dass in Haaren und Fingernägeln besondere Macht liegt«, sagte Ysabeau.
    Marthe brummelte zustimmend und verdrehte die Augen über die ahnungslose Jugend.
    »Hexen verwenden sie für ihre Zaubersprüche«, fuhr Ysabeau fort. »Für Bannsprüche, Liebeszauber  – dafür brauchen sie solche Sachen.«
    »Du hast mir erzählt, du wärst keine Hexe gewesen, Ysabeau«, sagte ich erstaunt.
    »Ich kenne die Hexen schon lange. Nicht eine davon hätte jemals ein Haar oder auch nur einen Fingernagel hinterlassen, aus lauter Angst, eine andere Hexe könnte etwas finden.«

    »Das hat mir meine Mutter nie erzählt.« Ich rätselte, was meine Mutter sonst noch geheim gehalten hatte.
    »Manche Dinge sollte eine Mutter ihren Kindern lieber Stück für Stück offenbaren.« Ysabeaus Blick zuckte zu ihrem Sohn hinüber.
    »Wer hat eingebrochen?« Mir war Ysabeaus Liste möglicher Verdächtiger wieder eingefallen.
    »Ins Labor wollten Vampire eindringen, bei deinen Räumen sind wir uns da nicht so sicher. Marcus meint, dass Vampire und Hexen zusammengearbeitet haben, aber ich glaube, dass es nur Hexen waren.«
    »Warst du darum so wütend? Weil diese Geschöpfe in mein Territorium eingedrungen sind?«
    »Genau.«
    Damit waren wir zu den einsilbigen Antworten zurückgekehrt. Ich wartete auf den Rest.
    »Ich kann notfalls darüber hinwegsehen, dass jemand auf mein Land oder in mein Labor eindringt, Diana, aber ich kann nicht untätig zusehen, wenn dir jemand zu nahe kommt. Das … ertrage ich einfach nicht. Inzwischen verlangt mein Instinkt, dass ich auf deine Sicherheit achte.« Matthew fuhr sich mit den weißen Fingern durchs Haar, und eine Locke blieb über seinen Ohren stehen.
    »Ich bin kein Vampir und kenne eure Regeln nicht. Du musst mir erklären, wie das läuft«, sagte ich und strich seine Haare wieder glatt. »Also hat dich letztendlich der Einbruch im New College überzeugt, dass du mit mir zusammen sein willst?«
    Blitzschnell lagen Matthews Hände an meinen Wangen. »Ich wusste auch so, dass ich mit dir zusammen sein will. Du hast gesagt, du würdest mich lieben, seit du der Versuchung widerstanden hast, mir am Fluss das Ruder über den Schädel zu ziehen.« Sein Blick war offen. »Ich liebe dich schon viel länger  – seit dem Augenblick, als du deine Magie eingesetzt hast, um in der Bodleian ein Buch aus dem Regal zu ziehen. Du hast erst so erleichtert und dann so schrecklich schuldbewusst ausgesehen.«
    Ysabeau stand auf, als wäre ihr der Gefühlsausbruch ihres Sohnes peinlich. »Wir lassen euch allein.«

    Marthe räumte ein paar Sachen auf dem Tisch zusammen und machte sich bereit, in die Küche zu verschwinden, wo sie mit Sicherheit beginnen würde, ein zehngängiges Festmahl zusammenzustellen.
    »Nein, Maman. Du solltest auch den Rest hören.«
    »Ihr seid also nicht nur Aussätzige …« Ysabeaus Stimme wurde schwer. Sie

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