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Seelen der Nacht

Seelen der Nacht

Titel: Seelen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Harkness
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sank in ihren Sessel zurück.
    »Es gab schon immer Feindseligkeiten zwischen den verschiedenen Geschöpfen  – vor allem zwischen Vampiren und Hexen. Durch Diana und mich sind diese Spannungen offen ausgebrochen. Trotzdem ist das nur ein Vorwand. Eigentlich stört sich die Kongregation nicht so sehr daran, dass wir gegen den Pakt verstoßen.«
    »Hör auf, in Rätseln zu sprechen, Matthew«, sagte Ysabeau scharf. »Dazu fehlt mir die Geduld.«
    Matthew bat mich mit einem kurzen Blick um Verzeihung und wandte sich dann ihr zu. »Die Kongregation interessiert sich vor allem für Ashmole 782 und dafür, wie Diana das Buch in die Hand bekommen konnte. Die Hexen haben mindestens genauso lang nach diesem Manuskript gesucht wie ich. Nie hätten sie sich vorstellen können, dass ausgerechnet du es in die Hand bekommen würdest. Und erst recht konnte sich niemand vorstellen, dass ich vor ihnen bei dir sein würde.«
    Alte Ängste wallten in mir auf, dass mit mir etwas nicht stimmte.
    »Wäre nicht gerade Mabon gewesen«, fuhr Matthew fort, »hätten sich mächtige Hexen in der Bibliothek herumgetrieben, Hexen, die genau wussten, wie wichtig dieses Manuskript ist. Aber weil alle so mit den Feierlichkeiten beschäftigt waren, wurden sie unachtsam. Sie überließen diese Aufgabe einer jungen Hexe, und die ließ dich  – und das Manuskript  – entwischen.«
    »Arme Gillian«, flüsterte ich. Bestimmt war Peter Knox rasend wütend auf sie.
    »Allerdings.« Matthews Mund wurde schmal. »Aber auch die Kongregation hat dich überwacht  – und zwar nicht nur wegen des Buches, sondern vor allem wegen deiner Fähigkeiten.«
    »Seit wann?« Mehr brachte ich nicht über die Lippen.
    »Wahrscheinlich dein ganzes Leben lang.«

    »Seit meine Eltern gestorben sind.« Beklemmende Erinnerungen aus meiner Kindheit wurden wieder wach, das Kribbeln eines Hexenblicks, während ich auf dem Pausenhof schaukelte, oder das eisige Starren eines Vampirs bei der Geburtstagsparty einer Freundin. »Sie haben mich im Auge behalten, seit meine Eltern gestorben sind.«
    Ysabeau öffnete den Mund, um etwas zu sagen, klappte ihn aber wieder zu, als sie die Miene ihres Sohnes sah.
    »Wenn sie dich kriegen, kriegen sie auch das Buch, das glauben sie wenigstens. Du bist mit Ashmole 782 verbunden, und zwar in einer machtvollen Weise, die ich noch nicht verstehe. Und sie auch nicht, glaube ich.«
    »Nicht einmal Peter Knox?«
    »Marcus hat sich umgehört. Soweit er feststellen konnte, steht Knox immer noch vor einem absoluten Rätsel.«
    »Ich will nicht, dass Marcus sich in Gefahr begibt  – nicht meinetwegen. Wir müssen ihn da raushalten, Matthew.«
    »Marcus kann auf sich aufpassen.«
    »Ich muss dir auch etwas erzählen.« Wenn ich es nicht gleich tat, würde ich garantiert den Mut verlieren.
    Matthew nahm meine beiden Hände, und seine Nasenflügel bebten leise. »Du bist müde«, stellte er fest. »Und hungrig. Vielleicht sollten wir damit bis nach dem Essen warten.«
    »Du kannst riechen, ob ich hungrig bin?«, fragte ich ungläubig. »Das ist unfair.«
    Matthews Kopf kippte nach hinten, und er lachte. Er zog meine beiden Hände hinter meinen Rücken, sodass meine Arme wie Flügel abstanden.
    »Und das von einer Hexe, die, wenn sie nur wollte, jeden meiner Gedanken lesen könnte wie von einem Nachrichtenticker. Diana, mein Schatz, ich kann es dir ansehen, wenn du deine Meinung änderst. Ich kann es dir ansehen, wenn du übermütig wirst und überlegst, wie lustig es wäre, über den Koppelzaun zu springen. Und ich kann dir eindeutig auch ansehen, wann du hungrig bist«, sagte er und küsste mich, um seinen Worten Nachdruck zu verleihen.

    »Da wir gerade von meinen Fähigkeiten als Hexe sprechen«, sagte ich kurzatmig, als er fertig war, »wir wissen jetzt definitiv, dass ich die genetischen Voraussetzungen besitze, eine Hexenflut auszulösen.«
    »Was?« Matthew sah mich betroffen an. »Wann ist das passiert?«
    »Sobald du von Sept-Tours abgefahren warst. Solange du hier warst, habe ich die Tränen zurückgehalten. Als du weg warst, fing ich an zu weinen  – und wie.«
    »Du hast schon vorher geweint«, meinte er nachdenklich und holte meine Hände wieder nach vorn. Er drehte sie hin und her und untersuchte meine Handflächen und Finger. »Das Wasser kam auch aus deinen Händen?«
    »Es kam überall aus meinem Körper«, sagte ich. Er zog erschrocken die Brauen hoch. »Aus meinen Händen, meinen Haaren, meinen Augen, meinen

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