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Seelen der Nacht

Seelen der Nacht

Titel: Seelen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Harkness
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Erst hatte ich darauf bestanden, dass das unmöglich sei, dann hatte ich tausend Details erfragt, in welche Epoche und wohin genau wir gehen würden.
    Er hatte es mir so gut erklärt, wie er konnte  – was nicht besonders gut war. »Du möchtest deine Magie benutzen, aber zurzeit benutzt sie dich. Du brauchst einen Lehrer, der mehr von Magie versteht als Sarah oder Emily. Es ist nicht ihre Schuld, dass sie dir nicht helfen können. Früher waren die Hexen ganz anders. Ihr Wissen ist zum großen Teil verlorengegangen.«
    »In welche Zeit? Und wohin?«, hatte ich in die Dunkelheit geflüstert.
    »Nicht zu weit weg  – obwohl die jüngste Vergangenheit durchaus riskant ist  –, aber gleichzeitig so weit zurück, dass wir eine Hexe finden, die dich unterweisen kann. Erst müssen wir Sarah fragen, ob sich so etwas gefahrlos bewerkstelligen lässt. Und dann brauchen wir drei Gegenstände, die uns in die richtige Zeit bringen.«
    »Wir?«, hatte ich überrascht gefragt. »Könnte ich dich dort nicht einfach treffen?«
    »Das machen wir nur im Notfall. Ich war damals ein anderes Wesen, und ich würde für mein früheres Selbst nicht die Hand ins Feuer legen wollen.«
    Sein Mund hatte sich erleichtert entspannt, als ich still genickt hatte. Vor ein paar Tagen hatte er sich noch gegen den Gedanken gesperrt, durch die Zeit zu wandern. Offenbar war es seither noch riskanter geworden, in der Gegenwart zu bleiben.
    »Und was machen die anderen so lange?«
    Sein Daumen strich langsam über die Adern auf meinem Handrücken. »Miriam und Marcus kehren nach Oxford zurück. Dort wird die Kongregation zuerst nach dir suchen. Sarah und Em sollten am
besten untertauchen, zumindest vorübergehend. Meinst du, sie würden zu Ysabeau ziehen?«, fragte Matthew.
    Auf den ersten Blick hatte sich der Gedanke absurd angehört. Sarah und Ysabeau unter einem Dach? Doch je länger ich darüber nachdachte, desto mehr sprach für seinen Vorschlag.
    »Ich weiß nicht«, hatte ich überlegt. Dann war mir ein weiterer besorgniserregender Gedanke gekommen. »Marcus.« Ich wusste nicht, wie Matthews Ritterorden im Detail aufgebaut war, aber wenn Matthew untertauchte, würde Marcus noch mehr Verantwortung schultern müssen.
    »Das ist die einzige Möglichkeit«, hatte Matthew ins Dunkel gemurmelt und mich mit einem Kuss zum Schweigen gebracht.
    Genau das stellte Em jetzt in Frage.
    »Es muss eine andere Möglichkeit geben«, protestierte sie.
    »Mir ist beim besten Willen keine eingefallen, Emily«, entschuldigte sich Matthew.
    »Wo  – oder sollte ich sagen wann  – wollt ihr hin? Diana wird dort immer auffallen. Sie ist zu groß.« Miriam sah auf ihre winzigen Hände.
    »Ganz gleich, ob Diana dort auffällt oder nicht, es ist zu gefährlich«, stellte Marcus energisch fest. »Ihr könntet in einem Krieg landen. Oder in einer Epidemie.«
    »Oder einer Hexenjagd.« Miriam sagte das ohne jede Boshaftigkeit, trotzdem sahen drei Augenpaare sie entrüstet an.
    »Sarah, was meinst du dazu?«, fragte Matthew.
    Von allen im Raum war sie am ruhigsten geblieben. »Du willst sie in eine Zeit bringen, in der ihr andere Hexen helfen können?«
    »Genau.«
    Sarah schloss kurz die Augen und öffnete sie dann wieder. »Hier seid ihr beide nicht sicher. Das hat Juliette Durand bewiesen. Und wenn ihr in Madison nicht sicher seid, dann seid ihr es nirgendwo.«
    »Danke.« Matthew öffnete den Mund, um etwas zu sagen, doch Sarah hob die Hand.
    »Versprich mir nichts«, bat sie ihn gepresst. »Sei um ihretwillen vorsichtig, wenn du es schon nicht um deinetwillen bist.«

    »Jetzt müssen wir nur noch überlegen, wie wir überhaupt zeitwandern können.« Matthew klang schlagartig geschäftsmäßig. »Diana braucht drei Gegenstände aus einer festgelegten Epoche, um sicher dorthin zu gelangen.«
    Sarah nickte.
    »Zähle ich als ein Ding?«, fragte er.
    »Hast du einen Puls? Natürlich bist du kein Ding.« So positiv hatte sich Sarah nur selten über Vampire geäußert.
    »Wenn ihr alten Kram braucht, um euren Weg zu finden, könnt ihr gern die hier haben.« Marcus fischte eine dünne Lederkordel aus seinem Hemdkragen und zog sie über seinen Kopf. Sie war mit einem bizarren Sortiment behangen, darunter ein Zahn, eine Münze, ein schwarz-golden glänzender Klumpen und eine verbeulte Silberpfeife. Er warf Matthew die Kordel zu.
    »Hast du den nicht von einem Gelbfieberopfer?«, fragte Matthew und befingerte den Zahn.
    »In New Orleans«, bestätigte Marcus.

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