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Seelen der Nacht

Seelen der Nacht

Titel: Seelen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Harkness
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breiten Schultern und schmalen Hüften eines Schwimmers. Ein riesiger Rucksack hing über seiner Schulter.
    »Sind Sie Diana Bishop?«, fragte er.
    Hinter Nathaniel lugte ein süßes, rundes Frauengesicht hervor, mit intelligenten Augen und einem Grübchenkinn. Die junge Frau war ebenfalls Anfang zwanzig, und der sanfte Druck ihres Blickes verriet mir, dass auch sie ein Dämon war.
    Während sie mich studierte, purzelte ein langer, brauner Zopf über
ihre Schulter. »Das ist sie«, sagte die junge Frau, und ihr weicher Akzent verriet, dass sie aus dem Süden stammte. »Sie sieht genauso aus wie in meinen Träumen.«
    »Schon in Ordnung, Matthew«, sagte ich. Diese beiden Dämonen würden mir genauso wenig gefährlich werden wie Marthe oder Ysabeau.
    »Sie sind also der Vampir«, sagte Nathaniel und musterte Matthew eindringlich. »Meine Mutter hat mich vor Ihnen gewarnt.«
    »Sie sollten auf sie hören«, riet Matthew ihm gefährlich leise.
    Nathaniel ließ sich davon nicht einschüchtern. »Sie hat mich gewarnt, dass Sie den Sohn einer Dämonin aus der Kongregation nicht mit offenen Armen empfangen würden. Aber ich bin nicht ihretwegen hier. Sondern wegen Sophie.« Er legte schützend den Arm um seine Frau, und sie schmiegte sich zitternd an ihn. Beide waren nicht für den New Yorker Herbst angezogen. Nathaniel trug ein altes Sakko, und Sophie hatte nur einen Rollkragenpullover und eine bis zu den Knien reichende Strickjacke an.
    »Sind sie beide Dämonen?«, fragte Matthew mich.
    »Ja«, antwortete ich, aber etwas ließ mich dabei zögern.
    »Sind Sie auch ein Vampir?«, fragte Nathaniel Marcus.
    Marcus reagierte mit einem Wolfslächeln. »Schuldig.«
    Sophie stupste mich weiterhin mit ihrem typischen Dämonenblick an, trotzdem spürte ich gleichzeitig ein leichtes Kribbeln. Ihre Hand legte sich schützend auf ihren Bauch.
    »Sie sind schwanger!«, rief ich aus.
    Marcus war so überrascht, dass er seinen Griff lockerte. Matthew packte mich, als ich an ihm vorbeilief. Das Haus geriet über den Besuch und Matthews groben Griff in Aufregung und zeigte seinen Missfallen, indem es die Tür zur Stube zuknallte.
    »Was du da spürst  – das bin ich«, sagte Sophie und trat noch näher zu ihrem Mann. »Ich komme aus einer Hexenfamilie, aber ich bin irgendwie falsch geraten.«
    Sarah kam an die Tür, sah die Besucher und warf die Hände hoch. »Und schon geht es los. Ich habe euch doch gesagt, dass es nicht lange
dauern würde, bis die ersten Dämonen in Madison auftauchen. Andererseits weiß das Haus meistens besser als wir, was gut für uns ist. Wenn ihr schon hier seid, könnt ihr genauso gut aus der Kälte und ins Haus kommen.«
    Als die Dämonen eintraten, ächzte das Haus, als hätte es uns alle herzlich satt.
    »Keine Angst«, versuchte ich die beiden zu beruhigen. »Das Haus mag zwar komisch klingen, aber es hat uns vorab gesagt, dass ihr kommen würdet.«
    »Das Haus meiner Granny war genauso«, lächelte Sophie. »Sie lebte in dem alten Kasten, in dem früher die Normans wohnten, in Seven Devils. Da komme ich her. Offiziell gehört der Ort zu North Carolina, aber mein Dad meinte immer, das müsste man den Leuten dort erst noch erklären. Wir sind so eine Art eigenes Land.«
    Die Türen zur Stube öffneten sich weit, und dahinter kam meine Großmutter mit drei oder vier weiteren Bishops zum Vorschein, die alle interessiert zu uns hersahen. Der Junge mit dem Beerenkörbchen winkte uns zu. Sophie winkte schüchtern zurück.
    »Bei Granny gab es auch Geister«, sagte sie ruhig.
    Ein Haufen Geister in Kombination mit zwei unfreundlichen Vampiren und einem überaus mitteilsamen Haus waren für Nathaniel eindeutig zu viel.
    »Wir bleiben nicht länger als unbedingt nötig, Sophie. Du bist hergekommen, weil du Diana etwas geben wolltest. Also bringen wir die Sache hinter uns und verschwinden dann wieder«, sagte er. Ausgerechnet in diesem Moment trat Miriam mit verschränkten Armen aus dem dunklen Winkel neben dem Esszimmer. Nathaniel wich zurück.
    Sarah wandte sich an Sophie. »Sie sind also im sechsten Monat?«
    Alle Blicke richteten sich auf die Beule unter Sophies blauem Pullover.
    »Ins Esszimmer«, bestimmte Sarah in einem Tonfall, der keinen Widerspruch duldete. »Alle ab ins Esszimmer.«
    Matthew hielt mich zurück. »Irgendwie passt es einfach zu gut, dass
sie ausgerechnet jetzt auftauchen. Kein Wort übers Zeitwandern, solange sie uns hören können.«
    »Sie sind harmlos.« Ems Instinkt bestätigte

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