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Seelen der Nacht

Seelen der Nacht

Titel: Seelen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Harkness
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ganzen Tag durchgeschlafen.«
    »Ist Sarah auch zurück?«
    »Alle sind vollzählig anwesend.« Er grinste schief. »Sogar Tabitha ist da.«
    Ich bat darum, bei den anderen zu sein, und er hängte mich ohne weitere Diskussionen von meiner Infusion ab. Als mich meine Beine nicht bis ins Familienzimmer tragen wollten, nahm er mich kommentarlos auf die Arme und trug mich hinüber.
    Em und Marcus betteten mich fürsorglich auf das Sofa. Selbst die leisen Unterhaltungen und die neueste Film-Noir-Auswahl im Fernsehen strengten mich so an, dass Matthew mich bald wieder hochhob.
    »Wir gehen nach oben«, erklärte er. »Wir sehen uns dann morgen früh.«
    »Soll ich Dianas Infusionsständer nach oben bringen?«, fragte Miriam spitz.

    »Nein. Den braucht sie nicht«, antwortete er knapp.
    »Danke, dass ihr mich an den Tropf gehängt habt«, sagte ich, während er mich durch den Flur trug.
    »Dein Körper ist noch schwach, aber erstaunlich widerstandsfähig für eine Warmblüterin.« Matthew stieg die Treppe hinauf. »Die Belohnung dafür, dass du dich jahrelang unablässig bewegt hast, nehme ich an.«
    Sobald er das Licht gelöscht hatte, schmiegte ich mich zufrieden seufzend an seinen Leib und breitete besitzergreifend die Finger über seiner Brust aus. Das durch die Fenster hereinströmende Mondlicht hob seine frischen Narben hervor. Schon jetzt verblasste das Rosa zu einem matten Weiß.
    Obwohl ich todmüde war, arbeitete das Räderwerk in Matthews Kopf so rastlos, dass ich keinen Schlaf fand. Ich sah an seinem zusammengepressten Mund und dem Glanz in seinen Augen, dass er, genau wie er gestern Abend versprochen hatte, überlegte, welchen Weg wir einschlagen würden.
    »Sag schon«, verlangte ich, als die Spannung unerträglich wurde.
    »Wir brauchen vor allem Zeit«, meinte er nachdenklich.
    »Die wird uns die Kongregation nicht geben.«
    »Dann nehmen wir sie uns.« Er war kaum zu verstehen, so leise sagte er es: »Wir müssen nur zeitwandern.«

39
    A m nächsten Morgen mussten wir auf halber Treppe eine Rast einlegen, trotzdem war ich fest entschlossen, es aus eigener Kraft bis in die Küche zu schaffen. Zu meiner Überraschung versuchte Matthew nicht einmal, mich davon abzubringen. In einvernehmlichem Schweigen saßen wir auf den durchgetretenen Holzstufen und machten Pause. Durch die welligen Glasscheiben in der Haustür sickerte bleiches, wässriges Licht, das einen sonnigen Tag versprach. Im Familienzimmer hörte ich Scrabble-Steinchen klackern.
    »Wann wirst du es ihnen sagen?« Bis jetzt gab es noch nicht viel zu verraten  – er arbeitete immer noch an den Grundzügen unseres Planes.
    »Später«, sagte er und lehnte sich an mich. Ich lehnte mich an ihn und drückte die Schulter gegen seine.
    »Sarah wird ausflippen, wenn sie das hört, ganz egal wie viel Kaffee sie getrunken hat.« Ich legte eine Hand aufs Geländer und zog mich ächzend wieder hoch. »Versuchen wir’s noch mal.«
    Im Familienzimmer brachte Em mir die erste Tasse Tee. Ich blieb damit auf der Couch sitzen, während Matthew und Marcus mit meinem stillen Segen spazieren gingen. Die beiden sollten so viel Zeit wie möglich miteinander verbringen, bevor wir aufbrachen.
    Nach dem Tee machte mir Sarah ihre berühmten Rühreier mit Zwiebeln, Pilzen und Käse, verfeinert mit einem Löffel Salsa. Sie setzte den dampfenden Teller vor mir ab.
    »Danke, Sarah.« Ohne weitere Umschweife machte ich mich darüber her.
    »Nicht nur Matthew braucht Ruhe und Stärkung.« Sie sah aus dem Fenster auf die beiden Vampire, die durch den Apfelgarten schlenderten.

    »Es geht mir heute schon viel besser«, sagte ich und biss von meinem Toast ab.
    »Zumindest scheint sich dein Appetit erholt zu haben.« Ich hatte schon eine ansehnliche Mulde in den Eierberg gegraben.
    Als Matthew und Marcus zurückkamen, war ich beim zweiten Teller. Beide Vampire wirkten grimmig, doch Matthew schüttelte auf meinen fragenden Blick hin schweigend den Kopf.
    Offenbar hatten sie nicht über unsere Zeitwander-Pläne gesprochen, sondern etwas anderes hatte ihnen die Laune verhagelt. Matthew zog einen Hocker an den Tisch, schlug die Zeitung auf und konzentrierte sich auf die Nachrichten. Ich aß meine Eier auf, machte mir noch einen Tee und wartete dann einfach ab, während Sarah das Geschirr abwusch und wegstellte.
    Schließlich faltete Matthew die Zeitung zusammen und legte sie beiseite.
    »Ich würde gern in den Wald gehen. Dorthin, wo Juliette gestorben ist«, verkündete ich.
    Er

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