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Seelen der Nacht

Seelen der Nacht

Titel: Seelen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Harkness
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für alle Fälle.«
    »Stammen sie aus dem Jahr 1590?«
    »Nein«, antwortete Matthew nachdenklich. »Keine davon.« Wieder griff er in die Tasche. Und hielt darin die silberne Pilgermarke aus Bethanien.
    Die Uhr im Flur schlug zehn. Wir mussten aufbrechen  – bald.
    »Ich wünschte, ich wüsste, warum sie die mitgeschickt hat.« Matthew klang beunruhigt.
    »Vielleicht fand sie, wir sollten auch etwas mitnehmen, das dir viel bedeutet.« Ich wusste, wie sehr er an dem winzigen Silbersarg hing.
    »Nicht, wenn du dich dadurch schwerer auf das Jahr 1590 konzentrieren kannst.« Er sah auf den Ring an meiner linken Hand, und ich schloss meine Finger. Ich würde ihn auf keinen Fall abnehmen, ganz gleich, ob er aus dem Jahr 1590 stammte oder nicht.
    »Wir könnten Sarah anrufen und sie fragen, was sie dazu meint.«
    Matthew schüttelte den Kopf. »Nein. Wir sollten sie nicht beunruhigen. Wir wissen, was wir zu tun haben  – drei Objekte mitnehmen und sonst nichts aus der Gegenwart oder Vergangenheit, was uns vom Weg abbringen könnte. Da du den Ring schon am Finger hast, machen wir eine Ausnahme.« Er klappte das oberste Buch auf und erstarrte.

    »Was ist denn?«
    »In dem Buch stehen Anmerkungen  – und ich kann mich nicht erinnern, welche hineingeschrieben zu haben.«
    »Es ist über vierhundert Jahre alt. Vielleicht hast du es vergessen.« Trotz meiner Worte strich ein eisiger Finger über mein Rückgrat.
    Matthew blätterte ein paar Seiten weiter und holte scharf Luft. »Wird sich das Haus um die Sachen kümmern, wenn wir die Bücher zusammen mit der Pilgermarke hier in der Wohnstube lassen?«
    »Wenn wir es darum bitten«, sagte ich. »Matthew, was ist denn los?«
    »Das erzähle ich dir später. Wir sollten aufbrechen. Die hier«, sagte er und hob dabei die Bücher mit dem Lazarussarg hoch, »müssen hierbleiben.«
    Schweigend zogen wir uns um. Ich zog mich bis auf die nackte Haut aus und streifte bibbernd das Leinenkleid über meine Schultern. Als ich es glattstrich, schlossen sich die Ärmel um die Handgelenke, und der weite Kragen zog sich zu, sobald ich am Bändel zupfte.
    Matthew war mit der altertümlichen Mode vertraut und war darum sofort aus seinen alten Sachen und in das Leinenhemd geschlüpft. Es reichte ihm fast auf die Knie, und seine langen weißen Beine ragten darunter hervor. Während ich unsere Sachen einsammelte, verschwand Matthew ins Esszimmer und kam mit Schreibzeug und einem seiner Lieblingsstifte wieder heraus. Seine Hand flitzte über die Seite, dann faltete er das Blatt zusammen und steckte es in den bereitliegenden Umschlag.
    »Eine Nachricht für Sarah«, erklärte er. »Wir werden das Haus bitten, sich auch darum zu kümmern.«
    Wir trugen die zurückbleibenden Bücher, die Nachricht und das Pilgerzeichen in die Wohnstube. Matthew legte alles sorgsam auf dem Sofa ab.
    »Sollen wir die Lichter anlassen?«, fragte Matthew.
    »Nein«, sagte ich. »Nur das Licht auf der Veranda, falls es noch dunkel ist, wenn sie nach Hause kommen.«
    Als wir die Lampen löschten, bemerkte ich einen grünlichen Fleck. Es war meine Großmutter, die in ihrem Stuhl schaukelte.

    »Adieu, Grandma.« Weder Bridget Bishop noch Elizabeth waren zu sehen.
    Adieu, Diana.
    »Das Haus muss auf die Sachen aufpassen.« Ich deutete auf den Stapel auf dem Sofa.
    Mach dir keine Sorgen, und denk nur daran, wohin du willst.
    Langsam gingen wir durch das Haus bis zur Hintertür und löschten auf dem Weg alle Lichter. Aus dem Familienzimmer nahm Matthew den Doctor Faustus , den Ohrring und die Schachfigur mit.
    Ich sah mich ein letztes Mal in der vertrauten braunen Küche um. »Adieu, Haus.«
    Tabitha hörte mich und kam maunzend aus der Rezeptur gelaufen. Dann blieb sie unvermittelt stehen und starrte uns ohne zu blinzeln an.
    »Adieu, ma petite «, sagte Matthew und bückte sich, um sie hinter den Ohren zu kraulen.
    Wir hatten beschlossen, von der Hopfenscheune aus zu reisen. Dort war es still, und es gab dort nichts Modernes, das uns ablenken konnte. Barfuß wanderten wir durch den Apfelgarten und über das reifbedeckte Gras. Die Kälte beschleunigte unsere Schritte. Als Matthew die Scheunentür aufzog, sah ich meinen Atem in der kalten Luft aufsteigen.
    »Es ist eisig.« Zähneklappernd zog ich mein Kleid fester um mich.
    »Wenn wir in der Old Lodge ankommen, erwartet uns ein wärmendes Feuer«, versprach er mir und reichte mir den Ohrring.
    Ich schob den dünnen Draht durch das Loch in meinem Ohrläppchen und streckte

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