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Seelen der Nacht

Seelen der Nacht

Titel: Seelen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Harkness
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warteten, dass Sarah das Haus abschloss.
    Während ihrer letzten Nacht im Haus hatten Sarah und der Vampir stundenlang in der Rezeptur gesessen und sich bei einer Flasche Rotwein unterhalten. Matthew hatte ihr aus seiner Vergangenheit erzählt und ihr seine Ängste vor der Zukunft gestanden. Sarah hatte ihm zugehört und sich bemüht, nicht allzu deutlich zu zeigen, wie sehr manche seiner Geschichten sie schockierten. Sie war keine Christin, doch ihr war klar, dass er eine Beichte ablegen wollte. So gut sie konnte, hatte sie ihm schließlich die Absolution erteilt, obwohl ihr klar war, dass einige Taten nie vergeben oder vergessen werden konnten.

    Trotzdem hatte er ein Geheimnis nicht mit ihr teilen wollen, und so wusste Sarah immer noch nicht, wohin und in welche Zeit ihre Nichte verschwunden war.
    Die Dielen im Haus quietschten und knarrten im Chor, während Sarah durch die vertrauten dunklen Zimmer wanderte. Sie schloss die Türen zur Stube und drehte sich dann noch einmal um, um sich von dem einzigen Heim zu verabschieden, das sie je gekannt hatte.
    Die Stubentüren öffneten sich mit einem scharfen Knall. Direkt neben dem Kamin sprang eine Diele hoch, unter der ein kleines, schwarz eingebundenes Buch und ein elfenbeinfarbener Umschlag zum Vorschein kamen, der im Mondschein zu leuchten schien.
    Sarah unterdrückte einen Aufschrei und streckte die Hand aus. Der elfenbeinfarbene Umschlag kam angeflogen, landete mit einem leisen Klatschen auf ihrer Handfläche und klappte dann um. Auf der Vorderseite stand ein einziges Wort.
    »Sarah.«
    Sie strich über die Buchstaben und sah Matthews lange weiße Finger. Dann riss sie, mit klopfendem Herzen, das Papier auf.
    »Sarah«, stand darin. »Keine Angst. Wir haben es geschafft.«
    Ihr Herz schlug wieder langsamer.
    Sarah legte das Blatt auf den Schaukelstuhl ihrer Mutter und winkte dem Buch. Nachdem das Haus es ihr übergeben hatte, kehrte die Diele unter dem Stöhnen des alten Holzes und dem Kreischen der rostigen Nägel in ihre Ausgangslage zurück.
    Sie öffnete die erste Seite. Der Schatten der Nacht, Enthaltend zwei Poetische Hymnen, ersonnen von G. C. 1594. Das Buch roch alt, aber nicht unangenehm, fast wie Weihrauch in einer staubigen Kathedrale.
    Genau wie Matthew, dachte Sarah lächelnd.
    Oben ragte ein kleiner Zettel heraus. Sie klappte das Buch beim Vorsatzblatt auf. »Meinem theuren und ueberaus wuerdigen Freunde Matthew Roydon .« Sarah sah genauer hin und erkannte die winzige, fast verblichene Zeichnung einer Hand mit Rüschenmanschette, die herrisch auf den Namen deutete und unter der in alter brauner Tinte die Ziffer »29« stand.

    Gehorsam schlug sie Seite neunundzwanzig auf und las unter Tränen die unterstrichene Passage:
    Sie Jäger erschafft und dazu eine Meute von Hunden
Die mit ihrem Geheul Himmel und Erde verwunden
Und staune nicht, dass eine Nymphe, wie man sie
schöner nicht sieht
Vor einer hetzenden Meute wilder Hunde entflieht
Denn sie nimmt ganz nach Lust die Form jeden Tieres an,
Das in weitem Schritt seinem Jäger enteilen kann.
    Die Worte beschworen Dianas Porträt herauf  – klar, deutlich und ungebeten  –, mit von Gazeflügeln eingerahmtem Gesicht und dick in Silber und Diamanten gepacktem Hals. Ein einzelner, tränenförmiger Rubin ruhte bebend in der Vertiefung unter ihrem Hals wie ein riesiger Blutstropfen.
    In der Rezeptur hatte er ihr bei Sonnenaufgang versprochen, einen Weg zu finden, um ihr mitzuteilen, dass Diana in Sicherheit war.
    »Danke, Matthew.« Sarah küsste das Buch und die Nachricht und warf beides in den riesigen Kamin. Mit ein paar Worten entfachte sie weißglühendes Feuer. Das Papier ging sofort in Flammen auf, und die Ränder des Buches rollten sich ein.
    Sarah sah den Flammen einige Sekunden zu. Dann ging sie durch die Haustür hinaus, ohne sie abzuschließen und ohne noch einmal zurückzublicken.
    Sobald die Tür ins Schloss gefallen war, schoss ein abgewetzter silberner Sarg den Kamin herab und landete auf dem brennenden Papier. Ein paar Tropfen Blut und Quecksilber wurden durch die Hitze der Flammen aus den beiden Kammern innerhalb der Ampulle geschleudert und jagten einander über die Oberfläche des Buches, bis sie durch den Rost fielen. Dort drangen sie tief in den weichen alten Mörtel des Kamins und reisten weiter in das Herz des Hauses. Als sie es erreicht hatten, seufzte das Haus erleichtert auf und ließ einen vergessenen, verbotenen Duft frei.

    Sarah atmete noch einmal tief die kühle

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