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Seelen der Nacht

Seelen der Nacht

Titel: Seelen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Harkness
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mit einem Tropfen Bishop-Blut in den Adern kann das entgehen. Warum haben Sie das Buch zurückgegeben?« Knox’ braune Augen sahen mich scharf an. Er wollte das Manuskript genauso gern haben wie Matthew Clairmont  – eher noch mehr.
    »Ich war damit fertig.« Ich musste mich anstrengen, um meine Stimme zu kontrollieren.
    »Und nichts an dieser Handschrift hat Ihr Interesse geweckt?«
    »Nichts.«
    Peter Knox’ Mund verzog sich zu einer hässlichen Fratze. Er wusste, dass ich log. »Haben Sie dem Vampir von Ihren Beobachtungen erzählt?«
    »Ich nehme an, Sie meinen Professor Clairmont.« Wenn sich eine nichtmenschliche Kreatur weigerte, einen Namen zu verwenden, dann vor allem, um klarzumachen, dass der oder die Betreffende nicht auf einer Stufe mit ihr stand.
    Knox’ Finger lösten sich wieder. Ich glaubte schon, er würde gleich auf mich zeigen, doch dann schloss er sie um die Armlehnen seines Sessels. »Wir alle respektieren Ihre Familie und das, was Sie durchgemacht
haben. Trotzdem gibt es Gerede über Ihre unorthodoxe Beziehung zu dieser Kreatur. Mit Ihrem Eigensinn begehen Sie Verrat an Ihrer Familie. Das muss aufhören.«
    »Professor Clairmont ist ein Kollege«, lenkte ich das Gespräch von meiner Familie weg, »und über die Handschrift weiß ich nichts. Ich hatte sie nur wenige Minuten in Händen. Ja, ich wusste, dass sie unter einem Bann steht. Aber das war für mich unwesentlich, denn ich hatte sie ausschließlich angefordert, um den Inhalt zu sichten.«
    »Der Vampir ist seit über hundert Jahren hinter dem Buch her«, zischte Knox bösartig. »Er darf es auf keinen Fall in die Hände bekommen.«
    »Warum?« Vor unterdrückter Wut begann meine Stimme zu knistern. »Weil es den Hexen gehört? Vampire und Dämonen können nicht zaubern. Eine Hexe hat das Buch mit einem Bann belegt, und unter diesem Bann steht es jetzt wieder. Was macht Ihnen solche Sorgen?«
    »Mehr, als Sie begreifen können, Dr. Bishop.«
    »Ich glaube durchaus, dass ich Ihnen geistig folgen kann, Mr Knox«, erwiderte ich. Knox’ Mund spannte sich missmutig an, als ich ihn auf seinen fehlenden akademischen Grad hinwies. Wenn der Hexer meinen Titel verwendete, klang das jedes Mal wie eine Provokation, so als wollte er herausstreichen, dass er und nicht ich der wahre Experte war. Ich setze meine Kräfte vielleicht nicht ein und hätte nicht einmal einen verlorenen Schlüsselbund herbeizaubern können, dennoch ertrug ich es nicht, dass mich dieser Hexer so herablassend behandelte.
    »Zum Beispiel macht es mir Sorgen, dass Sie — eine Bishop  – mit einem Vampir gemeinsame Sache machen.« Er unterband meinen aufwallenden Protest mit einer erhobenen Hand. »Wir wollen einander doch nicht mit weiteren Unwahrheiten beleidigen. Statt sich vor ihm zu ekeln, wie es bei so einem Tier natürlich wäre, sind Sie ihm dankbar.«
    Ich köchelte schweigend vor mich hin.
    »Und ich mache mir große Sorgen, weil wir gefährlich dicht davor stehen, die Aufmerksamkeit der Menschen auf uns zu ziehen«, fuhr er fort.

    »Ich habe versucht, die Bibliothek wieder leer zu bekommen.«
    »Schon, aber es geht nicht nur um die Bibliothek, oder? Ein Vampir hinterlässt blutleere Leichen in Westminster. Die Dämonen sind ungewöhnlich rastlos und sensibler denn je für ihren eigenen Irrsinn und für die Energieumschwünge in dieser Welt. Wir können es uns nicht leisten, dass man uns bemerkt.«
    »Sie haben den Reportern erklärt, dass an diesen Todesfällen nichts Übernatürliches sei.«
    Knox sah mich fassungslos an. »Sie erwarten doch nicht, dass ich den Menschen alles erzähle?«
    »Eigentlich schon, immerhin lassen Sie sich von ihnen bezahlen.«
    »Sie sind nicht nur überheblich, sondern auch albern. Das überrascht mich, Dr. Bishop. Ihr Vater war dafür bekannt, stets klar und rational zu sein.«
    »Ich hatte einen langen Tag. Ist das alles?« Ich stand abrupt auf und ging zur Tür. Selbst unter anderen Umständen ertrug ich es kaum, wenn irgendwer außer Sarah und Em über meine Eltern redete. Jetzt  – nach Gillians Enthüllungen  – hatten Knox’ Bemerkungen etwas Obszönes.
    »Nein, keineswegs«, antwortete er barsch. »Im Moment frage ich mich vor allem, wie es eine ignorante Hexe ohne jede Ausbildung geschafft hat, einen Bann zu brechen, der bis dahin den Bemühungen von Hexen widerstanden hat, die weitaus geschickter waren als Sie es je sein werden.«
    »Darum also beobachten Sie mich die ganze Zeit.« Ich setzte mich wieder und

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