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Seelen der Nacht

Seelen der Nacht

Titel: Seelen der Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: D Harkness
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an.
    »Ich bin dabei«, erklärte ich aufrichtig.
    »Möchtest du, dass ich hier neben dir arbeite?«, fragte er und beugte sich dabei leicht vor. Sein Duft war so mächtig, dass mir schwindlig wurde.
    »Das ist nicht nötig«, bekundete ich fest.
    »Lass es mich wissen, falls du deine Meinung änderst. Ansonsten
treffen wir uns um sechs vor dem Hertford College.« Matthew sah mir tief in die Augen. Dann schoss er einen hasserfüllten Blick auf Peter Knox ab und kehrte an seinen Platz zurück.
    Als ich auf dem Weg zum Mittagessen an seinem Tisch vorbeikam, räusperte sich Matthew. Gereizt knallte Miriam den Stift auf die Tischplatte und begleitete mich. Knox würde mir nicht zu Blackwell’s folgen. Dafür sorgte Matthew.
    Der Nachmittag zog sich endlos in die Länge; wach zu bleiben, war beinahe ein Ding der Unmöglichkeit. Um fünf konnte ich es kaum noch erwarten, die Bibliothek zu verlassen. Knox blieb im Selden End inmitten eines bunten Sortiments von Menschen zurück. Matthew brachte mich nach unten, und meine Stimmung heiterte sich zusehends auf, während ich ins College zurücklief, mich umzog und meine Yogamatte holte. Als sein Wagen vor dem Eisengitter des Hertford hielt, wartete ich schon auf ihn.
    »Du bist früh dran«, bemerkte Matthew lächelnd, nahm mir die Matte ab und legte sie in den Kofferraum. Er holte scharf Luft, als er mir beim Einsteigen half, und ich fragte mich, welche Botschaften mein Körper ihm wohl gerade übermittelt hatte.
    »Wir müssen uns unterhalten.«
    »Das hat keine Eile. Erst sollten wir aus Oxford hinausfahren.« Er klappte die Beifahrertür zu und ließ sich auf den Fahrersitz sinken.
    Nachdem die Studenten und Universitätsangestellten wieder in der Stadt waren, war der Verkehr auf der Woodstock Road dichter, aber Matthew umfuhr geschickt alle Nadelöhre.
    »Wie war es in Schottland?«, fragte ich, als wir die Stadtgrenze passiert hatten, denn es war mir egal, worüber er redete, solange er nur redete.
    Matthew sah mich kurz an und dann wieder auf die Straße. »Schön.«
    »Miriam sagte, du wärst jagen gegangen.«
    Er atmete langsam aus und legte die Finger wieder auf den Knoten unter seinem Pullover. »Das hätte sie nicht tun sollen.«
    »Warum?«
    »Weil manche Dinge in gemischter Gesellschaft unausgesprochen
bleiben sollten«, erklärte er leicht ungeduldig. »Erzählen Hexen etwa anderen Geschöpfen, dass sie gerade vier Tage lang Zaubersprüche aufgesagt und Fledermäuse gekocht haben?«
    »Hexen kochen keine Fledermäuse!«, wehrte ich mich entrüstet.
    »Nichtsdestotrotz.«
    »Warst du allein?«, fragte ich.
    Matthew blieb lange stumm, bevor er antwortete. »Nein.«
    »Ich war in Oxford auch nicht allein«, setzte ich an. »Die ganzen Geschöpfe …«
    »Miriam hat es mir erzählt.« Seine Hände fassten das Lenkrad fester. »Wenn ich gewusst hätte, dass Peter Knox der Hexer ist, der dich belästigt, wäre ich bestimmt nicht nach Schottland gereist.«
    »Du hattest recht«, platzte es aus mir heraus, denn bevor ich das Thema Knox anging, musste ich ihm noch etwas gestehen. »Ich habe nie wirklich ohne Magie gelebt. Ich habe sie bei der Arbeit benutzt, ohne dass ich es gemerkt habe. Sie ist überall. Ich habe mir seit Jahren etwas vorgemacht.« Die Worte purzelten aus meinem Mund. Matthew konzentrierte sich auf den Verkehr. »Und das macht mir Angst.«
    Seine kalte Hand strich über mein Knie. »Ich weiß.«
    »Was soll ich nur tun?«, flüsterte ich.
    »Das werden wir schon noch herausfinden«, sagte er ruhig und bog durch das Tor vor der Old Lodge. Prüfend betrachtete er mein Gesicht, während wir die Anhöhe nahmen und in die kreisförmige Auffahrt bogen. »Du bist müde. Stehst du das Yoga noch durch?«
    Ich nickte.
    Matthew stieg aus und öffnete mir die Tür. Diesmal reichte er mir nicht die Hand. Stattdessen kramte er im Kofferraum herum, zog unsere Matten heraus und schulterte beide. Vereinzelt kamen andere Teilnehmer unseres Kurses vorbei und sahen uns neugierig zu.
    Er wartete, bis außer uns niemand mehr auf der Auffahrt stand. Dann sah er mich lange an und schien mit sich zu ringen. Ich zog die Stirn in Falten und legte den Kopf in den Nacken, um zu ihm aufzusehen. Ich hatte ihm gerade gestanden, dass ich Magie einsetzte, ohne
es zu merken. Was war da noch so schrecklich, dass er es mir nicht erzählen wollte?
    »Ich war mit einem alten Freund in Schottland. Hamish Osborne«, sagte er schließlich.
    »Der Mann, den die Zeitungen gern als

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