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Seelen-Transfer

Seelen-Transfer

Titel: Seelen-Transfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Frank Russell
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wurden. Fasern zersprangen wie Draht, wickelten sich neben dem Hauptstrang auf. Während sie alle gemeinsam an dem improvisierten Seil zogen, beteten sie lautlos, daß es halten würde, daß es nicht im letzten Augenblick versagte.
    Urplötzlich schoß Little Koo wie ein Schachtelmännchen hervor. Er warf die Schlinge von seiner Hüfte ab, zog das leere Magazin aus der Waffe, steckte ein volles wieder hinein. Man konnte nicht sagen, daß sein Verhalten seltsam ruhig war, denn er war die meiste Zeit ungewöhnlich ruhig.
    „Alex?“ fragte Kessler.
    „Kein Kopf mehr“, sagte Little Koo sachlich. „Ding dort unten hat ihn zerbissen.“
    Kessler sah elend aus, als er fragte: „Konnten Sie sehen, was sich am Boden dort unten befindet?“
    Little Koo nickte. „Großes Ding. Ganzer Körper rot, trägt eine dicke Panzerung. Viele Arme wie eine Spinne. Zwei Augen – so!“ Er hielt seine Hände etwa einen halben Yard auseinander. „Böse Augen. Sahen mich an, als wäre ich mehr Fleisch.“ Er betrachtete zufrieden seine Automatik. „Ich habe Augen ausgelöscht.“
    „Haben Sie es getötet?“
    „Nein, nur Augen ausgelöscht.“ Er deutete auf das Loch. „Jetzt tastet es herum. Hören!“
    Sie lauschten und hörten tatsächlich Kratzen, Rascheln und Rasseln, so, als ob etwas Großes unbeholfen und schwerfällig versuchte, an der Wand des Schachtes emporzuklettern, und immer wieder herunterfiel.
    „Welch ein Tod!“ stöhnte Kessler. „Welch ein Tod!“ wütend stieß er mit dem Fuß einen Haufen trockenes und verfaultes Holz in das Loch. Plötzlich kam ihm eine Idee, während er es hinabstürzen hörte. „Wir können dem Tod nichts weiter als unsere Rache entgegensetzen.“
    „Habe ich getan“, sagte Little Koo leise. „Habe Augen ausgelöscht.“
    „Das reicht nicht. Blind oder nicht, es kann dort immer noch umherirren und Alex zerfleischen. Wir müssen es umbringen.“
    „Wie?“
    „Werfen wir große Mengen trockenes Geäst hinunter, dann eine Fackel und einen Haufen Unterholz. Wir können das Biest lebendig rösten.“
    „Was, wenn es noch einen zweiten Ausgang besitzt, einen Notausgang?“ fragte Mallet.
    „Daran hatte ich nicht gedacht“, gab Kessler zu. „Wir können aber keine Zeit damit verschwenden, ein weiteres Loch zu suchen. Werfen wir ein Feuer hinunter und hoffen wir, daß wir es damit erwischt haben.“
    „Es gibt eine bessere Möglichkeit“, schlug Mallet vor. Er deutete auf einen relativ großen Felsbrocken, der unter unzähligen Gewächsen verborgen lag. „Wenn wir das Ding freilegen und herumrollen können, gelingt es uns vielleicht, diesen roten Teufel da unten breitzuklopfen, bevor es ihm gelingt, aus seinem Loch zu kriechen.“
    Angespornt durch ihre Wut, arbeiteten sie besessen daran, den Stein freizulegen. Endlich hielt ihn an der Oberfläche nichts mehr, und die Männer stemmten sich dagegen. Tatsächlich, er bewegte sich, rollte mit einem Ruck einmal um sich selbst. In der freigelegten Erde wanden sich mindestens ein Dutzend gelblicher Wurzeln.
    Noch eine gemeinsame Anstrengung, und der Brocken rollte bis auf einen Fuß an das Loch heran. Sie lauschten hinunter, um sicherzugehen, daß die Bestie immer noch dort war. Immer noch kamen tief aus der Erde Kratz- und Schabgeräusche herauf. Zusammen mit einer wahren Lawine an Sand, Geäst und Gras sauste der Felsen über den Rand und in die Tiefe. Es schien ungewöhnlich lange zu dauern, bis er aufschlug, aber dann hörten sie einen harten krachenden Aufschlag, der im gleichen Moment in ein gedämpftes Platschen überging. Danach herrschte Ruhe.
    Kessler rieb sich die Hände, so, als wollte er sagen: „Das war das“. Er sah auf den Kompaß, ging um die Biegung zurück, um die anderen aufzufordern, weiterzugehen. Mallet und Little Koo hörten, wie er laut fragte: „Nun, weshalb weint sie jetzt?“
    „Um Symes“, antwortete Sammy. „Nur Frauen weinen um andere Menschen.“
    Dann übernahm Kessler die Führung der Gruppe; Feeny lief neben ihm her, um warnen zu können, was man beim nächsten Mal auf jeden Fall beachten wollte. Als nächster marschierte Little Koo, ihm folgten die Mihailowitschs, dann Sammy Finestone. Bill Mallet fungierte, zusammen mit seiner Machete, als Nachhut.
    Am späten Nachmittag des zehnten Tages brach Mrs. Mihailowitsch zusammen. Das geschah ohne einen Laut oder eine Vorwarnung – eben stampfte sie noch mit ihrem schweren, schleppenden Schritt vor Finestone her, im nächsten Moment lag sie auf dem

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