Seelen-Transfer
Sie nur nicht, daß Sie der einzige sind, der sich antreiben muß. Das gilt für uns alle.“ Er tastete nach zwei spitzen Hundeohren. „Ausgenommen vielleicht Feeny.“
Als er seinen Namen hörte, wackelte Feeny mit dem Schwanzstummel, der ihm geblieben war.
„Mich überrascht immer wieder“, warf Sammy ein, „wie er in der Lage ist, Fallen auszumachen, wie Symes einer zum Opfer fiel. Inzwischen hat er uns vor vier weiteren gewarnt. Ohne ihn würde vielleicht einer von uns bereits als Futter für diese roten Ungeheuer dienen.“
Kessler kraulte dem Tier die Ohren, strich ihm über das Fell und schwieg. Aber seine Gedanken standen nicht still. Inzwischen war die Gruppe halbiert worden – sie hatten vier Mitglieder verloren. Und jedes dieser Opfer war ein echter, schwerer Verlust für jene, die übriggeblieben waren.
Wenn es irgendwie auch für Feeny bestimmt war, umzukommen, würde die Lage für sie ernst werden. Feeny war nur ein mittelgroßer Hund, der nicht sprechen konnte, und doch war er nichtsdestoweniger ein lebendiges Wesen, das dringend benötigt wurde. Ohne ihn würden sie ihren Weg mit Stöcken abtasten müssen, wodurch sie nur noch ein Viertel der bisherigen Geschwindigkeit vorlegen konnten. Ihre Marschgeschwindigkeit und die Entfernung, die sie zurücklegen mußten, waren so schon ein großes Problem. Feeny wurde gebraucht, jeder von ihnen wurde gebraucht.
Kessler erhob sich; er wußte, daß es sinnlos war, die Sorgen von morgen auf die Klagen von gestern zu türmen. Was kommen mußte, kam, und sie würden sich dem stellen müssen.
„Gehen wir.“
Kessler und Feeny voran, marschierten sie weiter. Mallet folgte als letzter. Obwohl es keiner wußte, hatten sich der erste und letzte Mann dieser Gruppe ähnliche Gedanken gemacht – ähnliche, nicht die gleichen, denn Mallet war mit seinen Überlegungen noch zu keinem Abschluß gekommen.
Als Nachhut konnte Mallet die anderen immer, wenn es keine Biegungen und Windungen auf dem Pfad vor ihnen gab, alle sehen. Ihm war daher nur zu deutlich, wie viele sie noch waren. Der Abstand zwischen Kopf und Ende dieser Schlange war doppelt so lang gewesen, als sie aufgebrochen waren. Deshalb länger, weil noch andere darin mitmarschiert waren auf dieser schrecklichen Wanderschaft. Symes, zum Beispiel, der war ein nützlicher Mensch gewesen. Ein erstklassiger Raumfahrer. Verspürte er das Fehlen der anderen nur an und wegen Symes?
Nein.
Ihm fehlte auch der Neger.
Und das etwas einfältige Paar vom Balkan.
Und wenn das Schicksal erneut zuschlagen würde, würde ihm auch ein Jude ganz bestimmt fehlen.
Und ein pfiffiger kleiner Chinese.
Und eine haarige Kreatur mit spitzen Ohren.
Er würde den ganzen zusammengewürfelten Haufen vermissen.
„Vergiß das nicht, Mallet!“ murmelte er zu sich selbst. „Niemals.“
Sammy sah über die Schulter zu ihm zurück. „Haben Sie etwas gesagt?“
„Ich trete mir im übertragenen Sinn in den Hintern.“
„Das tun Sie auch?“ Sammy zeigte Überraschung. „Ich bearbeite mich auch auf diese Weise.“
Dieses Eingeständnis wurde zusammen mit anderen gerade erlangten Daten in Mallets Gehirn gespeichert. Andere Leute fanden auch Gründe, ihr eigenes Hinterteil zu malträtieren. Auch andere Menschen machten gedankliche Fehler und hatten die Würde, sie zuzugeben.
Überraschend, wieviel man doch gemeinsam hatte.
Am besten war es wohl, tolerant zu leben und mit Anstand zu sterben. Er, Mallet, hatte gerade gelernt, mit ersterem zurechtzukommen – es blieb abzuwarten, ob er auch das zweite schaffte.
Ihr Pfad führte sie über einen kahlen Hügel, und zum erstenmal seit Beginn ihres Marsches konnten sie meilenweit in die Umgebung hinaussehen. Nach allen Richtungen sah es gleich aus: eine dichte, geschlossene Pflanzendecke, ausgenommen im Osten, wo sich eine Bergkette schwarz und steil in den brennenden Himmel reckte.
Während er sich mit einem Stück Lumpen über das nasse Gesicht fuhr, stöhnte Kessler: „Als wir noch im Dschungel waren, wollte ich um alles in der Welt da ’raus. Jetzt will ich dorthin zurück. Zumindest bot er ein wenig Schatten.“
„Geräusch“, verkündete Little Koo plötzlich und deutete nach Nordwesten. „Waaa-ummm. Waaa-ummm.“
„Ich höre nichts.“ Kessler hielt sich die Hand über die Augen und starrte in die angegebene Richtung. „Ich kann auch nichts sehen.“ Er sah zu den anderen. „Sie etwa?“
„Rein nichts“, gestand Sammy ein.
„Einen Augenblick glaubte ich,
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