Seelen-Transfer
hoch oben einen schwarzen Punkt gesehen zu haben“, sagte Mallet zweifelnd. „Aber ich bin mir nicht sicher.“
„Ist er immer noch dort?“
„Nein. Er war kurz sichtbar und verschwand dann wieder außer Sichtweite.“
„Ich weigere mich, das ernst zu nehmen“, erklärte Kessler. Erneut wischte er sich das Gesicht. „Noch eine weitere Stunde unter dieser infernalischen Sonne, und wir denken uns noch ganz andere Halluzinationen aus.“ Er ging langsam weiter. „Suchen wir uns etwas Schatten.“
Feeny bellte und jaulte plötzlich einen Felsen an. Kessler wurde langsamer, ging mit gezogener Waffe langsam darauf zu. Feeny verschwand hinter dem Felsen und bellte plötzlich laut wie ein Löwe. Ein Tier, das aussah wie eine Echse mit zehn Beinen, überschlug sich mehrmals im Laufen und rannte so schnell es konnte den Hügel hinab. Feeny kam zurück und grollte enttäuscht.
„Acht Fuß lang, die Hälfte davon spitze Zähne“, sagte Kessler ungläubig. „Und es rennt davon, wenn ein Hund bellt.“
„Es ist vielleicht nicht an laute Geräusche gewöhnt“, meinte Sammy. „Wäre Feeny still geblieben, hätte es ihn in einem Stück verschluckt.“
„An diesem Planeten hasse ich etwas ganz besonders“, sagte Kessler. „Es ist diese Stille. Auf der guten alten Erde wäre in einem Dschungel wie diesem ständig die Hölle los. Zikaden würden sägen, Affen schnattern, Papageien schreien. Hier gibt nichts und niemand einen Laut von sich, der ihn verraten könnte. Riesige Schlangen kriechen lautlos herum, große rote Spinnen lauern in tiefen Löchern und geben keinen Laut von sich. Wenn ich nachts auf Wache stand, habe ich oft Dinge gesehen oder in der Nähe verspürt, die ohne das Brechen eines Astes oder Rascheln eines Blattes vorbeigeschlichen sind. Das ist nicht normal, das macht mich fix und fertig.“
„Dann singen wir etwas“, schlug Sammy vor. „Das hält unsere Lebensgeister wach und verjagt alles andere.“
„Was sollen wir singen?“ fragte Kessler.
Sammy dachte ernsthaft darüber nach und schlug dann vor: „Wie wäre es mit Vor uns liegt ein langer Weg?“
Ausgenommen Little Koo, der kein Wort dieses Liedes kannte, stimmten alle lautstark mit ein. Danach folgte das Lied der Legionäre und Hundert Mann und ein Befehl und ein halbes Dutzend mehr. Tatsächlich marschierten sie schneller als bisher den Berg hinunter und wieder hinein in den Dschungel. Mallet legte zwischendurch noch mit rauher, unmusikalischer Stimme ein Solo ein – er brachte ein altes australisches Lied, Clancy ist mit ihrem Liebsten durchgebrannt.
Als er damit fertig war, wandte er sich an Little Koo. „Wir haben von Ihnen noch keinen Laut gehört. Wie wär’s, wenn Sie uns eines Ihrer Lieder vorsingen?“
Little Koo sah ihn verständnislos an.
„Na los“, drängte Mallet ihn ungeduldig. „Das kann ja nicht schlimmer klingen als bei mir.“
Nur sehr zögernd gehorchte Little Koo und produzierte eine langanhaltende Kette von unmelodiösen schrillen, klagenden Halbtönen, die an eine kranke Katze erinnerten. Er hörte eine ganze Weile gar nicht mehr auf, dann wurde das Lied mitten im Takt, wie es schien, abgebrochen.
„Worum geht es darin?“ fragte Mallet mit zuckenden Augenbrauen.
„Die Blätter der Blumen senken sich wie Schneeflocken auf den weißen Arm meiner Geliebten herab“, erklärte Little Koo überraschend flüssig.
„Mein Gott“, stieß Mallet hervor. „Sehr hübsch.“ Der unscheinbare Little Koo hatte jemanden, über den er singen konnte. Dieser Gedanke war ihm noch nie gekommen. Er versuchte, sich das vor seinem geistigen Auge vorzustellen. Wahrscheinlich hatte sie ein olivenfarbiges Gesicht, Mandelaugen, war untersetzt, kicherte viel, kochte gut und war Mutter von sieben Kindern. Vermutlich war sie zweimal so groß wie Little Koo, kommandierte ihn und den Haushalt mit fester, sicherer Hand, und ihr Name klang wie eine duftende Frühlingsblume.
„Sehr hübsch“, wiederholte er, und Little Koo zeigte schüchterne Dankbarkeit.
„Wie wär’s mit Marschieren wir durch Georgia? schlug Sammy vor, der nur zu bereit war, erneut loszubrüllen.
„Mir fehlt die Luft dazu.“ Kessler hackte wild auf hüfthohen Ranken herum, die sich über den Pfad schlängelten. „Der erste hat immer die meiste Arbeit.“
„Und trägt jedes Risiko“, betonte Sammy. „Meinen Sie nicht, daß wir uns in der Führung abwechseln sollten?“
„Eine gute Idee.“ Kessler durchschritt die Lücke, die er geschlagen
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