Seelen-Transfer
er sie.
H. M. J. Nehmen Sie Kontakt mit mir auf. Bin bereit, Gerät gegen bar zu kaufen. Aufrichtiges Angebot. Wane.
Jensen dachte darüber nach. Das sah nach einer Falle aus, bei der Wane als Köder fungierte. Auf der anderen Seite sprach er von Bargeld, und vielleicht gab es das tatsächlich. Es müßte eigentlich in seiner, Jensens, Macht liegen, das Geld zu kassieren und der Falle zu entwischen. Wozu hat man schließlich Gehirn. Wenn man es nicht benutzt?
Kurz darauf fuhr er in die Stadt und betrat eine öffentliche Telefonzelle. „Hier ist Sie-wissen-schon. Ich warte nicht, bis ich abgeholt werde, also sprechen Sie schnell.“
„Hören Sie“, sagte Wane mit kratziger Stimme. „Ich habe einen ausländischen Bankier gefunden, der glaubt, daß man die Maschine in seinem Heimatland nutzbringend einsetzen kann. Er ist bereit, sie zu kaufen.“
„Warum bauen Sie ihm dann keine?“
„Ich kann es mir nicht leisten. Ich muß etwas herstellen, bevor ich von ihm Geld sehe. Ich brauchte etwa zwei Jahre für einen neuen Apparat. Das Angebot muß innerhalb einer angemessenen Zeit angenommen werden. Jensen, dieser Käufer ist jung und ungewöhnlich reich …“
„Ich denke darüber nach“, sagte Jensen kurz. Dann hängte er ein, ohne Wane zu Ende sprechen zu lassen.
Vierundzwanzig Stunden später hatte Jensen beschlossen, das Geschäft zu machen. Es war nur zu seinem Vorteil. Sein gegenwärtiger Körper war für das Gesetz nicht von Interesse, er war von seinen verschiedenen Überfällen her gut mit Geld gepolstert, und doch hatte er Lust, auch Wane noch ein paar Scheine abzunehmen – ohne natürlich den Projektor herzugeben. Inzwischen hatte er sich auch schon ausgedacht, wie er das machen wollte – es war eine wirklich tolle Idee.
Von einer anderen Telefonzelle in einer anderen Stadt rief er zurück. „Ich mache vielleicht mit. Es kommt ganz darauf an.“
„Wieviel wollen Sie für den Apparat haben?“
„Wieviel“, konterte Jensen, „will dieser Nabob denn springen lassen?“
„Ich weiß es nicht. Vermutlich stört ihn ein hoher Preis nicht, aber bei überzogenen Forderungen wird er sicher kleinlich werden. Nennen Sie Ihre Summe. Wenn Sie verkaufen wollen, müssen Sie irgendwo anfangen.“
Das Vertrauen des anderen in die Zahlungskräftigkeit seines Hintermanns machte Jensen neugierig. „Wer ist denn dieser Mensch?“
Trotz seiner Anstrengungen, sie zu unterdrücken, verriet Wanes Stimme jetzt leichte Erregung. „Er ist ein Europäer in den Dreißigern und ein sehr, sehr reicher Mann. Im Augenblick ist er mit einer Schönheit der diesjährigen Modesaison verlobt, die, so glaube ich, auch sehr reich ist. Ich kann zu diesem Zeitpunkt seine Identität noch nicht enthüllen, aber ich kann Ihnen versichern, daß er mehr Geld und Einfluß hat als jeder andere, den ich bisher kannte.“
„Also gut. Ich werde das Geschäft mit ihm persönlich machen.“
„Aber …“
„Keine Tricks“, warnte Jensen rauh. „Ich hänge ein, bin schon viel zu lange hier. Ich werde Sie später wieder anrufen. In der Zwischenzeit können Sie ein Zusammentreffen arrangieren. Und sagen Sie ihm, daß der Preis himmelhoch sein wird.“
Mit einem breiten Grinsen hängte er ein. Ein Fremder, der in Geld schwamm und eine feine Dame heiraten wollte. Das mußte ja gut werden!
Alle Umstände deuteten darauf hin, daß es gut ablaufen würde. Das Fenster des gegenüberliegenden Apartments war nur fünfzig Fuß weit genau auf der anderen Straßenseite entfernt. Es lag im dritten Stock, und Jensen konnte aus gleicher Höhe genau hineinsehen.
Natürlich konnte auch das eine ausgefeilte Falle sein – aber so wie er seinen Zutritt dort geplant hatte, würde er eine solche zu einer Farce machen. Wanes Geschichte über diesen reichen Interessenten konnte eine Lüge sein. Andererseits konnte sie stimmen. Wie dem auch sein mochte – Jensen hatte viel zu erreichen und nichts zu verlieren.
Soweit es ihn betraf, würde die ganze Geschichte ganz einfach ablaufen und war nur von der Frage bestimmt, ob er, indem er seinen gegenwärtigen Körper aufgab, den eines der Detektive übernahm, die ihn bei seinem Erscheinen niederschießen würden oder ob er sich in einen Fremden begeben sollte, der nach Geld stank.
Jawohl, Jensen besaß Verstand. Schurken mit Verstand wurden nie gehängt. Er besaß sogar die Intelligenz und die Vorstellungskraft, sich auszumalen, was Wane selbst sich ausdenken mochte, wie Jensen wohl der Falle entkommen
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