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Seelen-Transfer

Seelen-Transfer

Titel: Seelen-Transfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Frank Russell
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ich könnte sogar den Polizeichef übernehmen und die Suche nach mir selbst leiten. Ich könnte König von Siam oder Präsident der Vereinigten Staaten werden.“
    Wane wurde innerlich immer kälter, während er den begeisterten Ausbrüchen des anderen zuhörte. Hier hatte er etwas vor sich, das für die Kräfte von Gesetz und Ordnung ein unlösbares Problem werden konnte und das er, Wane, ungewollt dem Verbrechertum in die Hände gegeben hatte. Kein Zweifel, Jensen würde sein Geheimnis für sich allein behalten, würde es ängstlich vor jedem anderen Angehörigen seiner verbrecherischen Welt verstecken. Aber auch als Einzelgänger blieb er eine furchtbare Bedrohung – weil er eben auch in tausend andere Individuen schlüpfen konnte.
    Diese Gedanken beschäftigten ihn zehn Stunden später immer noch, als er aus einem Wagen stieg und allein auf dem Grasstreifen neben einer wenig befahrenen Nebenstraße stand. Er sah dem Wagen des offen triumphierenden Jensen nach, der in die uneingeschränkte Freiheit davonraste. Jensen hätte ihn ohne die geringsten Gewissensbisse umbringen können, wie er es schon vorher mehrmals getan hatte – aus unerklärlichen Gründen hatte er es unterlassen. Vielleicht wollte sich der Verbrecher an der gehässigen Befriedigung erfreuen, daß die Mächtigen dieses Landes zwar Informationen über ihn erhielten, daß sie das Problem Jensen aber nicht lösen konnten. Vielleicht fürchtete er aber auch einen zukünftigen Defekt an dem Projektor und brauchte dann Wane lebend, um ihn beheben zu lassen.
    Mit kreischenden Reifen und in einer Staubwolke schoß der Wagen davon. Wane sah ihm nach, wie er in der Ferne immer kleiner wurde, während ihm ein Satz immer wieder durch den Kopf ging: „Ich könnte sogar den Polizeichef übernehmen …“ Mutlos begann er seinen Marsch in das nächste Dorf.
    „Er kann zu jedermann werden“, murmelte er vor sich hin. „Zu jedem.“ Er wiederholte das so oft, bis es langweilig wurde, dann ersetzte er es durch „irgend jemand“. Plötzlich blieb er stehen. „Irgendwer – gütiger Himmel, das könnte es sein! Irgendwer!“
    Während der hektischen und gesetzlosen letzten zwanzig Jahre des Henry Meynell Jensen hatte er so manches dunkle und kriminelle Vorhaben in die Tat umgesetzt, ohne erwischt zu werden. Erst bei seinem zweiten Mord hatte man ihn geschnappt und beinahe für immer ausgeschaltet. Vieles hatte er von seinen alten und erfahrenen Kumpanen gelernt, und in der Unterwelt war er eine anerkannte Persönlichkeit. Jetzt kam noch hinzu, daß er ein erfahrener Fuchs in einem jungen Körper geworden war. Er kannte alle ungesetzlichen Tricks, die wirksamsten Methoden und war für alle kriminellen Impulse empfänglich.
    Alle diese Fähigkeiten schrieb er sich zu, wie er jetzt auf die kleine Bank in der abgelegenen Gegend zuging. Sie war wie geschaffen für einen Einzeltäter, der kein Risiko eingehen wollte. Alles, was er tun mußte, waren ein paar Drohgesten und notfalls ein Schuß in die Decke. So einfach war das. Was das Ganze zu einer besonders erfreulichen Angelegenheit werden ließ, waren die einzigartigen Aspekte, mit denen er das Kommende verzieren wollte.
    Zum Beispiel würde es keine spektakuläre Flucht vor der Polizei geben. Auch wollte er so melodramatische Effekte wie eine Maske fortlassen. Er würde hineinmarschieren, das Geld kassieren, wieder hinausgehen und damit verschwinden. Das war alles.
    Und genau das tat er auch. Zwanzig Sekunden vor Schalterschluß betrat er die Bank, stellte fest, daß keine Kunden mehr vorhanden waren. Dann zeigte er dem Kassierer die Waffe, die er aus seiner Tasche gezogen hatte.
    „Keinen Laut, wenn ich dich nicht umpusten soll!“ Jensen hielt dem Mann die Waffe noch dichter unter die Nase und fragte sich dabei, ob sein neues Gesicht die gleiche grimmige Entschlossenheit zeigen würde wie sein altes. „Pack es ein und gib es mir. Schnell und ohne ein Wort. Wenn mir der Service hier gefällt, komme ich vielleicht wieder.“
    Wie im Traum schob der Kassierer die Banknotenbündel zusammen. Die Summe war nicht sehr groß; Jensen hatte in diesem kleinen Zwei-Mann-Betrieb auch keine große Beute erwartet. Aber es war eine leichte Arbeit, und es würde reichen, damit er weitermachen konnte, bis er für größere und bessere Unternehmungen bereit war. Er trat ein paar Schritte zurück, öffnete die Bürotür des Managers. Der wollte wütend aufspringen, bekam dann auch die Pistole zu sehen, verstand sofort und hob

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