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Seelen-Transfer

Seelen-Transfer

Titel: Seelen-Transfer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Frank Russell
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wollte. Zum Beispiel konnte Wane in dem gegenüberliegenden Apartment eine Leiche hinterlegen, so daß Jensen, der dort hineinschlüpfen wollte, nichts vorfand, was er übernehmen konnte. Körperlos schwebte er dann im Nichts, während die Lebensenergie langsam abnahm. Es ist niemals weise, einen Gegner zu unterschätzen, und Jensen war ein Ausbund an Klugheit.
    Lange Zeit studierte er durch ein Fernglas alles, was er von der Wohnung dort drüben mitbekommen konnte. Der Mensch, der sich dort hinter dem Fenster befand, war echt, lebte – kein Zweifel. Er war ein nervöser Kunde, denn hin und wieder trat er ans Fenster und schaute vorsichtig hinaus auf die Straße, wodurch Jensen einen ausgezeichneten Blick auf sein Gesicht und seine Gestalt werfen konnte.
    Das vorgesehene Opfer sah ziemlich genau so aus, wie Wane es beschrieben hatte: Etwas dreißig, untersetzt, gekleidet in einem etwas poppigen Stil. Er strahlte einen auffälligen Wohlstand aus, und der Diamant am Mittelfinger seiner linken Hand war ein echtes Glitzerding. Sein sorgfältig gelegtes Haar und das zäh wirkende Gesicht ließen ihn entfernt vertraut erscheinen. Jensen war überzeugt, dieses Gesicht schon einmal irgendwo gesehen zu haben, vermutlich in einem dieser Regenbogen-Magazine, wo er mit einer feinen Dame oder mit einem erlegten Tiger posiert hatte.
    Wie dem auch sein mochte, sein Äußeres gefiel Jensen ausnehmend. Sich einen passenden Körper auszusuchen, war kaum etwas anderes, als wenn man sich einen attraktiven Mantel aussuchte – und der Kunde begann, wählerisch zu werden. Der Körper, den er sich jetzt ausgesucht hatte, war sehenswert und ein günstiger Kauf für diesen Preis. Jensen war kein Mensch, der einem geschenkten Gaul noch ins Maul schaute.
    Ganz weit hinten überlegte er sich, ob dieses Opfer wohl einen Butler besaß, der ihn ständig mit „Ja, Mylord“ und „Nein, Mylord!“ und „Gewiß doch, Mylord“ ansprach. Er, Jensen, würde das bis zum Äußersten genießen. Das erinnerte ihn daran, daß er einige unschöne Angewohnheiten aufgeben mußte, etwa sein ständiges „Nee, isses nich.“ Er mußte wohl noch ein wenig üben, um ein hochnäsiges „Nein, Simonds, das ist es nicht“ hervorzubringen.
    Der Pomadenkopf war wieder am Fenster, beäugte aufmerksam ein Auto, das unter ihm am Rinnstein geparkt stand. Er wandte sich um, sprach kurz mit jemandem hinter ihm im Raum, richtete seine Aufmerksamkeit wieder auf die Straße.
    Jensen warf ebenfalls einen vorsichtigen Blick hinaus, ließ ihn über das abgestellte Fahrzeug hinweggleiten, bis er die vertraute, weißhaarige Gestalt Wanes entdeckte, der in seiner üblichen geschäftigen Gangart herankam. Ohne zu zögern betrat Wane das Gebäude durch die Tür direkt unter der Wohnung des Geldmenschen. Letzterer beobachtete immer noch den reglosen Wagen.
    Jetzt wurde es Zeit! Jensen setzte sich auf den Stuhl des Projektors, schaltete ihn ein. Seine Bewegungen waren durch die viele Übung perfekt geworden, aber eine gewisse Spannung verließ ihn dabei nie. Dieser Stuhl mit seinem verrückten Helm darüber sah stets ein wenig unheilvoll aus, erinnerte ihn irgendwie daran, daß alles Gute auch einmal ein Ende hatte.
    Die Lebensenergie des Universums strömte in sein Ich hinein, während er reglos dasaß und auf den Mann hinter dem geöffneten Fenster auf der anderen Straßenseite starrte. Jensen war sogar inzwischen klüger geworden als der fraglos intelligente Wane es war. Er beugte sich leicht nach vorn, so daß sein Körper nach vorn fiel, wenn er ihn verlassen hatte, und auf einen Schalter schlug, der den Mechanismus ausschaltete. Sozusagen eine Jensen-Verfeinerung. Er war wirklich stolz darauf.
    Nach dreißig Sekunden war er frei, befand sich auch auf der anderen Straßenseite in dem anderen Zimmer, war innerhalb des anderen Körpers; diese unheilige Seelenwanderung lief schnell wie immer ab.
    Ein ungeheures Gefühl des Triumphs und ungeheure Kraft durchfluteten sein körperloses Wesen, während er damit beschäftigt war, die Psyche des anderen hinauszudrängen. Das Opfer stellte sich als harter Gegner heraus – obwohl Jensen den Mann völlig überrascht hatte, war sein Widerstand weitaus stärker, entschlossener und verzweifelter als alles, was er bisher erlebt hatte. Um sein Leben zu erhalten, kämpfte dieses Opfer mit einer Wildheit und Zähigkeit, die von einem urzeitlichen Reptil stammen konnte.
    Fast eine ganze Minute lang taumelte der umkämpfte Körper wie betrunken im

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