Seelen-Transfer
Raum umher, während zwei Persönlichkeiten um den Besitz desselben kämpften. Mehrmals ging der Fremde zu Boden, rollte sich herum, seine Glieder zuckten wie bei einem spastischen Anfall.
Jensens Kraft begann langsam nachzulassen, obwohl er immer noch eine unnormale Stärke besaß. Er wußte jetzt, daß er diese Person niemals überwunden hätte, hätte ihm nicht die Kraft aus dem Projektor zur Verfügung gestanden. Aber er schaffte es. Der Körper bäumte sich ein letztes Mal auf und brach unter dem ungeheuren Ansturm beinahe zusammen, mit dem Jensen seinen früheren Eigentümer aus dem Bereich des materiellen Daseins hinausschleuderte. Wieder hörte er das schreckliche Geräusch, als ein Lebensfunke im Nichts verglühte.
Der neue Körper war in Schweiß gebadet, als Jensen sich jetzt gegen eine Wand lehnte und schwer atmete. Seine Beine fühlten sich weich an, aber er hatte triumphiert. Es war ein harter, langer Kampf gewesen, den er doch noch gewonnen hatte. Er begrüßte Wane mit einem zufriedenen Lächeln, als dieser durch die Tür kam, im Eingang stehenblieb und zu ihm herüber sah.
„Zu schade“, sagte Wane gelassen.
„Was?“
„Daß Sie Ihre Waffe drüben gelassen haben. Sie erinnern sich an die alte Redensart – man kann sie nicht mitnehmen?
„Meine Waffe?“
„Jensens.“
„Sie haben es also erraten.“ Jensen setzte sich auf die Ecke des Tisches und schaute glücklich und zufrieden drein. Jetzt fühlte er sich schon sehr viel besser. Dynamisch war das richtige Wort dafür. Voller Selbstvertrauen. „Sie sind bestimmt ein gerissener alter Fuchs – aber jedenfalls nicht schlau genug, um alle Möglichkeiten zu erkennen, die Ihre Maschine bietet. Sie dachten, ich würde sie verkaufen, was?“ Er lachte, war für einen Moment von dem ungewohnten Geräusch dieser neuen Stimme überrascht, lachte dann noch einmal. „Ich wäre ein Narr, wenn ich den Schlüssel zur Unsterblichkeit fortwerfen würde.“
Immer noch in der Tür stehend, sagte Wane: „Ah ja, Unsterblichkeit. Dafür ist keine Summe zu hoch.“ Er strich sein weißes Haar nach hinten. „Meine Erfindung ist ausgezeichnet. Ich habe keinen Grund, mich ihrer zu schämen. Ihr einiger Fehler ist es, daß sie viele Jahrhunderte zu früh erfunden wurde. Die Menschheit ist noch nicht bereit für sie.“ Sein Blick schien müde zu sein, als er ihn jetzt auf Jensen richtete. „Ich habe beschlossen, sie zu zerstören.“
„Den Teufel werden Sie tun!“ sagte Jensen laut und machte eine herrische Geste. „Stehen Sie nicht wie eine Puppe herum. Kommen Sie ’rein. Ich möchte alle Informationen, die Sie besitzen, über diese neue Persönlichkeit erfahren.“
„Natürlich“, sagte Wane sanft. Er betrat das Zimmer. Vier große, breitschultrige und entschlossen dreinschauende Individuen folgten ihm. „Sie sind niemand anderer als Enrico Rapalli“, sagte Wane.
Plötzlich sah Jensen ein höllisches Bild vor seinem inneren Auge: die lange Liste mit Rapallis blutigen Verbrechen. Das meiste davon hatte sich ereignet, während Jensen im Gefängnis gesessen hatte. Kein Wunder, daß ihm das Gesicht bekannt vorgekommen war, kein Wunder, daß diese Psyche so raubtierhaft gekämpft hatte.
„Ich ging zu den Behörden und erzählte alles“, fuhr Wane fort. „Zufällig hatten sie Rapalli gerade lokalisiert und bereiteten sich darauf vor, ihn zu verhaften. Man stimmte meinem Vorschlag zu, ihn als Köder zu benutzen und sich noch eine Weile zurückzuhalten. Meine Anzeige erschien in einer Reihe von Zeitungen, und am zehnten Tag schluckten Sie endlich den Haken. Ich arrangierte die Verabredung, auf der Sie bestanden. Ich organisierte sie hier, in Rapallis Versteck, und die betreffenden Behörden sorgten dafür, daß genau gegenüber ein Apartment freigehalten wurde. Prompt mieteten Sie es und zogen mit dem Projektor dort ein. Wir wußten also, wo Sie sich befanden, hatten Sie dort, wo wir Sie haben wollten.“ Wieder fuhr er sich durch das Haar. Sein Gesicht zeigte Müdigkeit. „Jetzt werde ich meine Erfindung zerstören.“
„Kommen Sie, Rapalli“, brummte eine der anderen Gestalten. Mit festem Griff schnappte er sich Jensens Unterarm.
„Ich bin nicht Rapalli!“ schrie Jensen entsetzt. „Ich bin … Ich bin …!“
„Nun, wer sind Sie?“ Der Frager lächelte verhalten.
„Sie haben Rapallis Gesicht und seine Fingerabdrücke. Sie haben seinen Körper, und mehr verlangt das Gesetz nicht, das ist alles, was das Gesetz bestrafen
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