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Seelen

Titel: Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenie Meyer
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ausbreiten. Mein Herz macht einen Sprung und ich weiß, ich werde hier auf ihn warten, auch wenn es die ganze Nacht dauert.
    Er hält immer noch meine Hand. Langsam lässt er sie los, seine Augen fest auf meine gerichtet. Er weicht einen Schritt zurück und bleibt dann stehen.
    »Bitte tritt mich nicht«, sagt er, während er sich vorbeugt und mich unters Kinn fasst. Er küsst mich wieder und diesmal spüre ich es. Seine Lippen sind weicher als seine Hände und sie fühlen sich heiß an, sogar in der warmen Wüstennacht. Ein Schwarm Schmetterlinge flattert durch meinen Magen und raubt mir den Atem. Meine Hände strecken sich ihm instinktiv entgegen. Ich berühre die warme Haut seiner Wange, das stoppelige Haar in seinem Nacken. Meine Finger streichen über eine Linie vernarbter Haut, einen erhobenen Wulst direkt unterhalb des Haaransatzes.
    Ich schreie.
    S chweißüberströmt wachte ich auf. Noch bevor ich ganz wach war, befühlten meine Finger meinen Nacken auf der Suche nach der kurzen Linie, die von der Implantation stammte. Ich konnte die schwache rosa Narbe mit meinen Fingerspitzen kaum ertasten. Die Medikamente, die der Heiler verwendet hatte, hatten gute Arbeit geleistet.
    Jareds schlecht verheilte Narbe war nie eine gute Tarnung gewesen.
    Ich knipste die Nachttischlampe an und wartete darauf, dass mein Atem sich beruhigte. Der intensive Traum hatte mich mit Adrenalin vollgepumpt.
    Ein neuer Traum, aber im Grunde den vielen anderen so ähnlich, die mich während der letzten Monate heimgesucht hatten.
    Nein, kein Traum. Bestimmt eine Erinnerung.
    Ich konnte immer noch die Wärme von Jareds Lippen auf meinen spüren. Meine Hände streckten sich ohne meine Erlaubnis aus und fuhren über das zerknitterte Laken, auf der Suche nach etwas, das sie nicht fanden. Mein Herz tat weh, als sie aufgaben und schlaff und leer auf das Bett fielen.
    Ich blinzelte die ungebetene Feuchtigkeit in meinen Augen fort. Ich wusste nicht, wie lange ich das noch ertragen konnte. Wie sollte man bloß in dieser Welt überleben, mit diesen Körpern, deren Erinnerungen nicht in der Vergangenheit blieben, wo sie hingehörten? Mit diesen Gefühlen, die so stark waren, dass ich nicht mehr wusste, was ich eigentlich fühlte?
    Ich würde morgen völlig erschöpft sein, aber an Schlaf war im Moment nicht zu denken. Ich wusste, es würde Stunden dauern, bis ich wieder zur Ruhe käme. Also konnte ich genauso gut auch gleich meine Aufgabe erfüllen und es hinter mich bringen. Vielleicht würde mir das helfen, mich von Dingen abzulenken, über die ich lieber gar nicht nachdachte.
    Ich wälzte mich aus dem Bett und stolperte zum Computer auf dem sonst leeren Tisch. Es dauerte ein paar Sekunden, bis der Monitor aufleuchtete, und dann noch ein paar Sekunden, bis mein Mailprogramm sich geöffnet hatte. Es war nicht schwierig, die Adresse der Sucherin zu finden; ich hatte nur vier Mailkontakte. Die Sucherin, den Heiler, meinen neuen Chef und seine Frau, meine Helferin.
    Bei meinem Wirt, Melanie Stryder, war noch ein zweiter Mensch,
    tippte ich, ohne mich mit einer Anrede aufzuhalten.
    Er heißt Jamie Stryder; er ist ihr Bruder.
    Einen panischen Augenblick lang staunte ich über ihre Kontrolle. Die ganze Zeit hatte ich von der Existenz des Jungen noch nicht mal etwas geahnt - und zwar nicht, weil er ihr nichts bedeutete, sondern weil sie ihn noch entschlossener schützte als die anderen Geheimnisse, die ich gelüftet hatte. Hatte sie noch mehr Geheimnisse, ebenso große, so wichtige? So bedeutsam, dass sie sie sogar aus meinen Träumen heraushielt? Hatte sie so viel Kraft? Meine Finger zitterten, als ich die übrigen Informationen eintippte.
    Ich denke, er müsste jetzt ein Jugendlicher sein. Dreizehn vielleicht. Sie haben zeitweise irgendwo kampiert, ich glaube, nördlich von Cave Creek in Arizona. Das ist allerdings mehrere Jahre her. Trotzdem sollten Sie mal eine Landkarte mit den Linien vergleichen, an die ich mich neulich schon erinnert habe. Ich melde mich wie immer, wenn ich noch etwas herausbekomme.
    Ich schickte die Mail ab. Sobald sie weg war, durchfuhr mich Panik.
    Nicht Jamie!
    Ihre Stimme war laut und so deutlich wie meine eigene. Ich schauderte vor Entsetzen.
    Während ich noch gegen die Angst vor dem, was da passierte, ankämpfte, packte mich das wahnwitzige Verlangen, der Sucherin noch eine E-Mail zu schicken und mich dafür zu entschuldigen, sie mit meinen verrückten Träumen belästigt zu haben. Ihr zu sagen, dass ich noch halb schlief

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