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Seelen

Titel: Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenie Meyer
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bring dich wirklich um. Ich bluffe nicht.«
    »Na, dann los, tu’s doch!«
    Plötzlich keucht er und ich frage mich, ob irgendeine meiner kämpfenden Gliedmaßen ihn getroffen hat. Ich spüre allerdings keine neuen blauen Flecken.
    Er lässt meinen Arm los und packt mich an den Haaren. Das war’s dann wohl. Jetzt schneidet er mir die Kehle durch. Ich mache mich auf die Messerklinge gefasst.
    Aber seine Hand tastet an meinem Nacken herum, seine Finger fühlen sich rau und warm an auf meiner Haut. Der Griff um meinen Hals lockert sich.
    »Unmöglich«, schnauft er.
    Die Hand verschwindet wieder von meinem Nacken und irgend was fällt klappernd zu Boden. Hat er etwa das Messer weggeworfen? Ich überlege, wie ich drankommen könnte. Vielleicht, wenn ich mich hinfallen lasse? Der Griff um meinen Hals ist jetzt locker genug, dass ich hindurchrutschen könnte. Ich glaube, ich habe gehört, wohin das Messer gefallen ist.
    Er dreht mich zu sich herum, wobei er meinen Hals weiterhin umfasst hält. Ein Klicken ertönt und ein Lichtstrahl blendet mein linkes Auge. Ich keuche und versuche mich automatisch wegzudrehen. Aber die Hand umklammert meine Kehle. Dann strahlt mir das Licht ins rechte Auge.
    »Ich glaub’s nicht«, flüstert er. »Du bist noch ein Mensch.« Er nimmt mein Gesicht zwischen beide Hände. Bevor ich ausweichen kann, drückt er seine Lippen fest auf meine.
    Einen kurzen Augenblick lang bin ich wie erstarrt. Noch nie in meinem Leben hat mich jemand geküsst. Zumindest nicht richtig geküsst. Abgesehen von den Küssen meiner Eltern auf die Wange oder Stirn, vor so vielen Jahren. Ich hatte nicht geglaubt, dass ich das jemals erleben würde. Ich kann es aber gar nicht richtig spüren. Da ist zu viel Angst, zu viel Entsetzen, zu viel Adrenalin.
    Mit einer heftigen Bewegung reiße ich mein Knie hoch.
    Er stößt einen erstickten Laut aus und lässt mich los. Anstatt wieder in Richtung Vordertür zu laufen, wie er erwartet, ducke ich mich unter seinem Arm hindurch und hechte durch die offene Terrassentür. Ich glaube, ich kann ihn trotz meiner Last abhängen. Ich habe einen kleinen Vorsprung und er stößt immer noch Schmerzenslaute aus. Ich weiß, wo ich hinmuss - ich werde keine Spuren hinterlassen, die er in der Dunkelheit finden kann. Das Essen habe ich die ganze Zeit über festgehalten und das ist gut. Die Müsliriegel habe ich allerdings verloren, fürchte ich.
    »Warte!«, schreit er.
    ›Halts Maul,‹ denke ich, aber ich schreie nicht zurück.
    Er kommt hinter mir her, ich kann hören, wie seine Stimme näher kommt. »Ich bin keiner von denen!«
    ›Ja klar.‹ Ich habe meinen Blick auf den Sand geheftet und renne. Mein Vater hat immer gesagt, ich wäre so schnell wie ein Gepard. Ich war die Schnellste in meiner Laufmannschaft, Meisterin in meinem Bundesstaat - damals, vor dem Ende der Welt.
    »Hör mir zu!« Er schreit immer noch aus vollem Hals. »Ich beweise es dir. Bleib einfach stehen und sieh mich an!«
    ›Wohl kaum.‹ Ich verlasse den sandigen Pfad und flitze zwischen den Mesquite-Sträuchern hindurch.
    »Ich hab nicht damit gerechnet, dass sonst noch jemand übrig ist! Bitte, ich muss mit dir reden!«
    Seine Stimme überrascht mich - sie klingt zu nah.
    »Tut mir leid, dass ich dich geküsst habe! Das war dumm von mir! Ich bin einfach schon so lange allein!«
    »Halt’s Maul!« Ich sage es nicht sehr laut, aber ich weiß, dass er es hört. Er kommt immer näher. Noch nie hat mich jemand eingeholt. Ich treibe meine Beine an.
    Außer seinem Atem ist jetzt ein leises Stöhnen zu hören, als er ebenfalls schneller wird.
    Etwas Großes stürzt sich von hinten auf mich und ich falle hin. Ich habe Erde im Mund und werde von etwas so Schwerem zu Boden gedrückt, dass ich kaum Luft bekomme.
    »Warte … einen … Moment«, schnauft er.
    Er verlagert sein Gewicht und dreht mich um. Dann setzt er sich auf meine Hüfte und klemmt meine Arme unter seine Beine. Er zerdrückt das Essen. Ich knurre und versuche mich unter ihm hervorzuwinden.
    »Sieh mich an! Sieh her!«, sagt er. Er zieht ein kleines zylinderförmiges Ding aus seiner Gesäßtasche und dreht an einem Ende. Ein Lichtstrahl schießt heraus.
    Er richtet die Taschenlampe auf sein eigenes Gesicht.
    Das Licht lässt seine Haut gelb aussehen. Es zeigt hervorstehende Wangenknochen neben einer langen, dünnen Nase und ein kantiges Kinn. Seine Lippen sind zu einem Grinsen verzogen, aber ich kann sehen, dass sie voll sind für einen Mann. Seine Augenbrauen

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