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Seelen

Titel: Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenie Meyer
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trifft Wanda die Entscheidungen. Was, wenn du das wärst? Wie würdest du dich fühlen, wenn du Melanie wärst? Wenn du derjenige wärst, der derart … besetzt worden wäre? Wenn du gefangen wärst und jemand deinem Körper sagen würde, was er zu tun hat? Wenn du nicht für dich selbst sprechen könntest? Würdest du nicht wollen, dass deine Wünsche - soweit sie bekannt wären - respektiert würden? Wenigstens von anderen Menschen?«
    »Okay, okay. Eins zu null für dich. Ich behalte es im Hinterkopf.«
    »Was soll das heißen, du behältst es im Hinterkopf? «, wollte Jared wissen.
    »Das soll heißen, dass ich darüber nachdenken werde.«
    »Da gibt es nichts nachzudenken«, erwiderte Jared. Ich konnte am Klang seiner Stimme erkennen, wie er aussah - zusammengebissene Zähne, angespannter Kiefer. »Der Körper und die Person, die darin gefangen ist, gehören mir .«
    »Bist du sicher, dass Melanie immer noch …«
    »Melanie ist für immer mein. Und ich für immer der Ihre.«
    Für immer.
    Melanie und ich befanden uns, was unsere Stimmung anging plötzlich am jeweils entgegengesetzten Ende der Skala. Sie schwebte, war selig. Ich … nicht.
    Ungeduldig warteten wir darauf, dass sie weitersprachen.
    »Und was, wenn du das wärst?«, fragte Ian nicht viel lauter als flüsternd. »Wenn du in einen Menschenkörper gesteckt und auf diesen Planeten verfrachtet worden wärst, nur um festzustellen, dass du dir unter deinen eigenen Leuten verloren vorkommst? Wenn du so eine gute Person wärst, dass du versuchen würdest, das Leben zu retten, das du genommen hast - und bei dem Versuch, sie zurück zu ihrer Familie zu bringen, beinahe gestorben wärst? Wenn du dann plötzlich von brutalen Erdbewohnern umringt wärst, die dich hassen und verletzen und umzubringen versuchen würden, immer und immer wieder?« Er stockte einen Moment. »Wenn du trotzdem weiterhin alles in deiner Macht Stehende tun würdest, um diese Leute zu retten und zu versöhnen? Hättest du nicht auch ein Recht auf ein eigenes Leben? Hättest du das nicht mehr als verdient?«
    Jared antwortete nicht. Ich spürte, wie meine Augen feucht wurden. Hielt Ian wirklich so viel von mir? Glaubte er wirklich, ich verdiente das Recht auf ein Leben hier?
    »Na?«, hakte Ian nach.
    »Darüber … muss ich erst nachdenken.«
    »Tu das.«
    »Aber …«
    Ian unterbrach ihn seufzend. »Reg dich nicht auf. Wanda ist trotz des Körpers nicht so richtig menschlich. Sie scheint auf … Körperkontakt nicht genauso zu reagieren wie ein Mensch.«
    Jetzt lachte Jared. »Ist das deine Theorie?«
    »Was ist daran so lustig?«
    »Sie reagiert durchaus auf Körperkontakt«, ließ ihn Jared, jetzt wieder in nüchternem Tonfall, wissen. »Dafür ist sie menschlich genug. Oder ihr Körper zumindest.«
    Mein Gesicht glühte.
    Ian schwieg.
    »Eifersüchtig, O’Shea?«
    »Allerdings … das bin ich. Erstaunlicherweise.« Ians Stimme war angespannt. »Und woher weißt du das?«
    Jetzt zögerte Jared. »Es war … eine Art Experiment.«
    »Ein Experiment ?«
    »Es ist allerdings nicht so ausgegangen, wie ich erwartet hatte. Mel hat mich geboxt.« Ich konnte hören, dass er beim Gedanken daran grinsen musste, und sah in meinem Kopf die kleinen Linien um seine Augen auftauchen.
    »Melanie … hat dich … geboxt?«
    »Es war bestimmt nicht Wanda. Du hättest ihr Gesicht sehen sollen … Was denn? Hey, Ian, ganz ruhig, Mann!«
    »Hast du auch nur einen Moment daran gedacht, was das für sie bedeutet haben muss?«, fauchte Ian.
    »Für Mel?«
    »Nein, du Idiot, für Wanda!«
    »Was das für Wanda bedeutet haben muss?«, fragte Jared und klang befremdet.
    »Komm, hau ab. Geh was essen. Lass mich ein paar Stunden in Ruhe.«
    Ian gab Jared nicht die Gelegenheit zu antworten. Er riss die Tür zur Seite - heftig, aber leise -, schlüpfte in sein Zimmer und stellte die Tür zurück.
    Er wandte sich um und unsere Blicke begegneten sich. Seinem Gesichtsausdruck nach zu schließen, war er überrascht, dass ich noch wach war. Überrascht und verlegen. Das Feuer in seinen Augen leuchtete noch einmal auf und wurde dann langsam schwächer. Er kräuselte die Lippen.
    Dann legte er den Kopf schief und lauschte. Ich lauschte ebenfalls, aber Jareds Rückzug verursachte kein Geräusch. Ian wartete noch einen Moment, dann seufzte er und ließ sich mir gegenüber auf den Rand seiner Matratze fallen.
    »Ich schätze, wir waren nicht ganz so leise wie geplant«, sagte er.
    »Diese Höhlen hier sind sehr

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