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Seelen

Titel: Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenie Meyer
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den Arm.
    »Genau«, murmelte Jamie.
    »Wo sind denn alle?«
    Ich beobachtete Trudy aus den Augenwinkeln, als sie ihm antwortete.
    »Sie … äh … mussten noch zu Ende ausladen.« Diesmal blickte sie absichtlich zum südlichen Tunnel; Ians Miene versteinerte und er sah eine halbe Sekunde lang wütend aus. Dann sah Trudy wieder zu mir und bemerkte, dass ich sie beobachtete.
    Lenk sie ab, flüsterte Melanie.
    Ich sah schnell auf Jamie hinunter.
    »Hast du Hunger?«, fragte ich ihn.
    »O ja.«
    »Wann hast du eigentlich mal keinen Hunger?«, zog Ian ihn auf. Sein Gesicht hatte sich wieder entspannt. Er war besser im Täuschen als Trudy.
    Als wir unser Zimmer erreichten, sank Jamie dankbar auf die große Matratze.
    »Geht es dir wirklich gut?«, fragte ich nach.
    »Es ist nicht schlimm. Ehrlich. Doc sagt, in ein paar Tagen bin ich wieder fit.«
    Ich nickte, obwohl ich nicht überzeugt war.
    »Ich gehe aufräumen«, murmelte Trudy und verschwand. Ian lehnte sich gegen die Wand und blieb.
    Sieh beim Lügen nach unten, riet Melanie.
    »Ian?« Ich starrte gebannt auf Jamies blutiges Bein. »Würde es dir was ausmachen, uns etwas zu essen zu holen? Ich habe auch Hunger.«
    »Au ja. Bring uns was Leckeres.«
    Ich konnte Ians Blick auf mir spüren, aber ich sah nicht hoch.
    »Okay«, willigte er ein. »Ich bin sofort zurück.« Er betonte das sofort . Ich hielt den Blick gesenkt, als untersuchte ich die Wunde, bis ich seine Schritte nicht mehr hörte.
    »Du bist doch nicht böse auf mich?«, fragte Jamie.
    »Natürlich nicht.«
    »Ich weiß, du wolltest nicht, dass ich mitgehe.«
    »Jetzt bist du in Sicherheit, das ist das Einzige, was zählt.« Geistesabwesend tätschelte ich seinen Arm. Dann stand ich auf und ließ meine Haare, die inzwischen kinnlang waren, nach vorne fallen, um mein Gesicht zu verbergen.
    »Ich bin gleich zurück - ich habe vergessen, Ian etwas zu sagen.«
    »Was?«, fragte er, von meinem Tonfall verwirrt.
    »Kommst du hier alleine klar?«
    »Natürlich«, erwiderte er abgelenkt.
    Ich verschwand durch den Paravent, bevor er noch etwas fragen konnte.
    Der Gang war leer, Ian nicht mehr zu sehen. Ich musste mich beeilen. Ich wusste, dass er bereits Verdacht geschöpft hatte; er hatte bemerkt, dass ich Trudys verlegene Erklärung nicht geglaubt hatte. Er würde nicht lange wegbleiben.
    Ich ging schnell, rannte aber nicht, als ich den großen Platz überquerte. Zielstrebig, als sei ich auf einem Botengang. Nur ein paar Leute waren hier - Reid, der auf den Gang zum Bad zuging; Ruth, Ann und Heidi, die neben dem östlichen Flur standen und sich unterhielten; Lily und Wes, die mir den Rücken zugekehrt hatten und Händchen hielten. Niemand beachtete mich. Ich blickte geradeaus, als ginge ich nicht auf den südlichen Tunnel zu, und bog erst in letzter Sekunde ab.
    Sobald mich die Schwärze des Gangs umfing, beschleunigte ich meinen Schritt und lief den vertrauten Weg entlang.
    Eine Ahnung sagte mir, dass es um dasselbe ging wie beim letzten Mal, als Jared und die anderen von einer Tour zu rückgekommen waren, als alle traurig gewesen waren und Doc sich betrunken hatte und niemand meine Fragen beantworten wollte. Heute passierte es wieder - das, was ich nicht wissen sollte. Was ich laut Ian auch nicht wissen wollte. Ich bekam eine Gänsehaut im Nacken. Vielleicht wollte ich es wirklich nicht wissen.
    Willst du wohl. Wir wollen es beide.
    Ich habe Angst.
    Ich auch.
    So leise ich konnte, rannte ich den dunklen Tunnel entlang.

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E ntsetzt
    A ls ich Stimmen hörte, wurde ich langsamer. Ich war nicht nah genug am Krankenflügel, dass es schon Doc sein konnte. Ein paar andere waren anscheinend auf dem Rückweg. Ich drückte mich gegen die Felswand und schlich, so leise ich konnte, vorwärts. Mein Atem ging stoßweise vom Rennen. Ich hielt mir den Mund zu, um das Geräusch zu dämpfen.
    »… warum wir das immer wieder machen«, klagte jemand.
    Ich war mir nicht sicher, wessen Stimme das war. Die Stimme von jemandem, den ich nicht gut kannte. Violetta vielleicht? Sie hatte denselben niedergeschlagenen Unterton, den ich vom letzten Mal kannte. Jetzt zweifelte ich nicht mehr, ob ich mir das alles vielleicht nur einbildete.
    »Doc wollte nicht. Diesmal war es Jareds Idee.«
    Ich war mir sicher, dass das jetzt Geoffrey war, obwohl seine Stimme durch den unterdrückten Ekel darin verändert klang. Geoffrey war natürlich mit Trudy auf Tour gewesen. Sie machten alles gemeinsam.
    »Ich dachte, er wäre immer absolut

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