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Seelen

Titel: Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenie Meyer
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nicht immer leicht, bequeme Schuhe zu kriegen. Ich konnte behaupten, dass ich an diesem Paar sehr hing.
    Ein anderer Motor sprang an - leiser als der Jeep. Ich drehte mich um und sah eine schlichte, unauffällige Limousine aus dem Schatten unter einem Felsbrocken hervorkommen. Jared stieg aus und kettete die zerfetzten Planen vom Jeep an die hintere Stoßstange dieses Wagens. Dann fuhr er ihn bis zu mir, und als ich sah, wie die beschwerten Planen die Reifenspuren im Staub verwischten, verstand ich ihren Sinn.
    Jared lehnte sich herüber, um die Beifahrertür zu öffnen. Auf dem Sitz lag ein Rucksack. Er war flach und leer. Ich nickte vor mich hin. Ja, den brauchte ich.
    »Lass uns fahren.«
    »Warte«, sagte ich.
    Ich bückte mich, um mich im Seitenspiegel zu betrachten.
    Nicht gut. Ich strich mir das kinnlange Haar über die Wange, aber das reichte nicht. Ich berührte mein Gesicht und biss mir auf die Lippe.
    »Jared. Ich kann mit diesem Gesicht da nicht hinein.« Ich zeigte auf die lange, ausgefranste Narbe auf meiner Haut.
    »Was?«, fragte er.
    »Keine Seele hätte je so eine Narbe. Sie würden das behandeln lassen. Sie werden sich fragen, wo ich gewesen bin. Sie werden Fragen stellen.«
    Seine Augen weiteten sich und verengten sich anschließend.
    »Vielleicht hättest du dir das überlegen sollen, bevor ich dich hinausgeschmuggelt habe. Wenn wir jetzt zurückgehen, werden sie glauben, es war nur ein Trick, damit du den Weg nach draußen findest.«
    »Wir gehen nicht ohne Medikamente für Jamie zurück.« Meine Stimme klang härter als seine.
    Seine wurde ebenfalls härter. »Was bitte schlägst du dann vor, Wanda?«
    »Wir brauchen einen Stein.« Ich seufzte. »Du musst mich schlagen.«

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G eheilt
    » W anda …«
    »Wir haben keine Zeit. Ich würde es ja selbst machen, aber ich kriege den richtigen Winkel nicht hin. Es geht nicht anders.«
    »Ich glaube nicht, dass ich … das kann.«
    »Nicht mal für Jamie?« Ich presste meine gesunde Gesichtshälfte, so fest ich konnte, an die Kopfstütze des Beifahrersitzes und schloss die Augen.
    Jared hielt den kantigen, faustgroßen Felsbrocken, den ich gefunden hatte. Er wog ihn schon seit fünf Minuten in seiner Hand.
    »Du musst einfach nur die oberen Hautschichten abreißen. Die Narbe verschwinden lassen, mehr nicht. Los, Jared, wir müssen uns beeilen. Jamie …«
    Sag ihm, ich finde auch, er soll es jetzt tun. Und zwar richtig
    »Mel sagt, du sollst es tun. Und zwar fest genug. Es muss gleich beim ersten Mal sitzen.«
    Schweigen.
    »Los jetzt, Jared!«
    Er holte tief Luft, ein Keuchen. Ich spürte einen Luftzug und kniff die Augen fester zusammen.
    Ein dumpfer Schlag war zu hören - das war das Erste, was ich bemerkte. Dann ließ der Schock des Aufpralls nach und ich spürte es auch.
    »Aah«, stöhnte ich. Ich hatte eigentlich kein Geräusch machen wollen. Ich wusste, dass es das für ihn nur schlimmer machen würde. Aber mit diesem Körper geschah so vieles unfreiwillig. Tränen traten mir in die Augen und ich hustete, um ein Schluchzen zu unterdrücken. Mein Kopf dröhnte und vibrierte von der Wucht des Schlags.
    »Wanda? Mel? Es tut mir leid!«
    Er umarmte uns, zog uns an seine Brust.
    »Schon gut«, wimmerte ich. »Wir sind okay. Hast du alles erwischt?«
    Seine Hand berührte meine Haut und drehte meinen Kopf zur Seite.
    »Uuh«, keuchte er angewidert. »Ich habe dir das halbe Gesicht abgerissen. Es tut mir so leid.«
    »Nein, das ist gut. Das ist gut. Lass uns fahren.«
    »Okay.« Seine Stimme war immer noch schwach, aber er legte mich vorsichtig in meinen Sitz zurück und dann begann das Auto unter uns zu dröhnen.
    Eiskalte Luft blies mir ins Gesicht, erschreckte mich, stach mir in die aufgerissene Wange. Ich hatte schon vergessen, wie sich eine Klimaanlage anfühlte.
    Ich öffnete die Augen. Wir fuhren einen flachen ausgetrockneten Wasserlauf entlang - flacher, als er normalerweise war, vorsichtig entsprechend verändert. Er schlängelte sich vor uns entlang, wand sich zwischen dem Gestrüpp hindurch. Ich konnte nicht besonders weit sehen.
    Ich klappte die Sonnenblende herunter und den Spiegel auf. Im fahlen Mondlicht war mein Gesicht schwarz-weiß. Schwarz war meine ganze rechte Gesichtshälfte, schwarz lief es nur das Kinn hinunter, den Hals entlang und sickerte in den Kragen meines neuen, sauberen T-Shirts.
    Mir drehte sich der Magen um.
    »Gute Arbeit«, flüsterte ich.
    »Tut es sehr weh?«
    »Nicht sehr, nein«, log ich. »Außerdem wird es

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