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Seelen

Titel: Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenie Meyer
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meinem Wink.
    »Leaves Above«, sagte ich. Das war der Name, den ich im letzten Motel benutzt hatte. Würde er meine Angaben überprüfen? Ich musste vielleicht einen Wohnort angeben.
    »Die Blumen, die auf dem Kopf stehen?«, vermutete er. Sein Blick machte wieder seine Runde.
    »Ja, so eine war ich.«
    »Meine Lebensgefährtin auch. Waren Sie auf der Insel?«
    »Nein«, sagte ich schnell. »Auf dem Festland. Zwischen den großen Flüssen.«
    Er nickte, vielleicht ein wenig enttäuscht.
    »Soll ich nach Tucson zurückfahren?«, fragte ich. »Ich glaube, ich bin jetzt wach genug. Oder vielleicht sollte ich erst hier ein Nickerchen machen …«
    »Nein!«, unterbrach er mich mit lauterer Stimme.
    Ich zuckte erschrocken zusammen und die kleine Kapsel rutschte mir aus den Fingern. Sie fiel mit einem schwach hörbaren Klacken auf den Metallboden. Ich spürte, wie mir das Blut aus dem Gesicht wich, als hätte man einen Stöpsel gezogen.
    »Ich wollte Sie nicht erschrecken«, entschuldigte er sich schnell, während sein Blick seine unruhige Runde wiederholte. »Aber sie sollten nicht hierbleiben …«
    »Warum?«, gelang es mir zu flüstern. Meine Finger griffen nervös in die Luft.
    »Vor Kurzem ist jemand … verschwunden.«
    »Ich verstehe nicht. Verschwunden?«
    »Vielleicht war es nur ein Unfall … aber es könnte auch …«, er zögerte, sprach das Wort nur ungern aus, »… Menschen in der Gegend geben.«
    »Menschen?«, quiekte ich zu laut. Er hörte die Angst in meiner Stimme und interpretierte sie auf die einzige ihm mögliche Art.
    »Es gibt keine Beweise, Leaves Above. Niemand hat etwas gesehen oder so. Sie müssen keine Angst haben. Aber Sie sollten nach Phoenix weiterfahren, ohne sich unnötig aufzuhalten.«
    »Natürlich. Oder nach Tucson vielleicht? Das ist näher …«
    »Es besteht keine Gefahr. Sie können weiterfahren wie geplant.«
    »Wenn Sie sicher sind, Sucher …«
    »Ich bin sicher. Sie sollten nur einfach nicht in der Wüste herumspazieren, Blume.« Er lächelte. Das Lächeln ließ sein Gesicht herzlich und freundlich wirken, wie bei allen anderen Seelen, mit denen ich zu tun gehabt hatte. Er hatte keine Angst vor mir, sondern um mich. Er versuchte nicht, eine Lüge herauszuhören. Und wenn doch, würde er sie vermutlich nicht als Lüge erkennen. Einfach eine andere Seele.
    »Das hatte ich auch nicht vor.« Ich lächelte zurück. »Ich werde besser aufpassen. Jetzt schlafe ich bestimmt nicht mehr ein.« Ich warf einen besorgten Blick durch Jareds Fenster auf die Wüste, damit er glaubte, die Angst mache mich wachsam. Der Ausdruck auf meinem Gesicht erstarrte, als ich zwei Scheinwerfer im Rückspiegel auftauchen sah.
    Jareds Rücken wurde gleichzeitig steif, aber er behielt seine Haltung bei. Er sah zu angespannt aus.
    Mein Blick huschte zurück zum Gesicht des Suchers.
    »Da habe ich was für Sie«, sagte er immer noch lächelnd, aber gesenktem Blick, während er in seiner Tasche wühlte.
    Er hatte die Veränderung in meinem Gesicht nicht bemerkt. Ich versuchte, meine Wangenmuskeln unter Kontrolle zu bringen und sie zu entspannen, aber ich konnte mich nicht genug konzentrieren.
    Die Scheinwerfer im Rückspiegel kamen immer näher.
    »Sie sollten das nicht zu oft anwenden«, fuhr der Sucher fort und kramte jetzt in der anderen Tasche. »Es ist natürlich nicht schädlich, sonst hätten die Heiler es nicht ausgegeben. Aber wenn Sie es regelmäßig benutzen, kann es Ihren Schlaf-wach-Rhythmus durcheinanderbringen … Ah, hier ist es ja. Hellwach. «
    Die Lichter wurden langsamer, als sie sich näherten.
    Fahr einfach vorbei, bettelte ich in Gedanken. Halt nicht an, halt nicht an, halt nicht an.
    Lass Kyle am Steuer sitzen, fügte Melanie hinzu wie ein Gebet.
    Halt nicht an. Fahr einfach weiter. Halt nicht an. Fahr einfach weiter.
    »Miss?«
    Ich blinzelte und versuchte mich zu konzentrieren. »Äh, Hellwach ?«
    »Atmen Sie das einfach ein, Leaves Above.«
    Er hielt eine schmale weiße Sprühdose in der Hand und versprühte eine Nebelwolke vor meinem Gesicht. Gehorsam beugte ich mich vor und atmete tief ein, während mein Blick gleichzeitig zum Rückspiegel schnellte.
    »Es riecht nach Grapefruit«, sagte der Sucher. »Angenehm, oder?«
    »Sehr angenehm.« Mein Verstand war plötzlich scharf und konzentriert.
    Der große Umzugswagen wurde langsamer und blieb mit laufendem Motor auf der Straße stehen.
    Nein! , riefen Mel und ich gleichzeitig. Für den Bruchteil einer Sekunde wanderte mein Blick auf

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