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Seelen

Titel: Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenie Meyer
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Kind geschlungen. Zärtlich sah er auf den biologischen Sohn seines Wirtskörpers hinab.
    »Wenn wir uns selbst nicht einrechnen, ist das der erste Planet, den wir entdeckt haben, auf dem die Jungen lebendig geboren werden. Euer System ist sicher nicht das einfachste oder produktivste. Vielleicht hat es gerade damit was zu tun … oder mit der Hilflosigkeit eurer Jungen. Überall sonst erfolgt die Reproduktion über irgendeine Art Eier oder Samen. Viele Eltern bekommen ihre Jungen nie zu Gesicht. Ich frage mich …« Ich brach ab, meine Gedanken voller Spekulationen.
    Die Mutter wandte ihrem Mann das Gesicht zu und er küsste sie auf die Lippen. Das Menschenkind krähte vor Vergnügen.
    »Hmmm. Vielleicht wird meine Spezies eines Tages friedlich mit einem Teil der euren zusammenleben. Wäre das nicht … seltsam?«
    Keiner der beiden Männer konnte den Blick von dem Wunder vor ihnen abwenden.
    Die Familie ging. Der Vater nahm den Jungen, und die Mutter klopfte den Sand von ihrer Jeans. Dann schlenderten die Seelen händchenhaltend mit ihrem Menschenkind zurück in ihre Wohnung.
    Ian schluckte laut.
    Den Rest des Abends sprachen wir nicht - wir waren alle durch das, was wir gesehen hatten, nachdenklich geworden. Wir gingen früh schlafen, damit wir früh aufstehen und uns wieder an die Arbeit machen konnten.
    Ich schlief allein, in dem Bett, das am weitesten von der Tür entfernt stand, und fühlte mich unwohl deswegen. Die beiden großen Männer passten nicht ohne Weiteres in das andere Bett. Ian neigte dazu, sich im Schlaf auszubreiten, und Jared hatte keine Hemmungen, ihn dann in die Seite zu boxen. Beide würden bequemer schlafen, wenn ich das Bett mit einem von ihnen teilte - ich rollte mich jetzt zum Schlafen immer ganz eng zusammen; vielleicht lag es an der offenen, ungeschützten Umgebung, in der ich mich den ganzen Tag über aufhalten musste, dass ich mich nachts in mich selbst zurückzog, oder vielleicht war ich auch einfach nur so daran gewöhnt, mich zum Schlafen in der winzigen Lücke auf dem Boden hinter dem Beifahrersitz zusammenzurollen, dass ich vergessen hatte, wie man ausgestreckt schlief.
    Aber ich wusste, warum niemand mich darum bat, das Bett mit einem von beiden zu teilen. In der ersten Nacht, in der die Männer sich wenig erfreut darüber klargeworden waren, dass ich eine Hoteldusche brauchte, hatte ich über das Surren der Badezimmerlüftung hinweg gehört, wie sich Ian und Jared über mich unterhalten hatten.
    »… nicht fair, sie wählen zu lassen«, sagte Ian. Er sprach leise, aber die Lüftung reichte nicht aus, um ihn zu übertönen. Das Hotelzimmer war sehr klein.
    »Warum nicht? Ist es fairer, zu bestimmen, wo sie schlafen soll? Glaubst du nicht, es wäre höflicher …«
    »Bei jemand anderem ja. Aber Wanda wird sich deswegen quälen. Sie wird so sehr versuchen, es uns beiden recht zu machen, dass sie selbst dabei unglücklich wird.«
    »Schon wieder eifersüchtig?«
    »Diesmal nicht. Ich weiß einfach, wie sie tickt.«
    Es herrschte Schweigen. Ian hatte Recht. Er wusste wirklich, wie ich tickte. Er konnte sich wahrscheinlich denken, dass ich - sofern es auch nur die Spur einer Andeutung gab, dass Jared das wollte - entscheiden würde, neben Jared zu schlafen. Und dass ich dann wach liegen und mir Sorgen machen würde, dass meine Anwesenheit Jared unglücklich machte und ich außerdem Ians Gefühle verletzt hatte.
    »Na gut«, sagte Jared barsch. »Aber wenn du heute Nacht versuchst, dich an mich ranzumachen … dann kann ich für nichts garantieren, O’Shea.«
    Ian lachte. »Ohne übermäßig arrogant klingen zu wollen, aber um ehrlich zu sein, Jared, sollte ich schwul sein, könnte ich wohl etwas Besseres kriegen.«
    Obwohl ich Schuldgefühle hatte, weil ich so viel Platz verschwendete, war es wahrscheinlich wirklich besser, dass ich allein schlief.
    Wir mussten nicht noch einmal ins Hotel. Die Tage verstrichen immer schneller, als wollten sogar die Sekunden schnell nach Hause. Ich spürte, wie es meinen Körper auf seltsame Weise Richtung Westen zog. Wir sehnten uns alle danach, in unseren dunklen, überfüllten Hafen zurückzukehren.
    Sogar Jared wurde unvorsichtig.
    Es war spät, hinter den Bergen im Westen war nicht das kleinste bisschen Sonnenlicht mehr zu sehen. Hinter uns wechselten sich Ian und Kyle mit dem Fahren des großen Umzugswagens ab, der mit unserer Beute beladen war, so wie Jared und ich uns mit dem Lieferwagen abwechselten. Sie waren mit dem schweren Fahrzeug

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