Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Seelen

Titel: Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenie Meyer
Vom Netzwerk:
langsamer als Jared mit dem Lieferwagen. Die Scheinwerfer waren immer weiter zurückgeblieben, bis sie hinter einer langgestreckten Kurve ganz verschwunden waren.
    Wir waren fast zu Hause; Tucson lag bereits hinter uns. In ein paar wenigen Stunden würde ich Jamie wiedersehen. Wir würden die sehnlichst erwarteten Vorräte abladen, umringt von lächelnden Gesichtern. Eine richtige Heimkehr.
    Meine erste, stellte ich fest.
    Ausnahmsweise würde die Rückkehr nichts als Freude bereiten. Diesmal hatten wir keine todgeweihten Geiseln dabei.
    Ich dachte an nichts anderes als meine Vorfreude. Die Straße schien nicht allzu schnell vorbeizufliegen; was mich betraf, konnte sie das gar nicht schnell genug tun.
    Die Scheinwerfer des Lastwagens hinter uns tauchten wieder auf.
    »Anscheinend fährt Kyle jetzt wieder«, murmelte ich. »Sie holen auf.«
    Und dann gingen in der dunklen Nacht hinter uns plötzlich die roten und blauen Lichter an. Sie wurden von allen Spiegeln reflektiert. Bunte Flecken tanzten über das Dach, die Sitze, unsere erstarrten Gesichter und das Armaturenbrett, wo der Zeiger des Tachos anzeigte, dass wir über dreißig Stundenkilometer schneller fuhren als erlaubt.
    Das Aufheulen einer Sirene durchbrach die Stille der Wüste.

Menü

A ngehalten
    D ie roten und blauen Lichter drehten sich im Takt zum Geheul der Sirene.
    Bevor die Seelen hierhergekommen waren, hatten diese Lichter und Geräusche immer dasselbe angekündigt: das Gesetz, die Hüter der Ordnung, die Verfolger von Verbrechern.
    Jetzt kündigten die blinkenden Farben und das wütende Geräusch auch nur eines an. Etwas ganz Ähnliches. Immer noch die Hüter der Ordnung. Immer noch die Verfolger.
    Sucher.
    Der Anblick und das Geräusch waren nicht ganz so verbreitet wie früher. Polizeikräfte waren nur nötig, um bei Unfällen oder in anderen Notsituationen zu helfen, nicht, um das Gesetz durchzusetzen. Die meisten hatten keine Fahrzeuge mit Sirene, außer sie fuhren einen Krankenwagen oder gehörten zur Feuerwehr.
    Der lange, glänzende Wagen hinter uns war nicht für die Unfallhilfe gedacht. Es war ein Fahrzeug, das zur Verfolgung diente. Ich hatte so etwas bisher noch nie gesehen, aber ich wusste genau, was das zu bedeuten hatte.
    Jared war erstarrt, sein Fuß immer noch auf dem Gaspedal. Ich sah, dass er versuchte, eine Lösung zu finden, eine Möglichkeit, sie in diesem altersschwachen Lieferwagen abzuhängen, ihnen zu entkommen - unsere breite, weiße Silhouette hinter dem kümmerlichen Buschwerk der Wüste zu verstecken -, ohne sie zu den anderen zu führen. Ohne alle zu verraten. Wir waren schon so nah bei ihnen. Sie schliefen, ahnungslos …
    Als er nach zwei Sekunden fieberhaften Nachdenkens aufgab, atmete er schwer aus.
    »Es tut mir so leid, Wanda«, flüsterte er. »Ich hab’s verbockt.«
    »Jared?«
    Er griff nach meiner Hand und nahm den Fuß vom Gas. Der Wagen wurde langsamer.
    »Hast du deine Kapsel?« Er konnte kaum sprechen.
    »Ja«, flüsterte ich.
    »Kann Mel mich jetzt hören?«
    Ja. Der Gedanke war ein Schluchzen.
    »Ja.« Meine Stimme war auch kurz davor, ein Schluchzen zu werden.
    »Ich liebe dich, Mel. Tut mir leid.«
    »Sie liebt dich. Mehr als alles auf der Welt.«
    Ein kurzes, schmerzvolles Schweigen.
    »Wanda, du … du bedeutest mir auch viel. Du bist so gut, Wanda. Du verdienst etwas Besseres als das, was ich dir gegeben habe. Etwas Besseres als das hier.«
    Er hielt etwas Kleines - etwas viel zu Kleines, um so tödlich zu sein - zwischen seinen Fingern.
    »Warte«, stieß ich hervor.
    Er durfte nicht sterben.
    »Wanda, wir dürfen es nicht darauf ankommen lassen. Wir können sie nicht abhängen, nicht in diesem Fall. Wenn wir versuchen, abzuhauen, werden Tausende von ihnen hinter uns ausschwärmen. Denk an Jamie.«
    Der Lieferwagen wurde immer langsamer und fuhr rechts ran.
    »Gib mir einen Versuch«, bat ich. Ich kramte schnell nach der Kapsel in meiner Tasche. Dann nahm ich sie zwischen Daumen und Zeigefinger und hielt sie hoch. »Lass mich versuchen, hier mit Hilfe einer Lüge herauszukommen. Ich schlucke sie sofort, wenn etwas schiefgeht.«
    »Einen Sucher kannst du nicht belügen!«
    »Lass es mich versuchen. Schnell!« Ich schnallte mich ab, kauerte mich neben ihn und öffnete auch seinen Gurt. »Tausch den Platz mit mir. Schnell, bevor sie so nah dran sind, dass sie uns sehen können.«
    »Wanda …«
    »Ein Versuch. Schnell!«
    Er war der Beste, wenn es darum ging, in Sekundenbruchteilen eine Entscheidung

Weitere Kostenlose Bücher