Seelen
sagte er, als er sah, wie ich meine Pommes frites in den Milchshake tunkte.
»Probier mal. Das schmeckt gut.« Ich bot ihm eine getunkte Fritte an.
Er zuckte mit den Schultern und nahm sie. Dann steckte er sie in den Mund und kaute. »Interessant.«
Ich lachte. »Melanie findet es auch ekelhaft.« Deshalb hatte ich diese Gewohnheit zu Anfang auch gepflegt. Es war lustig, jetzt daran zurückzudenken, was für Verrenkungen ich gemacht hatte, um sie zu ärgern.
Ich hatte keinen großen Hunger. Ich wollte nur noch einmal ein paar Sachen schmecken, an deren Aromen ich mich besonders erinnerte. Ian aß die restliche Hälfte meines Burgers, als ich satt war.
Die Fahrt nach Hause verlief ohne Zwischenfälle. Wir fanden keine Anzeichen für die Überwachung durch die Sucher. Vielleicht hatten sie sich mit der Zufallstheorie abgefunden. Vielleicht hielten sie es für unvermeidlich - wenn du lange genug alleine in der Wüste umherspazierst, wird dir früher oder später etwas passieren. Auf dem Nebelplaneten hatten wir ein ähnliches Sprichwort: Wenn du zu viele Eisfelder allein überquerst, endest du als Fressen für die Klauenbestie. So lautete die ungefähre Übersetzung; in Bärensprache klang es besser.
Uns erwartete ein großes Empfangskomitee.
Ich lächelte Trudy, Geoffrey, Heath und Heidi halbherzig an. Meine wahren Freunde wurden immer weniger. Kein Walter mehr, kein Wes. Ich wusste nicht, wo Lily war, das machte mich traurig. Vielleicht wollte ich auf diesem traurigen Planeten mit so viel Tod gar nicht weiterleben. Vielleicht war das Nichts besser.
Es machte mich ebenfalls traurig, so kleinlich es auch war, Lucina neben Lacey stehen zu sehen und Reid und Violetta auf der anderen Seite. Sie unterhielten sich angeregt, stellten Fragen, wie es schien. Lacey hatte Freedom auf dem Arm. Er sah nicht besonders begeistert aus, aber er war so glücklich, am Gespräch der Erwachsenen teilnehmen zu dürfen, dass er sich nicht sträubte.
Mich hatte man nie in die Nähe des Kindes gelassen, aber Lacey war bereits eine von ihnen. Ihr vertrauten sie.
Wir gingen auf direktem Weg zum südlichen Tunnel. Jared und Ian keuchten unter dem Gewicht der Heiler. Ian trug den schwereren, den Mann, und Schweiß strömte ihm übers Gesicht. Jeb scheuchte am Tunneleingang alle anderen weg und folgte uns.
Doc wartete in seinem Krankenflügel auf uns und rieb sich geistesabwesend die Hände, als würde er sie waschen.
Die Zeit lief immer schneller. Doc zündete die hellere Lampe an. Die Heiler bekamen Schmerzlos und wurden bäuchlings auf die Feldbetten gelegt. Jared zeigte Ian, wie man die Tiefkühlbehälter in Gang setzte. Sie hielten sie bereit, wobei Ian vor der Eiseskälte zurückfuhr. Doc beugte sich über die Frau, das Skalpell in der Hand und die Medikamente aufgereiht.
»Wanda?«, fragte er.
Mein Herz zog sich schmerzhaft zusammen. »Schwörst du, Doc? Alle meine Bedingungen? Versprichst du mir das bei deinem Leben?«
»Ich verspreche es dir. Ich werde all deine Bedingungen erfüllen, Wanda. Ich schwöre es.«
»Jared?«
»Ja. Es wird absolut niemand umgebracht, niemals.«
»Ian?«
»Ich werde sie mit meinem eigenen Leben beschützen, Wanda.«
»Jeb?«
»Dies ist mein Haus. Alle, die etwas gegen diese Vereinbarung einzuwenden haben, müssen gehen.«
Ich nickte mit Tränen in den Augen. »Also gut. Bringen wir es hinter uns.«
Doc, der schon wieder ganz aufgeregt war, machte einen Schnitt in den Nacken der Heilerin, bis er den silbernen Glanz sehen konnte. Er legte das Skalpell schnell beiseite. »Und jetzt?«
Ich legte meine Hand auf seine.
»Taste dich am Rückgrat entlang. Kannst du es spüren? Ertaste die Größe der Abschnitte. Sie werden nach vorne hin kleiner. Okay, am Ende solltest du drei kleine … Stummel fühlen können. Spürst du sie?«
»Ja«, hauchte er.
»Gut. Das sind die vorderen Fühler. Daran orientierst du dich. Jetzt schiebst du ganz vorsichtig den Finger unter den Körper, bis du auf die Reihe der Fortsätze triffst. Sie sind fest gespannt wie Drähte.«
Er nickte.
Ich führte ihn ein Drittel der Strecke hinunter und erklärte ihm, wie er abzählen konnte, wenn er sich unsicher war. Wir hatten keine Zeit, zu zählen, bei all dem Blut, das sie verlor. Ich war mir sicher, dass der Wirt der Heilerin, falls er zurückkehrte, in der Lage war, uns zu helfen - es musste irgendetwas dagegen geben. Ich half Doc, das größte Knötchen zu finden.
»Jetzt reibe es sanft in Richtung des Körpers.
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