Seelen
Massiere es leicht.«
Docs Stimme war plötzlich schrill und wurde leicht panisch. »Es bewegt sich.«
»Das ist gut - das heißt, dass du es richtig machst. Gib ihr Zeit, sich zusammenzuziehen. Warte, bis sie sich ein bisschen nach oben dreht, dann nimm sie in die Hand.«
»Okay.« Seine Stimme zitterte.
Ich streckte den Arm nach Ian aus. »Gib mir deine Hand.«
Ich spürte, wie sich Ians Hand um meine schloss. Ich drehte sie um, bog seine Finger hoch, so dass seine Hand leicht gewölbt war, und zog sie neben Docs OP-Tisch.
»Gib Ian die Seele - vorsichtig, bitte.«
Ian würde den perfekten Assistenten abgeben. Wer sonst würde sich so gut um meine kleinen Verwandten kümmern, wenn ich nicht mehr da war?
Doc legte die Seele in Ians wartende Hand und machte sich dann sofort daran, den menschlichen Körper zu heilen.
Ian betrachtete das silberne Gebilde in seiner Hand, eher staunend als angewidert. Mir wurde ganz warm, als ich seine Reaktion beobachtete.
»Sie ist hübsch«, flüsterte er überrascht.
Unabhängig davon, was er für mich empfand, hatte er einen Parasiten erwartet, einen Tausendfüßler, ein Monster. Die zerstückelten Seelen, die er hier bisher aufgewischt hatte, hatten ihn nicht auf diese Schönheit in seiner Hand vorbereitet.
»Das finde ich auch. Tu sie vorsichtig in deinen Behälter.«
Ian hielt die Seele noch einen Augenblick in seiner gewölbten Hand, als wollte er sich den Anblick und das Gefühl einprägen. Dann ließ er sie ganz behutsam in die Kälte gleiten.
Jared zeigte ihm, wie man den Deckel verschloss.
Eine Last fiel von mir ab.
Es war erledigt. Es war zu spät, um meine Meinung zu ändern. Und es fühlte sich nicht so schrecklich an, wie ich befürchtet hatte, denn ich war sicher, dass sich diese vier Menschen genauso um die Seelen kümmern würden wie ich. Wenn ich nicht mehr da war.
»Passt auf!«, schrie Jeb plötzlich. Er riss das Gewehr hoch und zielte an uns vorbei.
Wir drehten uns zu der Gefahr um und Jareds Tiefkühlbehälter fiel auf den Boden, als er auf den männlichen Heiler zusprang, der auf dem Feldbett kniete und uns entsetzt anstarrte. Ian war geistesgegenwärtig genug, seinen Behälter festzuhalten.
»Chloroform«, schrie Jared, als er sich auf den Heiler stürzte und ihn zurück auf das Feldbett drückte. Aber es war zu spät.
Der Heiler starrte mich direkt an, sein Gesicht war beinahe kindlich in seiner Verwirrung. Ich wusste, warum sein Blick auf mir ruhte - der Schein der Laterne wurde sowohl von seinen als auch von meinen Augen reflektiert und warf Diamantenmuster an die Wand.
»Warum?«, fragte er mich.
Dann wurde sein Gesicht ausdruckslos und sein Körper sackte auf dem Feldbett zusammen. Zwei Blutfäden flossen lautlos aus seinen Nasenlöchern.
»Nein!«, schrie ich und stürzte auf seinen reglosen Körper zu, obwohl ich wusste, dass es bereits zu spät war. »Nein!«
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» E lizabeth?«, fragte ich. »Anne? Karen? Wie heißt du? Komm schon. Ich bin sicher, dass du es weißt.«
Der Körper der Heilerin lag immer noch schlaff auf dem Feldbett. Es war viel Zeit vergangen - ich wusste nicht genau, wieviel. Mehrere Stunden. Ich hatte noch nicht geschlafen, obwohl die Sonne bereits hoch am Himmel stand. Doc war auf den Berg hoch geklettert, um die Planen wegzuräumen, und die Sonne schien nun durch die Löcher in der Decke und wärmte meine Haut. Ich hatte die namenlose Frau zur Seite geschoben, damit sie nicht von der Sonne geblendet wurde.
Jetzt berührte ich vorsichtig ihr Gesicht und strich ihr das weiche braune Haar, das mit weißen Strähnen durchsetzt war, aus der Stirn.
»Julie? Brittany? Angela? Patricia? Bin ich nah dran? Sprich mit mir. Bitte.«
Alle außer Doc - der leise auf einem Feldbett in der dunkelsten Ecke des Krankenflügels schnarchte - waren bereits vor Stunden gegangen. Einige wollten den Wirtskörper beerdigen, den wir verloren hatten. Ich schauderte, als ich an seine ungläubige Mine dachte und daran, wie sein Gesicht plötzlich erschlafft war …
Warum?, hatte er mich gefragt.
Ich wünschte mir so sehr, dass die Seele auf eine Antwort gewartet hätte, so dass ich es ihm hätte erklären können. Vielleicht hätte er es sogar verstanden. Was war schließlich letzten Endes wichtiger als die Liebe? War sie für eine Seele nicht der Kern von allem? Und genau das wäre meine Antwort gewesen: Liebe.
Wenn er gewartet hätte, hätte er vielleicht die Wahrheit erkannt, die darin steckte. Ich war sicher,
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