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Seelen

Titel: Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenie Meyer
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ebenfalls komisch an. Als sei ich nicht … genug? Es fühlte sich an, als sei ich geschrumpft.
    Meine Hände waren wärmer als der Rest meines Körpers, was daran lag, das sie gehalten wurden. Von großen Händen gehalten, die sie richtiggehend verschluckten.
    Es roch eigenartig - muffig und ein bisschen schimmelig. Ich erinnerte mich an den Geruch … aber ich hatte ihn ganz sicher noch nie im Leben gerochen.
    Ich sah nichts als gedämpftes Rot - das Innere meiner Augenlider. Ich wollte sie öffnen und suchte nach den passenden Muskeln.
    »Wanderer? Wir warten alle auf dich, Süße. Mach die Augen auf.«
    Diese Stimme, dieser warme Atem an meinem Ohr, war mir sogar noch vertrauter. Bei dem Klang fühlte ich ein seltsames Prickeln in meinen Adern. Ein Gefühl, das ich nie zuvor gehabt hatte. Es ließ mich den Atem anhalten und meine Finger erzittern.
    Ich wollte das Gesicht sehen, das zu dieser Stimme gehörte.
    Eine Farbe tauchte vor meinem inneren Auge auf - eine Farbe, die mich aus einem weit entfernten Leben zu rufen schien - ein leuchtendes, strahlendes Blau. Das gesamte Universum war tiefblau …
    Und schließlich wusste ich meinen Namen wieder. Ja, es stimmte. Wanderer. Ich war Wanderer. Oder auch Wanda. Daran erinnerte ich mich jetzt.
    Eine leichte Berührung auf meinem Gesicht - ein warmer Druck auf meinen Lippen, meinen Lidern. Ah, da waren sie. Jetzt, wo ich sie entdeckt hatte, konnte ich mit ihnen blinzeln.
    »Sie wacht auf!«, krächzte jemand aufgeregt.
    Jamie. Jamie war hier. Mein Herz machte wieder einen flatterigen kleinen Satz.
    Es dauerte einen Moment, bis ich meine Augen scharf gestellt hatte. Das Blau, das mir in die Augen stach, war ganz falsch - zu blass, zu ausgewaschen. Es war nicht das Blau, nach dem ich mich gesehnt hatte.
    Eine Hand berührte mein Gesicht. »Wanderer?«
    Ich blickte in die Richtung, aus der das Geräusch kam. Die Bewegung meines Kopfes auf meinem Hals fühlte sich so komisch an. Es fühlte sich nicht so an wie früher, aber gleichzeitig fühlte es sich so an wie immer …
    Mein suchender Blick fand das Blau, nach dem ich mich sehnte. Saphir, Schnee und Mitternacht.
    »Ian? Ian, wo bin ich?« Der Klang der Stimme, die aus meiner Kehle kam, erschreckte mich. Sie war so hoch und zwitschernd. Vertraut, aber nicht meine. » Wer bin ich?«
    »Du bist du«, erklärte mir Ian. »Und du bist da, wo du hingehörst.«
    Ich zog eine meiner Hände aus der Riesenhand, die sie festhielt. Ich wollte mein Gesicht berühren, aber jemand streckte die Hand nach mir aus und ich erstarrte.
    Die sich nähernde Hand erstarrte ebenfalls über mir.
    Ich versuchte meine Hand weiterzubewegen, um mich damit zu schützen, aber dadurch bewegte sich die Hand über mir ebenfalls weiter. Ich begann zu zittern und die Hand bebte.
    Oh.
    Ich öffnete und schloss die Hand und betrachtete sie genau.
    War das meine Hand, dieses winzige Ding? Es war eine Kinderhand, abgesehen von den langen rosa-weißen, perfekt gefeilten Nägeln. Die Haut war hell mit einem eigenartigen silbernen Schimmer und - was irgendwie nicht so richtig dazu passte - vereinzelten goldenen Sommersprossen.
    Es war die ungewöhnliche Kombination aus Silber und Gold, die mir wieder das Bild vor Augen rief: Ich konnte ein Gesicht in meinem Kopf sehen, das mir aus einem Spiegel entgegenblickte.
    Die Szenerie dieser Erinnerung brachte mich einen Moment lang aus dem Konzept, weil ich nicht an so viel Zivilisation gewöhnt war - gleichzeitig kannte ich nichts anderes außer Zivilisation. Eine hübsche Frisierkommode mit allem möglichen Nippes darauf. Eine Ansammlung feiner Glasflakons, die die Düfte enthielten, die ich so sehr mochte - ich? Oder sie? Ein Blumentopf mit einer Orchidee. Eine Garnitur Silberkämme.
    Der große, runde Spiegel war von einem Kranz aus Metallrosen eingefasst. Das Gesicht im Spiegel war ebenfalls eher rundlich als oval. Klein. Es hatte die gleiche silberne Tönung wie die Hand - silbern wie Mondlicht - und ebenfalls ein paar goldene Sommersprossen auf dem Nasenrücken. Große, graue Augen, hinter deren Farbe der leichte Silberglanz der Seele hervorschien, von goldenen Wimpern eingerahmt. Blassrosa Lippen, voll und beinahe rund wie die eines Babys. Kleine, regelmäßige weiße Zähne dahinter. Ein Grübchen am Kinn. Und überall, überall wallendes goldenes Haar, das mein Gesicht wie ein heller Lichterkranz umgab und über das Spiegelbild hinausreichte.
    Mein Gesicht oder ihr Gesicht?
    Es war das perfekte Gesicht für

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