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Seelen

Titel: Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenie Meyer
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kann nicht länger als einen oder zwei Herzschläge lang völlig ernst bleiben. »Egal, wie gut du dich versteckst. Ich bin unschlagbar im Versteckspielen.«
    »Zählst du bis zehn?«
    »Ohne zu gucken.«
    »Du bist dran«, murmele ich und versuche zu überspielen, dass meine Stimme tränenschwer klingt.
    »Hab keine Angst. Du schaffst das schon. Du bist stark, du bist schnell und du bist schlau.« Er versucht auch sich selbst davon zu überzeugen.
    Warum verlasse ich ihn überhaupt? Es ist dermaßen unwahrscheinlich, dass Sharon noch ein Mensch ist.
    Aber als ich ihr Gesicht in den Nachrichten gesehen habe, war ich mir so sicher.
    Es war eine ganz normale Beutetour, eine von tausend. Wie immer, wenn wir uns abgeschieden genug, sicher genug fühlten, hatten wir den Fernseher laufen, während wir die Vorratskammer und den Kühlschrank leer räumten. Nur wegen der Wettervorhersage; der todlangweilige Alles-ist-in-bester-Ordnung-Bericht, den die Parasiten für Nachrichten halten, war nicht besonders unterhaltsam. Es waren die Haare, die meine Aufmerksamkeit erregten, das Aufblitzen dieses kräftigen, fast pinkfarbenen Rots, das ich nur von einer Person kenne.
    Ich sehe immer noch ihren Gesichtsausdruck vor mir, als sie aus den Augenwinkeln in die Kamera schaute. Diesen Blick, der besagte: ›Ich versuche, mich unsichtbar zu machen, bitte nimm mich nicht wahr.‹ Sie ging nicht langsam genug, bemühte sich zu angestrengt um ein schlenderndes Schritttempo. Versuchte verzweifelt, nicht aufzufallen.
    Keiner der Bodysnatcher hätte je dieses Bedürfnis.
    Wieso läuft Sharon als Mensch in einer riesigen Stadt wie Chicago herum? Suchen sie noch andere? Eigentlich habe ich gar keine Wahl. Wenn nur die geringste Möglichkeit besteht, dass es noch mehr Menschen da draußen gibt, müssen wir sie finden.
    Und ich muss allein los. Sharon wird vor jedem außer mir davonlaufen - sie wird auch vor mir davonlaufen, aber vielleicht hält sie lange genug inne, dass ich es ihr erklären kann. Ich bin sicher, dass ich ihr Versteck kenne.
    »Und du?«, frage ich ihn mit belegter Stimme. Ich ertrage diese bevorstehende Trennung einfach nicht. »Wirst du hier sicher sein?«
    »Weder Himmel noch Hölle können mich von dir fernhalten, Melanie.«
    Ohne mir Gelegenheit zu geben, durchzuatmen oder die neuen Tränen abzuwischen, feuerte sie die nächste Erinnerung auf mich ab.
    Jamie rollt sich in meinem Arm zusammen - er passt nicht mehr so gut hinein wie früher. Er muss sich richtig zusammenfalten und trotzdem ragen überall seine langen, schlaksigen Gliedmaßen hervor. Seine Arme werden langsam fest und sehnig, aber in diesem Augenblick ist er ein Kind, er zittert, bebt beinahe. Jared belädt den Jeep. Wenn er hier wäre, würde Jamie seine Furcht nicht zeigen. Jamie möchte gern mutig sein, so sein wie Jared.
    »Ich habe Angst«, flüstert er.
    Ich drücke einen Kuss auf sein tiefschwarzes Haar. Sogar hier, zwischen den harzigen Bäumen, riecht es nach Staub und Sonne. Es fühlt sich an, als wäre er ein Teil von mir, als würde die Trennung von ihm die Haut zerreißen, die uns verbindet.
    »Bei Jared bist du sicher.« Ich muss stark sein, egal ob ich mich so fühle oder nicht.
    »Das weiß ich. Ich habe Angst um ›dich‹ . Ich habe Angst, dass du nicht wiederkommst. So wie Dad.«
    Ich zucke zusammen. Als Dad nicht wiederkam - obwohl sein Körper das sehr wohl tat, um die Sucher zu uns zu führen -, war ich von Entsetzen, Angst und Schmerz überwältigt. Was, wenn ich Jamie dasselbe noch einmal antun würde?
    »Ich werde aber wiederkommen. Ich komme immer wieder.«
    »Ich habe Angst«, sagt er noch einmal.
    Ich muss stark sein.
    »Ich verspreche dir, dass alles gut wird. Ich werde wiederkommen. Ich verspreche es dir. Du weißt, dass ich immer halte, was ich verspreche, Jamie. Besonders dir gegenüber.«
    Das Zittern lässt nach. Er glaubt mir. Er vertraut mir.
    Und noch eine:
    Ich kann sie im Stockwerk unter mir hören. Sie werden mich in ein paar Minuten oder Sekunden gefunden haben. Ich kritzele die Wörter auf einen dreckigen Fetzen Zeitungspapier. Sie sind fast unlesbar, aber wenn er sie findet, wird er verstehen:
    Nicht schnell genug. Liebe Dich, liebe Jamie. Geht nicht nach Hause.
    Ich breche nicht nur ihre Herzen, ich stehle ihnen auch den Schutz ihres Zuhauses. Ich stelle mir unser kleines Canyon-Heim verlassen vor, so, wie es von jetzt an immer sein wird. Verlassen oder ein Grab. Ich sehe, wie mein Körper die Sucher zu ihnen

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