Seelen
Mir sagen, was du denkst? Bitte«, murmelt er. Ich kann seinen Atem auf meiner Wange spüren und es dauert ein paar Sekunden, bis ich überhaupt wieder denken kann.
Seine Augen lassen mich vergessen, dass ich mich schäme, dass ich nie wieder etwas sagen wollte.
»Wenn ich jemanden - irgendjemanden - auswählen müsste, mit dem ich auf einem verlassenen Planeten ausgesetzt werden sollte, würde ich mich für dich entscheiden«, flüstere ich. Die Sonne zwischen uns brennt jetzt noch heißer. »Ich will für immer mit dir zusammen sein. Und nicht nur … nicht nur zum Reden. Wenn du mich berührst …« Ich wage es, ganz leicht mit meinen Fingern über die warme Haut seines Arms zu streichen, und es fühlt sich an, als würden die Flammen jetzt aus meinen Fingerspitzen schießen. Sein Arm umschließt mich fester. Kann er das Feuer spüren? »Ich möchte, dass du nie wieder damit aufhörst.« Ich möchte noch deutlicher werden, aber ich finde nicht die richtigen Worte. Ich habe sowieso schon zu viel gesagt. »Wenn du nicht so fühlst, verstehe ich das. Vielleicht geht es dir nicht so wie mir. Dann ist das auch in Ordnung.« Lügen.
»Oh, Mel«, flüstert er mir seufzend ins Ohr und zieht mein Gesicht zu sich heran. Seine Lippen stehen ebenfalls in Flammen, die noch höher züngeln als vorhin und alles verbrennen. Ich weiß nicht, was ich tue, aber das spielt keine Rolle mehr. Ich spüre seine Hände in meinen Haaren und mein Herz ist kurz davor zu zerspringen. Ich kann nicht atmen. Ich ›will‹ nicht atmen.
Aber dann wandern seine Lippen zurück zu meinem Ohr und als ich meine Lippen wieder auf seine zu drücken versuche, hält er mein Gesicht fest.
»Es war ein Wunder - mehr als ein Wunder -, dass ich dich gefunden habe, Melanie. Wenn man mir genau jetzt die Wahl lassen würde, ob ich die Welt zurückgewinnen oder dich behalten will… ich könnte dich nicht aufgeben. Nicht mal, um fünf Milliarden Leben zu retten.«
»Das wäre nicht richtig.«
»Absolut nicht richtig, aber die reine Wahrheit.«
»Jared«, stoße ich hervor und suche erneut nach seinen Lippen. Er weicht zurück und sieht aus, als wollte er etwas sagen. Was gibt es jetzt noch zu sagen?
»Aber…«
»Aber?« Was hat ein ›Aber‹ hier zu suchen? Was könnte nach all diesem Feuer noch kommen, das mit einem ›Aber‹ beginnt?
»Du bist erst siebzehn, Melanie. Und ich sechsundzwanzig.«
»Was spielt das für eine Rolle?«
Er antwortet nicht. Seine Hände streicheln langsam meine Arme und überziehen sie mit Feuer.
»Das kann doch nicht dein Ernst sein.« Ich befreie mich aus seinem Griff, um ihm ins Gesicht sehen zu können. »Das Ende der Welt ist da und du scherst dich noch um Konventionen?«
Er schluckt schwer, bevor er weiterspricht. »Die meisten Konventionen haben einen bestimmten Grund, Mel. Ich käme mir schlecht vor, als würde ich die Situation ausnutzen. Du bist einfach noch sehr jung.«
»Niemand ist mehr jung. Jeder, der bis jetzt überlebt hat, ist uralt.«
Ein Lächeln zieht einen seiner Mundwinkel nach oben. »Vielleicht hast du Recht. Aber es gibt keinen Grund zur Eile.«
»Worauf sollen wir denn warten?«, will ich von ihm wissen.
Er zögert eine ganze Weile, überlegt.
»Na ja, zum einen müssen wir über ein paar ganz … praktische Dinge nachdenken.«
Ich frage mich, ob er nur versucht, auszuweichen. Zeit zu gewinnen. Ich hebe eine Augenbraue und merke, wie ich langsam ungeduldig werde. Ich kann nicht glauben, dass unser Gespräch eine solche Wendung genommen hat. Wenn es wirklich stimmt, dass er mich auch liebt, ergibt das alles hier überhaupt keinen Sinn.
»Schau mal«, erklärt er zögernd. Es sieht fast so aus, als würde er rot unter dem goldenen Braun seiner Haut. »Als ich die Hütte hier mit Vorräten ausgestattet habe, habe ich nicht gerade mit … Gästen gerechnet. Was ich sagen will, ist …« Der Rest des Satzes sprudelt geradezu aus ihm hervor. »Verhütung war nun wirklich das Letzte, woran ich gedacht habe.«
Ich verstehe. »Oh.«
Das Lächeln verschwindet aus seinem Gesicht und einen kurzen Augenblick lang sehe ich zum ersten Mal Zorn darin aufblitzen. Das lässt ihn auf eine Art gefährlich aussehen, die ich von ihm nicht erwartet hätte. »Und in diese Welt hier möchte ich ganz bestimmt kein Kind setzen.«
Die Worte sickern in mich ein und ich schaudere bei dem Gedanken an einen winzigen, unschuldigen Säugling, der seine Augen an diesem Ort öffnen muss. Es ist schlimm genug, Jamies
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