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Seelen

Titel: Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenie Meyer
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wir es hinter uns gelassen hatten, konnte ich weit vor uns einen weiteren Lichtpunkt erkennen.
    »Du bist bestimmt neugierig, wie all das hier entstanden ist.« Wieder eine Pause, aber schon kürzer als die letzte. »Ich war es zumindest. Deshalb habe ich ein bisschen nachgeforscht. Das hier sind Lavaröhren, stell dir vor! Das war mal ein Vulkan. Oder besser gesagt, es ist immer noch einer. Noch nicht vollständig erloschen, wie du gleich sehen wirst. All diese Höhlen und Löcher sind Gasblasen, die von der erstarrenden Lava eingeschlossen wurden. Ich habe hier in den letzten paar Jahrzehnten eine ganze Menge Arbeit reingesteckt. Einiges davon war leicht - um die Röhren miteinander zu verbinden, war nur ein bisschen Muskelkraft nötig. Für andere Sachen brauchte es etwas mehr Einfallsreichtum. Ist dir die Decke in der großen Halle aufgefallen? Es hat mich Jahre gekostet, das richtig hinzukriegen.«
    Ich wollte ihn fragen, wie er das gemacht hatte, aber ich konnte mich nicht überwinden zu sprechen. Am sichersten war es zu schweigen.
    Der Boden begann plötzlich steiler abzufallen. In den Untergrund waren grobe Treppenstufen gehauen, die jedoch ziemlich trittsicher zu sein schienen; Jeb führte mich unbekümmert hinunter. Je tiefer wir kamen, desto heißer und feuchter wurde es. Ich verkrampfte mich, als ich erneut Gemurmel vernahm, diesmal von vorne. Jeb tätschelte sacht meine Hand.
    »Das wird dir gefallen - das finden alle am besten«, versprach er. Durch einen großen, offenen Bogen hindurch schimmerte flackerndes Licht. Es hatte dieselbe Farbe wie das in der großen Halle, fein und weiß, aber es zuckte und tanzte auf eigenartige Weise umher. Wie alles in diesem Höhlensystem, das ich nicht verstand, machte mir dieses Licht Angst.
    »Hier ist es«, sagte Jeb begeistert und zog mich durch den Torbogen. »Was hältst du davon?«

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B esucht
    A ls Erstes überwältigte mich die Hitze - wie eine Wand aus Dampf schlug mir feuchte, schwere Luft entgegen und kondensierte auf meiner Haut. Mein Mund öffnete sich automatisch, als ich versuchte, die plötzlich dichtere Luft einzuatmen. Der Geruch war stärker geworden - dasselbe metallische Aroma, das in meinem Rachen festhing und nach dem auch das Wasser hier schmeckte.
    Das Gemurmel aus Bass- und Sopranstimmen schien von allen Seiten zu kommen und von den Wänden widerzuhallen. Ich spähte ängstlich durch die wirbelnden Dampfwolken und versuchte herauszufinden, wo sich die Stimmen befanden. Es war hell hier - die Decke war so gleißend wie in der großen Halle, aber viel niedriger. Das Licht wurde vom Dampf reflektiert und bildete einen schimmernden Vorhang, der mich blendete. Während meine Augen versuchten sich daran zu gewöhnen, umklammerte ich panisch Jebs Hand.
    Ich war überrascht, dass das seltsam gleichförmige Gemurmel in keinster Weise auf unser Eintreten reagierte. Vielleicht konnten sie uns genauso wenig sehen wie ich sie.
    »Es ist ein bisschen schwül hier drin«, sagte Jeb entschuldigend und wedelte in dem Dampf vor seinem Gesicht herum. Seine Stimme klang entspannt, leutselig und so laut, dass ich vor Schreck zusammenfuhr. Er sprach, als wären wir allein hier. Und das Gemurmel hielt an, ohne sich um seine Stimme zu kümmern.
    »Nicht, dass ich mich beklagen wollte«, fuhr er fort. »Dieses Plätzchen hier hat mir mehr als einmal das Leben gerettet. Das allererste Mal, als ich in den Höhlen festsaß, natürlich. Und ohne Wasser könnten wir uns hier nicht verstecken. Und ohne Versteck wären alle tot, stimmt’s?«
    Er stieß mir vertraulich den Ellbogen in die Seite.
    »Ganz schön praktisch eingerichtet. Ich hätte es mir nicht besser ausdenken können, auch wenn ich das alles selbst geknetet hätte.« Sein Gelächter vertrieb einen Teil des Nebels und jetzt endlich konnte ich den Raum sehen.
    Zwei Flüsse strömten durch das feuchte Gewölbe der Höhle. Das war das Gemurmel, das mir in den Ohren klang - Wasser, das über und unter dem roten Vulkangestein dahinrauschte. Jeb sprach mit mir, als wären wir allein, weil wir tatsächlich allein waren.
    Genau genommen war es eigentlich nur ein Fluss und daneben ein schmaler Bach. Der Bach verlief näher bei uns; ein dünnes, geflochtenes Band, das im Licht von oben silbern glänzte und zwischen niedrigen Steinen dahinfloss; es sah aus, als könnte er jeden Moment überlaufen. Sein Geplätscher klang wie ein feminines, hohes Murmeln.
    Das tiefe Bass-Gurgeln stammte von dem Fluss, genau wie die

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