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Seelen

Titel: Seelen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephenie Meyer
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plötzlichen Stocken aus dem Gleichgewicht gebracht. Er setzte den Fuß auf, um nicht hinzufallen; sein dumpfes Auftreffen war das einzige Geräusch in dem weitläufigen Raum. Es hallte durch die ganze Halle.
    Es war absolut falsch von mir, dankbar für die schreckliche Waffe in Jebs Hand zu sein … aber das war ich. Ich wusste, dass wir ohne sie wahrscheinlich angegriffen worden wären. Diese Menschen würden nicht davor zurückschrecken, Jeb zu verletzen, wenn sie dadurch an mich herankämen. Allerdings war es auch möglich, dass wir trotz des Gewehrs angegriffen wurden. Jeb konnte nicht auf mehr als einen gleichzeitig schießen …
    Das Bild in meinem Kopf war so grässlich, dass ich es nicht ertragen konnte. Ich versuchte mich auf meine unmittelbare Umgebung zu konzentrieren, was schlimm genug war.
    Jeb hielt einen Moment mit gezücktem Gewehr inne. Er sah sich in der Halle um und schien jeden Einzelnen nacheinander mit seinem Blick festzunageln. Es waren nicht mehr als zwanzig Leute, daher dauerte es nicht lange. Als er seine Musterung abgeschlossen hatte, ging er weiter an der linken Wand der Höhle entlang. Mein Herz klopfte mir bis zum Hals, als ich ihm folgte.
    Er ging nicht geradewegs durch die Höhle, sondern hielt sich dicht an der Wand. Ich wunderte mich darüber, bis mir ein großes dunkles Rechteck auffiel, das die Mitte des Fußbodens bedeckte - ein ziemlich großes Rechteck. Niemand stand auf diesem dunkleren Untergrund. Ich hatte so viel Angst, dass ich das Ungewöhnliche daran einfach nur registrierte; ich versuchte noch nicht einmal über eine Erklärung nachzudenken.
    Während wir den schweigenden Raum umrundeten, waren kleine Bewegungen wahrzunehmen. Die vornübergebeugte Frau richtete sich auf und drehte den Oberkörper, um uns nachzublicken. Der gestikulierende Mann verschränkte die Arme vor der Brust. Alle Augen verengten sich und alle Gesichter bekamen einen grimmigen Ausdruck. Aber niemand bewegte sich auf uns zu und niemand sagte etwas. Was auch immer Kyle und die anderen diesen Leuten über ihre Auseinandersetzung mit Jeb erzählt hatten, es schien den Effekt zu haben, den Jeb sich erhoffte.
    Als wir die Ansammlung menschlicher Statuen durchquerten, erkannte ich Sharon und Maggie, die uns von der weiten Mündung einer Höhle her beobachteten. Ihre Gesichter waren ausdruckslos, ihr Blick kalt. Sie sahen nicht mich an, nur Jeb. Er ignorierte sie.
    Es kam mir vor, als seien Jahre vergangen, als wir endlich das andere Ende der Höhle erreichten. Jeb ging auf eine mittelgroße Öffnung zu, die sich in der Helligkeit des Raums schwarz abzeichnete. Die Blicke, die mir folgten, verursachten ein Kribbeln auf meiner Kopfhaut, aber ich wagte nicht mich umzusehen. Der Raum lag immer noch schweigend da, aber ich fürchtete, jemand könnte uns folgen. Ich war erleichtert, als ich in die Dunkelheit des neuen Gangs eintauchen konnte. Jeb fasste mich am Ellbogen, um mich zu führen, und ich zuckte nicht zurück. Das Stimmengewirr hinter uns setzte nicht wieder ein.
    »Na, das lief ja besser als erwartet«, murmelte Jeb, als er mich durch den Gang schob. Seine Worte überraschten mich und ich war froh, dass ich nicht wusste, was genau er erwartet hatte.
    Der Boden unter meinen Füßen wurde abschüssig. Gedämpftes Licht vor uns sorgte dafür, dass ich nicht vollständig blind war.
    »Ich wette, so was wie mein Zuhause hier hast du noch nicht gesehen, hm?« Jebs Stimme war jetzt lauter und hatte wieder den Plauderton von vorhin angenommen. »Hat was, stimmt’s?«
    Er machte eine kurze Pause, falls ich etwas antworten wollte, und fuhr dann fort.
    »Ich hab’s in den Siebzigern gefunden. Besser gesagt hat es mich gefunden. Ich bin durch das Dach der großen Höhle gefallen - jeder andere wäre dabei draufgegangen, aber ich halte mehr aus, als gut für mich ist. Hab eine Weile gebraucht, bis ich den Weg hier raus gefunden habe. Als ich’s endlich geschafft hatte, hatte ich solchen Hunger, dass ich sogar Steine gefressen hätte.
    Ich war damals schon der Letzte auf der Ranch, also konnte ich es niemandem zeigen. Nachdem ich jeden Winkel und jeden Spalt untersucht hatte, war mir klar, was für Möglichkeiten hier drinsteckten. Ich habe beschlossen, dieses Ass im Ärmel zu behalten, nur für den Notfall. So sind wir Stryders - wir sind gerne vorbereitet.«
    Wir gingen an dem gedämpften Licht vorbei - es stammte von einem faustgroßen Loch in der Decke, das einen kleinen Lichtkreis auf den Boden warf. Als

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