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Seelenangst

Seelenangst

Titel: Seelenangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veit Etzold
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Feuer legen. Die Nägel sind gefährlich. Sie werden von Satanisten gesammelt. Es gibt einen Schwarzmarkt für diese Nägel. Genauso wie für geweihte Hostien, die in den schwarzen Messen entweiht werden.«
    »Ich habe einmal gehört«, sagte Clara. »dass die bösen Geister, wenn es sie denn gibt, in die Zukunft schauen können.«
    Don Alvaro schüttelte den Kopf. »Nein, das können sie nicht, auch wenn sie es gerne behaupten. Sie wissen nichts über die absolute Zukunft. Dann nämlich müssten sie in der Ewigkeit existieren, der vollkommenen Abwesenheit von Zeit, wo die Zeit zum Raum wird. Doch in der Ewigkeit existiert allein Gott. Die Geister können aber etwas über die unmittelbare Zukunft sagen.« Er schaute Clara an. »Gesetzt der Fall, Sie, junge Frau, wollen in zwei Wochen in Urlaub fahren. Dann könnte ein Dämon in einer Séance offenbaren, wohin Sie in zwei Wochen reisen.«
    »Und woher weiß er das?«
    »Von anderen, die er belauscht hat. Dämonen können sich innerhalb von Sekundenbruchteilen von einem Ort der Welt zum anderen bewegen. Sie sprechen alle Sprachen, können als körperlose Geister jeden Ort aufsuchen und sämtliche Menschen belauschen. Und einer hat vielleicht belauscht, was sie mit einer Freundin über Ihren Urlaub besprochen hatten. Und schon sieht es so aus, als könne der Geist die Zukunft vorhersagen.«
    »Mit wenig Wissen viel Eindruck machen«, sagte MacDeath. »Erinnert mich irgendwie an Politiker.«
    »Es liegt in der Natur des Dämons, sich als größer darzustellen, als er ist.«
    »Wenn das so ist«, sagte MacDeath, »und man kann diese Phänomene dokumentieren, beweist der Teufel die Existenz des Bösen.« MacDeath schien es zu gefallen, im Chaos all der Theorien von Krankheiten, Psychiatrie und Relativismus endlich einen Schuldigen festmachen zu können, und wenn es eine mittelalterlich anmutende Satansgestalt war. »Gleichzeitig treten Abertausende aus der Kirche aus, weil sie meinen, die kirchlichen Lehren seien irrelevant geworden. Aber wenn das Böse tatsächlich so präsent ist, muss es auch das Gute geben.«
    Don Alvaro nickte. »Wie schon Papst Johannes Paul II. sagte: Wer nicht an den Teufel glaubt, glaubt nicht an das Evangelium.«
    »Warum kann man dann nicht das Böse zeigen, um das Gute zu beweisen?«, bohrte MacDeath weiter. »Warum kann man nicht Besessene zeigen, die diese Nägel ausspucken, um die Existenz Gottes zu beweisen?«
    Clara beobachtete MacDeath. Wie viele hochgebildete Menschen wäre er auch für jeden Hinweis dankbar, der die Existenz des Übersinnlichen zumindest in den Bereich des Möglichen rückte und seine rationale wissenschaftliche Welt infrage stellen könnte. Sie hatten noch nie darüber gesprochen, aber wahrscheinlich gehörte auch MacDeath zu den Menschen, die gerne an etwas glauben würden, es aber nicht konnten, und die für jeden Rettungsanker dankbar waren, selbst wenn es ein Wink des Bösen wäre.
    Doch Don Alvaro schüttelte den Kopf. »Der laute und aggressive Weg ist der des Teufels, nicht aber der Weg des Herrn. Es wäre schön, wenn Wunder jederzeit die Existenz Gottes beweisen könnten, aber wäre das dann noch Glaube? Denn was sagt Paulus? ›Es ist aber der Glaube eine gewisse Zuversicht dessen, was man hofft, und ein Nicht-Zweifel an dem, was man nicht sieht.‹ Hoffen und Nicht-Sehen.« Er schaute seine beiden Besucher an. »Wissen ist nicht glauben.« Er nahm eine Olive vom Teller. »Es ist ja nicht so, dass diese Idee nicht auch schon anderen gekommen wäre. Zum Beispiel dem Satan selbst. Jesus verbringt vierzig Tage fastend in der Wüste. Satan fordert ihn auf, die Steine in Brot zu verwandeln, doch Jesus widersteht und hungert lieber. Satan fordert ihn auf, von der Klippe zu springen. Als Gottes Sohn würde der Herr ihn retten, und das Wunder wäre vollbracht. Aber so handelt Gott nun mal nicht.«
    »Gott bevorzugt den leisen Weg?«, fragte Clara.
    »Ja. Gott ist wie die Organe des Körpers, die alle unbemerkt ihren Dienst tun, bis eines versagt und damit auffällt. Satan jedoch ist keines dieser Organe, die stets einwandfrei und lautlos funktionieren. Satan ist der Zahn, der vereitert ist, grauenvolle Schmerzen verursacht und alle Aufmerksamkeit auf sich zieht, auch wenn alles andere perfekt funktioniert.«
    »Nur Stille ist göttlich?«, fragte Clara, die sich oft nach Stille sehnte und der es schwerfiel, Menschen zu ertragen, die ständig in den höchsten Tönen von sich redeten und prahlten.
    »Ein Baum, der

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