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Seelenangst

Seelenangst

Titel: Seelenangst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veit Etzold
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werden.
    »Also gut«, sagte er. »Zwanzigtausend.«
    Zu Voss’ maßlosem Erstaunen blätterte der Mann die Summe bar auf den Tisch. Voss holte das kostbare Buch aus einem Safe, scannte die Geldscheine, wickelte das Buch sorgfältig ein und steckte es in eine Leinentasche, die er dem Mann über den Tresen reichte.
    Als die Tür hinter dem Fremden zuschlug, ließ Voss sich schwer atmend auf seinen Lederstuhl hinter dem Tresen fallen.
    Das Glas Whisky, das er an diesem Abend trank, war um einiges größer als sonst.

12
    Clara verließ die Aufzugkabine und durchquerte den engen Gang, der zu den Verhörräumen des LKA führte, fünfzehn Meter unter der Erdoberfläche. Hinter der bespiegelten Glasscheibe sah sie Hermann, der die Unterlagen sortierte und die Berichte für die Staatsanwaltschaft und die Gerichtsverhandlung vorbereitete. Die Stühle, auf denen die beiden Täter gesessen hatten, waren leer. Die zwei Polizisten waren ebenfalls gegangen.
    Hermann war über eins neunzig groß, bullig und ein wenig untersetzt mit kahl geschorenem Schädel, normalerweise ein herzensguter Kerl, doch er konnte sehr unangenehm werden, wenn er den richtigen Leuten gegenüberstand. Oder besser gesagt, den falschen Leuten.
    Clara betrat den Raum.
    »Das haben wir ja noch ganz gut hingekriegt«, sagte sie.
    Hermann nickte. »Allerdings. Jetzt reicht’s aber auch.« Er stopfte einen Haufen Papiere in einen roten Eckspanner, der den Stempel der Staatsanwaltschaft trug. »Und die beiden Schweinebacken werden bald wieder Sex haben. Allerdings unfreiwillig.«
    Clara nickte. Sie kannte die Rituale im Knast. Und sie gefielen ihr nicht. Denn auch wenn der Staat Verbrecher bestrafen musste – er durfte kein Umfeld zulassen, in dem keine Gesetze galten. Und genau das war in den meisten Gefängnissen der Fall.
    »Trinken wir nachher ein Bier?«, fragte Hermann.
    »Bier am Montag?« Clara lächelte.
    »Du musst das so sehen«, sagte Hermann und stapelte die Akten übereinander, die er sich dann unter den Arm klemmte, »es ist Montag, und der größte Brocken Arbeit ist erledigt. Dann kann man auch am Montag schon feiern. Oder etwa nicht?«
    Clara zuckte die Schultern und lächelte. »Hat eine gewisse Logik.«
    Ein Schatten näherte sich hinter der Scheibe. Dann war ein zaghaftes Klopfen an der Tür zu vernehmen. Es war Silvia, die Sekretärin, die Clara sich mit einem Kollegen teilte.
    »Tut mir leid, wenn ich störe, Frau Vidalis, aber Dr. von Weinstein muss dringend mit Ihnen sprechen. Es ist sehr wichtig, sagt er.«
    Clara schaute auf ihr Handy, das wegen des Verhörs noch stummgeschaltet war. Sie sah, dass Weinstein bereits vor fünf Minuten versucht hatte, sie zu erreichen. Sie nickte Hermann zu, verließ das Zimmer und sammelte draußen vor der Glasscheibe ihre Unterlagen zusammen.
    »Hat er gesagt, worum es geht?«, wollte sie von Silvia wissen.
    »Nein, nur dass es sehr wichtig ist.« Silvia zuckte die Schultern. »Jedenfalls klang er sehr aufgeregt.«
    »Aufgeregt?«, fragte Clara. Normalerweise war von Weinstein, der stellvertretende Leiter der Rechtsmedizin, ungefähr so aufgeregt wie zehn Tonnen Stein am Grund des Meeres. Da musste sich schon etwas Bedeutsames ereignet haben.
    In ihrem Büro wählte sie Weinsteins Nummer. »Vidalis hier«, sagte sie. »Was gibt’s?«
    »Schlechte Nachrichten. Ich bin hier an einem Tatort in der Friedrichstraße, nahe dem Quartier 101. Die Forensik ist auch schon vor Ort. Ich erreiche Winterfeld nicht und dachte, einer von Ihnen sollte sich das hier mal ansehen, bevor die Spurensicherung loslegt.«
    »Ein Mord?«, fragte Clara.
    »Ja. Ein männliches Opfer. Die Leiche liegt im Büro von Franco Gayo. Möglicherweise ist er es selbst, Identifikation gemäß Papieren positiv.«
    »Irgendwelche Besonderheiten?«
    »Allerdings.« Von Weinstein atmete ein. »Er ist aufs Parkett genagelt worden, Arme und Beine von sich gestreckt.«
    »Mein Gott«, stieß Clara hervor.
    »Und irgendetwas ist in seinem Mund«, fuhr von Weinstein fort. »Wir sind noch nicht sicher, was es ist.«
    Clara erkannte, dass Winterfeld mit seiner Prophezeiung wieder einmal recht behalten hatte. Die Bombe tickte nicht mehr, sie war explodiert.
    »Sonst noch was?«
    »Ja. Der Täter hat ihm ein Schwert durch den Körper gebohrt.«
    Ein Schwert?, dachte Clara verwirrt. »Wie sieht die Wunde aus?«
    »Das können wir derzeit noch nicht sagen.«
    »Wieso? Man muss doch feststellen können, ob er an Blutverlust gestorben ist oder ob

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