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Seelenbrand (German Edition)

Seelenbrand (German Edition)

Titel: Seelenbrand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Mickholz
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betrachtete Marie provokativ von oben bis unten. »Du siehst natürlich so phantastisch aus wie immer!«
    »Ha!« lachte sie und zupfte sich die Gras- und Pflanzenstengel aus den Haaren, die sie seit ihrem Zusammenstoß in der Mine offen trug. Ihre ehemals weiße Bluse und Hose standen vor Dreck, und ihr Gesicht war genauso staubverschmiert wie seine Sachen. Ein Unbeteiligter hätte glauben können, daß sie monatelang auf einer einsamen Insel zugebracht hätten, fernab der Zivilisation, ohne jede Möglichkeit, sich zu waschen.
    »Wie schafft ihr Frauen das nur?«
    »Was?« fragte sie erstaunt zurück. Sie strich sich mit dem Ärmel über ihr Gesicht und verschmierte damit alles nur noch mehr.
    »Eben ... daß ihr trotz derartiger Umstände immer noch so gut ausseht?«
    Sie blieb stehen und sah ihn skeptisch an. »Geht’s dir nicht gut?«
    »Warum?« Er genoß diese kleinen Spielchen mit ihr.
    Hätte sie jetzt in sein Inneres sehen können, dann hätte sie ihm bestimmt ein blaues Auge gehauen, wie damals diesem Trunkenbold auf dem Sommerfest, als der Anstalten gemacht hatte, zudringlich zu werden. Sein muffiges Pfarrhaus war weit weg. Seine Familie ... sein Bischof, sein Gelübde und ... seine Ehre als Pfarrer, wo waren sie? Tja ... der ganze Ballast war gerade mit in die Luft geflogen!
    »He!« drängelte Marie. »Jetzt drück dich nicht um eine Antwort!«
    Er hätte nie gedacht, daß sie lebend aus diesem Stollen herauskommen würden. Das war wirklich knapp, knapp, knapp!
    »Marie!« sagte Pierre feierlich und faßte ihr an die Schulter. »Du bist die erste Frau ...«
    Sie hörte sofort auf in ihren Haaren zu zupfen und sah ihn wie elektrisiert an. »Ja?« flüsterte sie erwartungsvoll.
    »Du bist die erste Frau ...«, er mußte sich ein Grinsen verkneifen, als er merkte, daß sie offensichtlich ein ganz anderes Geständnis von ihm erwartete, »... mit der ich jemals in die Luft geflogen bin!«
    Schweigen.
    Kurz darauf hallte ihr Lachen durch das ganze Tal. Sie konnten sich gar nicht wieder beruhigen. Marie wischte sich einige Tränen aus dem Augenwinkel mit dem Ergebnis, daß ihr verschmiertes Gesicht unfreiwillig nun auch noch eine Kriegsbemalung dazubekam. Marie setzte sich schließlich entspannt auf einen großen Felsen am Wegesrand.
    »Wäre das nicht eine verdammte Verschwendung gewesen ...«, lachte er und deutete auf den Burgturm der Blancheforts, »... wenn wir da oben umgekommen wären? Und das alles nur so ... aus Versehen!« Er schüttelte den Kopf und ließ sich neben Marie auf dem Stein nieder. »Aber wer hätte denn auch ahnen können, daß da überall Schwarzpulver herumliegt. Es ist mir sowieso rätselhaft, wo das Zeug herkommt. Kann das noch mit den Minen zusammenhängen ... und den Bergbauarbeiten? Weißt du, ob hier in letzter Zeit noch gegraben worden ist?«
    »Nein«, sie überlegte kurz, »davon hätte ich bestimmt gehört. Ich war ja schließlich mit der Staffelei ständig in der Gegend hier unterwegs.«
    »Hm? Aber dieses kleine Fäßchen mit dem Schießpulver war doch da. Wir haben es schließlich beide gesehen! Es war doch keine Einbildung!«
    Marie nickte. »Vielleicht hat es jemand vergessen oder dort liegen lassen, weil es kaputt war?«
    »So kaputt war das Zeug wiederum auch nicht!« Pierre schüttelte sich den Staub und einige kleine Steinchen aus seinen Haaren. »Aber ich glaube, du hast recht! Es war nur ein Versehen, daß wir da hineingeraten sind. Und wenn unser Phantom keinen anderen Ausgang kennt ...«, er machte eine Pause, »... dann sind wir es nun endgültig los!«
    Sie nickte. »Der Eingang ist wirklich total verschüttet. Nicht auszudenken, wenn dort mehr als dieses eine Fäßchen herumgelegen hätte ... Puuh! So etwas hab’ ich in meinem ganzen Leben noch nicht gehört. Diese gewaltige Explosion!«
    »Hey!« Er stieß sie leicht in die Seite. »Nun hör auf zu grübeln!Wir sitzen doch schließlich gesund und munter in der Sonne!« Er breitete seine Arme zum Himmel aus. »Was will man mehr?« seufzte er und ließ sich hintenüberfallen.
    »Also ich kenn’ da jemanden«, sagte sie, »der wollte heute morgen einfach abreisen.«
    Er nickte und klopfte ihr anerkennend auf die Schulter. »Ja! Ich glaube ... daß ich mich dafür bei dir bedanken muß. Du hast mich vor einer katastrophalen Fehlentscheidung bewahrt! Es wäre die zweite meines Lebens gewesen. Ich hätte ...«, angestrengt fixierte er plötzlich einen Punkt in der Ferne, während er langsam weitersprach, »...

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