Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Seelenbrand (German Edition)

Seelenbrand (German Edition)

Titel: Seelenbrand (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ralf Mickholz
Vom Netzwerk:
zögerlich.
    Pierre nickte. »Ja, richtig. Aber ein Dominikaner in einem 1912er Rolls-Royce Silver Ghost ... sogar als Landaulet-Ausführung!«
    »... der auf dem Weg nach Rennes ist!« fügte sie langsam und ratlos hinzu.
    Pierre beobachtete die letzten Staubwolken in der Ferne. »Ich hab’ so ein Prachtstück noch nie aus der Nähe gesehen. Es ist einfach unglaublich!« Er erhob sich vom Felsen. »Erinnere mich daran, daß ich dir mal meine Automobilzeitschriften zeige, wenn wir wieder im Pfarrhaus sind.« Wie verzaubert blickte er immer noch zum Horizont. »Phantastisch! Und das in meiner Pfarrei!«
    »Interessiert es dich denn gar nicht, was dieser ungehobelte Dominikaner bei uns im Dorf will?« Marie hatte sich ebenfalls erhoben und klopfte sich den Staub aus ihrer ehemals weißen Hose.
    »Hm?« nachdenklich sah er sie an. »Du hast recht! Wir sollten wirklich herausfinden, was er hier will. Aber eins sage ich dir ...«, sie hatten sich bereits wieder querfeldein auf den Rückweg gemacht, »... nur die Anwesenheit einer Dame hat mich gerade davon abgehalten, das unverschämte Jüngelchen aus seinem Dominikanergewand herauszuprügeln!«
    Sie blieben stehen und Marie musterte ihn eindringlich. »Du würdest einen Geistlichen schlagen? Wirklich?«
    »Sieh mich an!« Breitbeinig baute er sich vor ihr auf und präsentierteihr seine verdreckten Hände und sein an einigen Stellen aufgerissenes Hemd. »Gestern noch hätte ich sie gewissermaßen als Amtsbrüder betrachtet – ob freundlich oder nicht – aber heute ...« Er schüttelte den Kopf. »Wir haben keinen gemeinsamen Gott mehr!«
    Sie gingen weiter den grünen Hang hinauf.
    »Ich glaub’ es einfach nicht!« sagte Marie nach einer Weile. »Du hättest ihn einfach geschlagen, wenn ich nicht da gewesen wäre? Ich erkenne dich nicht wieder!«
    »Tja, ich glaube das Knäblein hätte wirklich eine Lektion verdient. Außerdem hab’ ich natürlich jedes Wort verstanden, das dieser fromme Pater von sich gegeben hat. Wenn er glaubt, das Geräusch des Motors hätte all diese Unflätigkeiten – mit denen er uns beleidigt hat – überdeckt ... dann hat er sich getäuscht!«
    Sie blieben stehen und sahen auf die alte Pilgerstraße hinunter, die von hier oben betrachtet bereits zu einem schmalen Band geschrumpft war.
    »Dieses Wunderwerk der Technik heißt ja nicht umsonst Silver Ghost !«
    »Was hat das Auto mit einem Geist zu tun?« fragte Marie. »Wie kann man sich überhaupt derartig für ein solches Knatterding begeistern?«
    »Der wassergekühlte Sechszylinder mit den seitlich stehenden Ventilen läuft so leise ... eben wie ein schwebender Geist ... und schafft dabei noch 111 Sachen!«
    »Wassergekühlter ... Was ?« Marie schüttelte ihren Kopf. »Ich verstehe kein Wort! Und welchen Sinn macht es überhaupt mit ... 111 Sachen durch die Gegend zu rasen? So ein Unsinn! Ich glaub’ es nicht! Typisch Mann!«
    »Ja, ja, gleichfalls! Typisch Frau!« schmunzelte Pierre. »Saufen dürfen wir nicht, fremden Frauen nachzugaffen ist verboten ... und selbst das Fahren im Automobil wollt ihr uns auch noch vermiesen!«
    »Das stimmt ja überhaupt nicht!« entrüstete sie sich, als sie schließlich den Weg erreichten, der nach Rennes hinaufführte. »Aber mal von dieser typisch männlichen Antwort abgesehen ...«, dieses verbale Herumgeschubse schien so recht nach ihrem Geschmack zu sein, »... fragst du dich nicht, was dieser Dominikaner ...«
    »Ich glaube allmählich ... es waren mindestens zwei«, unterbrach er sie. »Dieses bissige Jüngelchen war garantiert nur der zähnefletschende Köter seines Herrn, der hinten drin saß. Wir haben es hier bestimmt mit zwei Dominikanerpatres zu tun. Aber du hast recht. Je länger ich darüber nachdenke, desto unwohler wird mir!«
    »Warum? Gibt es einen Grund für deine Sorge?«
    Er nickte. »Das kann man wohl sagen. Und dieser Grund trägt – genau wie unser Freund von vorhin – eine schwarzweiße Kutte und gilt als die wohl schlimmste Heimsuchung, die einen Pfarrer in seiner Gemeinde erwischen kann.«
    Marie blieb stehen. »Na, jetzt bin ich aber mal gespannt!«
    Pierre wurde ernst und sah sie an. »Ich hoffe, daß ich mich irre. Aber wenn nicht ...«, er atmete tief durch, »... dann stehen uns wirklich rauhe Zeiten bevor.«
    »Hat das mit diesen Dominikanern zu tun?«
    Er nickte. »Mein schlimmster Alptraum! Pater Zacharias!« Pierre schwieg einen Augenblick und seufzte. »Er ist ein enger Freund des Bischofs. Wir einfachen

Weitere Kostenlose Bücher